Veröffentlicht

Schlosskirche Ahrensburg

Die 1596 geweihte Schlosskirche gehört zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Ahrensburg.

Ostansicht, 1961

Außenarchitektur

Die Ahrensburger Schlosskirche ist ein rechteckiger Saalbau. Auf dem Walmdach sitzt mittig ein Dachreiter mit Uhr, offener Laterne, vergoldeter Kugel und Wetterfahne.

Auf der Nordseite ist eine Grabkapelle angebaut, im Westen ein niedriger zweigeschossiger Turm mit rustizierten Kanten und einem Zeltdach über der Glockenstube. Östlich schließt der ehemalige Friedhof an, mit historischen Gräbern u. a. der Familie von Schimmelmann.

Im Norden und Süden flankieren die Gottesbuden in Ahrensburg die Kirche.

Chorraum mit Kanzelaltar, Herrschafts- und Pastorenstühlen, Taufengel, ca. 1985

Innenarchitektur

Der Saal ist mit einer flachen Kassettendecke überspannt, Engelsköpfe tragen 56 kleine Kreuzrippengewölbe mit taubenblauen Kappen und goldgelbem Sternendekor.

Der barocke Kanzelaltar von 1716 mit seinem fünfseitigen Korb trägt reiche Schnitzereien. Der bewegliche Taufengel im Altarraum stammt aus demselben Jahr, ebenso die zwei schwarzen, golden verzierten Pastorenstühle in den östlichen Ecken. Davor steht je ein roter, goldverzierter Herrschaftsstuhl mit dem Spiegelmonogramm der Familie Rantzau. Das vordere Bankgestühl besitzt noch originale Seitenwangen.

Die Orgel auf der Westempore verfügt über einen mit rot-goldenem Schnitzwerk verzierten Prospekt von 1745. An den seitlichen Wänden hängen Porträts und Epitaphien der fünf ersten Pastoren der Kirche.

An der Nordwand führt ein Portal mit Schweifgiebel samt mehrzeiliger Inschrift und vier Wappen in die Grabkapelle mit dem Sandsteinsarkophag Detlev Rantzaus.

Materialien

Die Kirche wurde aus Backsteinen über einem Granitsockel errichtet und ist mit roten Ziegeln gedeckt.

Stiftertafel, 1993

Geschichte

Peter Rantzau, Besitzer des Adligen Gutes Ahrensburg ließ anstelle einer älteren Kapelle die Schlosskirche ab 1594 als Gutskirche sowie Grablege seiner Familie errichten. Die Weihe fand am 13.05.1596 statt. Die Kirche besaß senkrechte Giebel sowie Rundbogenfenster unter einem Satteldach mit Dachreiter.

1631 richteten Truppen in der Kirche Schäden an. 1640 wurde auf der neuen Empore eine Orgel von Friedrich Stellwagen aufgestellt, 1645 auf dem Kirchhof ein hölzerner Glockenturm.

Im Nordischen Krieg beschädigten schwedische Truppen um 1713 das Grabdenkmal für Peter Rantzau vor dem Altar.

Detlev Rantzau ließ 1716 das Kircheninnere in spätbarockem Stil umgestalten: Die Kanzel wurde von der Nordseite in den Altarraum versetzt, ein schwebender, beweglicher Taufengel im Chorraum aufgehängt. Der Holzbildhauer Christian Carl Döbel fertigte neben dem Kanzelaltar auch die Herrschafts- und Pastorenstühle an. 1745 wurde die Orgel erneuert, das Dach zum Walmdach umgebaut und die Grabkapelle errichtet.

Unter Heinrich Carl von Schimmelmann errichtete dessen Hofbaumeister Carl Gottlob Horn 1778 den neuen Turm samt Eingangshalle. Ab 1804 ersetzte ein Zeltdach den kupferverkleideten Turmhelm.

1856 wurden Fenster mit neugotischen Spitzbögen und bunten Glasfenstern eingebaut, die Orgel durch Johann Conrad Rudolph Wohlien und Johann Carl Eduard Erdland aus Altona (heute Hamburg) umgebaut.

