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Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal (Naturschutzgebiet)

Das Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal ist ein Naturschutzgebiet im südlichen Stormarn.

Lage

Das Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal liegt an der Grenze zu Hamburg. Es wird im Norden von der U-Bahnlinie 1 des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) begrenzt, im Osten und Süden von den Siedlungen Waldgut Hagen sowie Am Hagen. Südöstlich liegen die zwei kleineren Teilflächen Brauner Hirsch und Dänenteich, im Westen die Bahnstrecke Hamburg-Lübeck.

Geschichte

Das Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal entstand im Zuge der Weichsel-Kaltzeit im Randbereich des Skandinavischen Eisschilds. Unter dem Gletschereis abfließendes Schmelzwasser schuf durch Erosion die charakteristische, in südwestlicher Richtung verlaufende 0,2 bis 2 km breite und bis auf Hamburger Gebiet reichende 7 km lange Rinne.

Die eiszeitliche Prägung der Landschaft zeigt sich ebenfalls an den Wartenbergen als Teil der Endmoräne, dem Oser, einem Wallberg im Nordosten, sowie den als Drumlins bezeichneten rückenförmigen Hügeln in der Niederung westlich des Forstes Hagen. In Toteislöchern, sogenannten Söllen, bildeten sich Seen wie der Ahrensfelder Teich und der Dänenteich, die zunehmend vermoorten.

In den 1930er-Jahren wurden Hopfenbach und Stellmoorer Quellfluss begradigt und in das Gelände eingetieft.

1982 stellte das Land Schleswig-Holstein das Tunneltal samt angrenzenden Hängen unter Naturschutz. Seit 1984 betreut der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V. das Gebiet.

Blick über das Tunneltal, 1966

Flora und Fauna

Flora und Fauna sind geprägt vom nach Norden zur Aue fließenden Hopfenbach und dem Richtung Süden fließenden Stellmoorer Quellfluss, einem Zufluss der Wandse. Im Norden befinden sich in den feuchten Niederungen um den ehemaligen Ahrensfelder Teich mit seinen Hochmoorresten Schilf-Röhrichte sowie Erlen-, Birken- und Weidenbruchwälder, teils als Übergangsbiotope zum Moorwald, sowie u. a. Bestände von Sumpf-Calla und Sumpfveilchen. Im Nordwesten entlang der Bahnstrecke finden sich Pfeifengras-Stadien, Torfmoos-Teppiche und kleinflächige Wollgras-Bestände.

Der Mittelteil zeichnet sich durch einen mosaikartigen Wechsel von Feuchtgrünland, seggen- und binsenreichen Nasswiesen, Sumpfflächen, Hochstaudenfluren, Erlen-Bruchwald und Kleingewässern aus. Wie auch im Norden finden sich an feuchten Standorten Seggen, Farne, Torfmoose sowie Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut. In der vermoorten Niederung werden Sandrücken von Magerrasen eingenommen, auf einem Geestrücken im Osten liegt der Forst Hagen.

Den Süden kennzeichnet Feuchtgrünland mit Vorkommen z. B. von Wiesenschaumkraut, Sumpfdotterblume und Kuckuckslichtnelke.

Im Teilgebiet Brauner Hirsch, einem vermoorten Toteisloch, finden sich Vorkommen von Schilfröhricht, Bruchwaldreste und Übergangsbiotope zum Moorwald. Das Teilgebiet Dänenteich besteht v. a. aus Dauergrünland sowie einem kleinen Sumpfwald. Beide Gebiete werden von der Dänenbek durchflossen.

In den feuchten Gebieten kommen Libellenarten wie die seltene Mond-Azur-Jungfer, die Große Königslibelle und die Kleine Pechlibelle ebenso vor wie Amphibien, z. B. Knoblauch- und Erdkröte sowie Moor- und Grasfrosch. Die Feuchtwiesen sind Lebensraum für bodenbrütende Vögel wie Kiebitz, Bekassine und Wachtelkönig. In den Bruchwäldern leben Kraniche, an den Gewässern Eisvögel und in Schilfzonen die Rohrweihe.

