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Arthur Goldschmidt

Arthur Goldschmidt war ein deutscher Jurist und Stormarner Lokal- und Kreispolitiker, der wegen seiner jüdischen Herkunft in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde.

Ausbildung

Arthur Goldschmidt besuchte das Wilhelm-Gymnasium im Hamburger Vorort Rotherbaum. Ab 1892 studierte er in Freiburg im Breisgau Rechtswissenschaften. Sein erstes juristisches Staatsexamen bestand er am 1895 in Berlin. Am 19.07.1895 wurde er Referendar, einen Tag später erfolgte seine Promotion an der Juristischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Sein zweites juristisches Staatsexamen bestand er am 1899 in Hamburg.

Beruflicher Werdegang

Nach dreijähriger Assessorenzeit wurde Arthur Goldschmidt am 01.02.1902 als Richter am Amtsgericht in Hamburg vereidigt. Am 06.01.1913 erfolgte seine Ernennung zum Richter am Landgericht in Hamburg und am 16.11.1917 seine Wahl zum Rat am Hanseatischen Oberlandesgericht. Daneben war er Gutachter und Schiedsrichter in Seestreitigkeiten. Einen wiederholten Ruf an das Reichsgericht in Leipzig lehnte er wegen der schwachen Gesundheit seiner Frau ab. Von den Nationalsozialisten wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft Anfang April 1933 beurlaubt und infolge eines Beschlusses des Reichsstatthalters Karl Kaufmann mit Ablauf des 30.11.1933 in den Ruhestand versetzt.

Lebenslauf

Seine Kindheit verbrachte Arthur Goldschmidt mit seinen Eltern und vier Geschwistern in Berlin. Bereits vorher waren seine Eltern aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten. 1889 ließ sich die Familie evangelisch taufen und zog in das Grindelviertel im Hamburger Vorort Rotherbaum.

Während seines Studiums blieb Goldschmidt wegen seiner jüdischen Herkunft die Mitgliedschaft in mehreren Studentenverbindungen verwehrt. So schloss er sich der vergleichsweise liberalen Akademischen Vereinigung Albingia an.

Am 10.05.1905 heiratete Goldschmidt in Kassel Toni Katharina Jeanette Horschitz, genannt Kitty, die ebenfalls einer getauften jüdischen Familie entstammte. Das Ehepaar zog nach Hamburg-Eppendorf, wo 1906 ihre Tochter Ilse Maria zur Welt kam.

1916 siedelte die Familie nach Reinbek über, wo Goldschmidt noch im selben Jahr für die Deutsche Volkspartei (DVP) in die Gemeindevertretung gewählt wurde.

Goldschmidt beteiligte sich am gesellschaftlichen Leben, u. a. im 1921 gegründeten Tontaubenclub Sachsenwald. Er war Mitglied der Hamburger Gesellschaft Harmonie von 1789 und des Überseeclubs Hamburg. Auch der Lichtwark-Stiftung gehörte Goldschmidt, der selbst ein begabter Zeichner und Maler war, an. Befreundet war er u. a. mit Albert Ballin und Detlev von Liliencron.

1924 und 1928 wurden die Söhne Alfred Erich und Jürgen Arthur, der sich später Georges-Arthur Goldschmidt nannte, geboren.

Nach seiner Zwangspensionierung und dem Ausschluss aus der Gemeindevertretung 1933 wurde die Malerei Goldschmidts Lebensinhalt. Als ein Erlass des Reichserziehungsministers vom 02.07.1937 jüdischen Schülern den Übergang zum Gymnasium erschwerte, beschlossen Goldschmidts, ihre Söhne im Mai 1938 im Ausland in Sicherheit zu bringen.

Nachdem die am 25.10.1941 vorgesehene Deportation der Goldschmidts kurzfristig aufgeschoben worden war, setzten sich der Reinbeker Bürgermeister Eduard Claußen sowie Landrat Rolf Breusing bei der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) für eine weitere Aussetzung ein.