Zum 300-jährigen Jubiläum der Kirche 1895 leitete der Hamburger Architekt Carl Julius Faulwasser die Restaurierung und die Kirche bekam eine Zentralheizung. Die beiden Ostfenster erhielten Buntglasfenster aus den Hannoveraner Glasmalwerkstätten Henning & Andres.

Im Ersten Weltkrieg mussten zwei Glocken, die zinnernen Orgelpfeifen sowie das Kupfer des Dachreiters abgeliefert werden. 1924 wurde die Kirche elektrifiziert, 1925 zwei neue Glocken geweiht. 1933 restaurierte die Firma Walcker aus Ludwigsburg (Baden-Württemberg) die Orgel.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche 1942 und 1945 beschädigt, die Ostfenster zerstört. Mitte der 1950er-Jahre konnten die erneut abgelieferten Glocken ersetzt werden. 1959 wurden die Fenster nach Motiven des Grafikers Hermann Jürgens aus Godramstein (Rheinland-Pfalz) neu verglast sowie Ausbesserungen an Dach, Fundament, Gruft und Decke vorgenommen.

Umfangreiche Renovierungsmaßnahmen betrafen 1963/64 die Empore, die Ausmalung und den Altarraum. 1969 erweiterte und erneuerte die Firma Marcussen & Søn (Apenrade, Dänemark) die Orgel. In der Folge erhielten die Fenster eine einheitliche Verglasung ohne Motive, 1971 wurde für die Verbreiterung der Straße der Treppenaufgang verändert.

Vor dem 400-jährigen Jubiläum ließ die Gemeinde 1990 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchführen, die Ausmalung des Gewölbes wieder herstellen und Kronleuchter im barocken Stil einbauen. Ab 2013 fanden Restaurierungsarbeiten an Altar, Logen, Orgelprospekt und Turm statt.

Deckengewölbe und Orgelempore, 1956

Bedeutung

Die Kirche ist einer der ersten Kirchenneubauten in Schleswig-Holstein nach der Reformation. Ihre kleinteilige Kassettendecke ist einzigartig im Bundesland.

Nutzung

Die Kirche wird zu Gottesdiensten, kirchlichen Feiern sowie Konzerten und Vorträgen genutzt.

Erhaltungszustand

Die Kirche befindet sich in einem guten Zustand. Aus der Entstehungszeit stammen neben großen Teilen des Mauerwerks der hölzerne Altartisch, Bankwangen des vorderen Gestühls sowie eine 1591 von H. Lunebarch gegossene Glocke.

Portal zur Grabkapelle von Detlev Rantzau, 1956

Besonderheiten

Ursprünglich als Peterskirche benannt, dem Namenspatron des Stifters, wurde sie zunehmend als Woldenhorner Kirche bezeichnet, ab dem 19. Jahrhundert als Schlosskirche.

Die Inschrift über dem Portal zur Grabkapelle enthält ein Kryptogramm, eine bis heute nicht entschlüsselte Buchstabenfolge. In der zugemauerten Gruft unter dem Altar befinden sich noch drei Särge der Familie Rantzau.

Der Dachreiter ist nördlicher Bezugspunkt für die axiale Neuanlage des Dorfes Woldenhorn ab 1760.

Persönlichkeiten

Peter Rantzau GND: 1069510416
Detlev Rantzau GND: 137185030
Heinrich Carl von Schimmelmann GND: 118917323
Carl Gottlob Horn GND: 129298379
Friedrich Stellwagen GND: 129298379

Datierung Schutzstellung

27.03.1968

Begründung Schutzstellung

Die Schlosskirche steht mitsamt ihrer Ausstattung, dem Kirchhof und den Gottesbuden aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen sowie die Kulturlandschaft prägenden Gründen unter Denkmalschutz.

14 400
Schlosskirche Ahrensburg business 53.6779490000 10.2403430000

Ort

Am Alten Markt 3 22629 Ahrensburg

GPS-Standort

53° 40' 40'' N, 10° 14' 25'' O

Auftraggeber

Peter Rantzau

Errichtungsdatum

1594-1596

Strukturansicht

Literatur

  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz 1969, GVK: 021009430
  • 400 Jahre Schloß und Kirche Ahrensburg Grafen, Lehrer und Pastoren. Husum, Husum 1995, GVK: 18478185X

Weitere Literatur