Außerdem besteht hier eines der größten Vorkommen des Kammmolchs in Schleswig-Holstein. Die vom Aussterben bedrohte Fischart des Schlammpeitzgers lebt im Hopfenbach.

Ökologische Bedeutung

Seit 2007 ist das Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal im Rahmen des NATURA 2000-Schutzgebietsnetzwerks der EU als Teilgebiet des Flora-Fauna-Habitats „Kammmolchgebiet Höltigbaum/Stellmoor“ anerkannt. Als Trittstein zu weiteren Biotopen kommt dem ökologisch vielfältigen Gebiet überregionale Bedeutung zu.

Als besonders erhaltenswerte Lebensraumtypen gelten der Waldmeister-Buchenwald, die bodensauren Eichenwälder, Bestände von Hainsimsen-Buchenwald und zwei Weiher im Nordteil als natürlich nährstoffreiche Seen.

Südlich schließt sich das zu Hamburg gehörende Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal an.

Nutzung

Das von vier Straßen durchquerte Tunneltal dient der Naherholung. Reit- und Wanderwege mit Infotafeln durchziehen es, u. a. der archäologische Alfred-Rust-Wanderweg und eine auf Pontons lagernde, 320 m lange Brücke über das Moor.

Der nach dem Zweiten Weltkrieg mit Nadelbäumen aufgeforstete Forst Hagen wird von der Stadt Ahrensburg nach den Kriterien des naturnahen Waldbaus genutzt. Im Gebiet bestehen drei Jagdbezirke. Die Grünlandflächen werden landwirtschaftlich mäßig intensiv genutzt.

Besonderheiten

Ab den 1930er-Jahren führte u. a. Alfred Rust planmäßige archäologische Grabungen in dem Gebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal (Archäologisches Denkmal) durch. 1977 wurde es als Grabungsschutzgebiet ausgewiesen.

Im Nordwesten des Naturschutzgebietes befinden sich Überreste der mittelalterlichen Burg Arnesvelde.

Angesichts aktueller Planungen zur Erweiterung der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck um zwei Gleise und damit zunehmendem Verkehr kritisieren Bürgerinitiativen und Umweltschutzverbände die zu erwartenden Belastungen des Naturschutzgebietes.

Persönlichkeiten

Alfred Rust GND: 118604317

Findling, 1972

Datierung Schutzstellung

16.08.1982

Begründung Schutzstellung

Ziel ist die Erhaltung eines für Norddeutschland beispielhaften, eiszeitlichen Tunneltals samt der Vielfalt der eiszeitlichen Bildungen auch im Randbereich des Tals und einer großen Anzahl von Sumpf- und Wasserpflanzengesellschaften mit Übergängen zu Bruchwäldern und Eichen-Birkenwäldern.

14 400
Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal (Naturschutzgebiet) local_florist 53.6552320000 10.2176000000

GPS-Standort

53° 39' 18'' N, 10° 13' 3'' O

Größe

3,39 km2

höchster Punkt

58 m über NN

tiefster Punkt

31 m über NN

Strukturansicht

Literatur

  • Vries, Rolf von : Das Naturschutzgebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal. 2014, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn ..., Großhansdorf: ProFunda-Verl., 1983, 33(2015), Seite 54-63, GVK: 1007174560
  • Grube, Friedrich : Das Stellmoorer Tunneltal Geologie. 1991, In: Naturschutz und Landschaftspflege im Kreis Stormarn, Neumünster: Wachholtz, 1991, (1991), Seite 68-69, GVK: 1002691486
  • Fischer, Wolfram : Das Naturschutzgebiet "Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal Flora, Fauna, Wasser. 1991, In: Naturschutz und Landschaftspflege im Kreis Stormarn, Neumünster: Wachholtz, 1991, (1991), Seite 71-79, GVK: 1002691796
  • Ohnesorge, Dieter : Das Naturschutzgebiet "Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal" Pflege und Betreuung. 1991, In: Naturschutz und Landschaftspflege im Kreis Stormarn, Neumünster: Wachholtz, 1991, (1991), Seite 80-84, GVK: 1002691931

Weitere Literatur