Die drohende Deportation und die Kündigung einer Hypothek durch die Sparkasse des Kreises Stormarn zwangen Goldschmidt zum Verkauf seiner 1919 erworbenen Villa. Am 26.11.1941 veräußerte er sie an seinen Freund Carl Dobbertin. Dieser überließ sie anschließend mietfrei Goldschmidts nichtjüdischem Schwiegersohn Ludwig Landgrebe und dessen Familie.

Vom ständigen Verfolgungsdruck entkräftet, starb Kitty Goldschmidt am 02.06.1942. Am 20.07.1942 wurde Goldschmidt in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Hier gründete er eine evangelische Gemeinde und dokumentierte das Leben im Lager in zahlreichen Kohlezeichnungen.

Nach der Befreiung im Mai 1945 kehrte Goldschmidt nach Reinbek zurück, wo er Mitbegründer der Ortsgruppe der CDU war. 1946 erfolgte seine Wahl zum stellvertretenden Bürgermeister und zum Abgeordneten des Stormarner Kreistags. Darüber hinaus beteiligte er sich an der Gründung der Volkshochschule Sachsenwald, an deren Eröffnungstag er unerwartet starb.

Ehrungen und Preise

In Reinbek wurde der Arthur-Goldschmidt-Weg nach ihm benannt.

Besonderheiten

Vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Kückallee erinnern zwei Stolpersteine an Arthur Goldschmidt und seine Frau sowie in der Maria-Magdalenen-Kirche eine Gedenktafel an ihn.

Vor diesem nach ihm benannten Arthur-Goldschmidt-Haus gibt eine Zeittafel Auskunft über dessen Geschichte.

Persönlichkeiten

Karl Kaufmann GND: 119367270
Albert Ballin GND: 118652133
Detlev von Liliencron GND: 118572954
Georges-Arthur Goldschmidt GND: 119216361

Links

Wikipediaartikel „Arthur Goldschmidt“: https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Goldschmidt_(Jurist) (Zugriff am 05.08.2022)

Julia Sextl, Reinbeker Kirche erinnert an Arthur Goldschmidt: https://www.abendblatt.de/region/stormarn/article134243428/Reinbeker-Kirche-erinnert-an-Arthur-Goldschmidt.html (Zugriff am 09.09.2022)

Arthur-Goldschmidt-Haus: https://www.kultur-stormarn.de/stormarn-smart-entdecken/reinbek/view/32 (Zugriff am 09.09.2022)

Familienname

Goldschmidt

vollständige Vornamen

Arthur Felix

Rufname

Arthur

Geburtsdatum

30.04.1873

Geburtsort

Berlin

Sterbedatum

09.02.1947

Sterbeort

Reinbek

Begräbnisort

Friedhof Reinbek

Geschlecht

männlich

Religion

seit 1889 evangelisch

Berufe

Richter

Funktionen, Rang

Oberlandesgerichtsrat

Ehe-/Lebenspartner

Toni Katharina Jeanette Goldschmidt, geb. Horschitz (1882–1942)

Kinder

eine Tochter, zwei Söhne

Eltern

Alfred Oscar Goldschmidt (1841–1899); Pauline Goldschmidt, geb. Lassar (1845–1919)

Strukturansicht

Literatur von der Person

  • Goldschmidt, Arthur : Geschichte der evang. Gemeinde Theresienstadt 1942–1945. Tübingen, Furche-Verl. 1948, GVK: 019842619

Literatur

  • Landgrebe, Detlev : Kückallee 37, eine Kindheit am Rande des Holocaust. Rheinbach, CMZ-Verl. 2009, GVK: 587557494
  • Morisse, Heiko : Ausgrenzung und Verfolgung der Hamburger jüdischen Juristen im Nationalsozialismus. Göttingen, Wallstein-Verl. 2013, GVK: 731356810
  • Günther, Barbara : Den Menschen verpflichtet: Geschichte der Sparkasse Stormarn und ihrer Vorgängerinstitute 1820–2005. Neumünster, Wachholtz 2005, GVK: 504714392
  • Müller, Henning K. : Die Stormarner Landräte und der Nationalsozialismus. [Bad Oldesloe], Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn 2018, GVK: 1040337368

Weitere Literatur