Lebenslauf
Julia von Reventlow war die Tochter des Unternehmers und Gutsbesitzers Heinrich Carl von Schimmelmann, der durch atlantischen Dreieckshandel zu großem Reichtum gekommen war. Sie wuchs mit einer Schwester und fünf Brüdern im Kopenhagener Stadtpalais der Familie und im Herrenhaus Schloss Ahrensburg auf. 1778 zog die Familie auf das Adlige Gut Wandsbek. Ihr Bruder Ernst von Schimmelmann stieg zum dänischen Finanzminister auf, ihre Schwester Caroline von Baudissin lebte auf dem Adligen Gut Knoop bei Kiel.
Julia heiratete 1779 in der Schlosskirche Ahrensburg Friedrich Karl von Reventlow. Mit ihm zog sie 1781 nach Stockholm, wo er bis 1783 den Posten des dänischen Gesandten innehatte. Nach einer Italienreise 1783/84 lebten sie 1785-1787 in London, wo Reventlow ebenfalls als Gesandter amtierte. Im Sommer 1790 ließ sich das Paar auf dem Adligen Gut Emkendorf nieder. Dort bildete sich in den folgenden Jahren ein kulturell und politisch interessierter Kreis von Männern und Frauen, zu denen Gutsbesitzer, Beamte, Schriftsteller, Philosophen und vor der Französischen Revolution geflohene Adelige gehörten. 1795-1797 reisten Julia und Friedrich von Reventlow noch einmal nach Italien, wo sie Gemälde und Kunstschätze für die Ausstattung des Gutshauses erwarben.
Julia war wie ihr Mann lutherisch-orthodox geprägt, ihre Frömmigkeit wies aber auch pietistische Züge auf. Sie hatte Verbindungen zum Zürcher Theologen Johann Caspar Lavater sowie zum katholischen Kreis von Münster. Um 1800 näherte sie sich unter dem Einfluss ihrer Freunde Friedrich Leopold zu Stolberg und Amalia von Gallitzin dem Katholizismus an. Die vermutlich an Schwindsucht Erkrankte war darüber hinaus befreundet mit Friedrich Gottlieb Klopstock und Matthias Claudius.
Julia von Reventlow und ihr Mann blieben kinderlos, zeitweise lebte Ina Holk als Pflegetochter auf dem Gut. 1814 adoptierte das Paar die Söhne von Julias Nichte Caroline Friederike Merchier de Criminil, geb. Schimmelmann (1778-1858), Joseph und Heinrich.