Veröffentlicht

Detlev von Liliencron

Detlev von Liliencron war ein deutscher Lyriker, Prosa- und Bühnenautor, der seine letzten Lebensjahre in der Landgemeinde Alt-Rahlstedt verbrachte.

Ausbildung

Als Kind erhielt Detlev von Liliencron Unterricht von Hauslehrern und an einer Privatschule. Ab Ostern 1854 besuchte er die Kieler Gelehrtenschule. Da er eine Laufbahn beim preußischen Militär anstrebte, wechselte er 1861 nach Erfurt auf ein Realgymnasium, das er 1862 ein Jahr vor dem Abitur ohne Abschluss verließ. Danach nahm er Privatunterricht, weil seine schulischen Leistungen für einen Offiziersanwärter nicht reichten. 1863 wurde er in die Berliner Kadettenanstalt aufgenommen und anschließend zum Westfälischen Füsilier-Regiment Nr. 37 in Mainz versetzt, wo er seinen Dienst als Dreijährig-Freiwilliger begann. Zwei Jahre später erhielt er das Reifezeugnis zum Offizier.

Beruflicher Werdegang

1865 zum Leutnant befördert, nahm Liliencron 1866 am Preußisch-Österreichischen Krieg und 1870 am Deutsch-Französischen Krieg teil. Wegen Schulden bat er 1871 erstmals, 1875 endgültig um Abschied aus dem aktiven Militärdienst im Rang eines Premierleutnants. Er emigrierte in die USA, wo er u. a. als Sprach- und Klavierlehrer arbeitete. 1877 kehrte er zurück und begann 1879 eine Ausbildung beim Landratsamt des Kreises Eckernförde. Nach einer Tätigkeit beim Landratsamt des Kreises Plön erhielt er 1882 eine Stelle als Hardesvogt auf Pellworm. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Hauptmann der Landwehr der Reserve. 1883 wurde er Kirchspielvogt in Kellinghusen. Hochverschuldet schied Liliencron zwei Jahre später wegen drohender Pfändung seiner Dienstbezüge aus dem Staatsdienst aus und lebte fortan als freier Schriftsteller.

Lebenslauf

Friedrich Adolf Axel von Liliencron wurde als Kind eines dänischen Zollbeamten und einer deutsch-amerikanischen Offizierstochter in Kiel geboren. Später nannte er sich nach einem Vorfahren Detlev. Sein Großvater Andreas von Liliencron hatte das Familienerbe infolge einer nichtstandesgemäßen Ehe verloren.

Während seiner Militärzeit lebte er finanziell über seine Verhältnisse und schrieb zugleich erste Gedichte. Die Tätigkeit auf Pellworm bot ihm literarische Anregungen, u. a. für die zu seinen bekanntesten Werken zählende Sturmflut-Ballade „Trutz, Blanke Hans“. Außerdem veröffentlichte er Gedichte in Zeitschriften. Sein 1881 erschienener erster Lyrikband „Adjutantenritte“ machte ihn in Kreisen der Naturalisten bekannt. Auch die Jahre in Kellinghusen waren literarisch fruchtbar. 1888 wurde die Prosasammlung „Unter flatternden Fahnen“, 1889 „Der Mäcen. Erzählungen“ verlegt. Liliencron pflegte nun Kontakte zum Friedrichshagener Dichterkreis und zur Breslauer Dichterschule.

1890/91 hielt er sich in München auf, wo er u. a. bei Otto Julius Bierbaum wohnte und den Zyklus „Der Haidegänger“ vollendete. 1891 mietete er ein Zimmer im Altonaer Stadtteil Ottensen und schloss Bekanntschaft mit den Schriftstellern Otto Ernst und Gustav Falke. Mit „Krieg und Frieden“ veröffentlichte er 1891 letztmalig Kriegsnovellen.

1892 zog er an die Palmaille in Altona. Nach zwei gescheiterten Ehen lernte er 1893 Anna Micheel kennen, im Folgejahr wurde ihre Tochter Abel geboren. Liliencron zielte nun darauf, auch mit Vortragsreisen Geld zu verdienen. Seinem Freund Richard Dehmel widmete er 1896 sein Hauptwerk, das Epos „Poggfred“. Kurz vor der Geburt des gemeinsamen Sohnes Wulf heiratete er 1900 Anna Micheel. Mit seiner Familie zog er 1901 in die Landgemeinde Alt-Rahlstedt in eine Wohnung, für die u. a. seine Förderin Elisabeth Förster-Nietzsche vorerst die Miete übernahm.

1908 vollendete Liliencron seinen autobiografischen Roman „Leben und Lüge“, in dem das Gut Tangstedt als Tangbüttel erkennbar wird.

Bedeutung

Detlev von Liliencron war einer der bedeutendsten Lyriker in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches und gilt als Wegbereiter moderner Dichtkunst. Seine Werke beeinflussten die Naturalisten, einige seiner Großstadtgedichte wiesen bereits auf den frühen Expressionismus hin. Liliencrons eigenständiger Stil fand große Anerkennung bei Karl Kraus und prägte Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal.

Ehrenämter

1904 Berufung als Schöffe an das Amtsgericht Ahrensburg

Postkarte des Grabmals auf dem Friedhof Rahlstedt, 1918

Ehrungen und Preise

1903 Wilhelm II. von Preußen gewährt ein jährliches Ehrengehalt von 2.000 Mark

1909 Ehrendoktorwürde der Universität Kiel

Besonderheiten

Die von Richard Josef Luksch für Liliencron geschaffene Grabfigur des rosenstreuenden Mädchens zählt zu den bedeutendsten Grabmälern im Raum Hamburg. Zusammen mit dem Rahlstedter Liliencronpark wurde 1934 ein von Arthur Wiechert entworfenes, dem Dichter gewidmetes Denkmal der Öffentlichkeit übergeben.

Persönlichkeiten

Otto Ernst (Schmidt) GND: 118682342
Richard Dehmel GND: 118679236
Gustav Falke GND: 118685929
Elisabeth Förster-Nietzsche GND: 11853419X
Karl Kraus GND: 118566288
Rainer Maria Rilke GND: 118601024
Hugo von Hofmannsthal GND: 118552759
Wilhelm II. von Preußen GND: 118632892
Richard Josef Luksch GND: 118575244

Links

Artikel in Neue Deutsche Biographie 14 (1985): https://www.deutsche-biographie.de/sfz51403.html#indexcontent (Zugriff am 21.07.2021)

Familienname

von Liliencron

vollständige Vornamen

Friedrich Adolf Axel

Rufname

Detlev

Geburtsdatum

03.06.1844

Geburtsort

Kiel

Sterbedatum

22.07.1909

Sterbeort

Alt-Rahlstedt

Begräbnisort

Friedhof Rahlstedt

Geschlecht

männlich

Religion

evangelisch

Berufe

Offizier, Verwaltungsmitarbeiter

Funktionen, Rang

Hauptmann, Hardesvogt, Kirchspielvogt

Ehe-/Lebenspartner

1. Ehe (1878-1885): Helene von Liliencron, geb. von Bodenhausen (1854-1932); 2. Ehe (1887-1892): Augusta von Liliencron, geb. Brandt (unbekannt-ca. 1904); 3. Ehe (1900-1909): Anna von Liliencron, geb. Micheel (Michael) (1866-1945)

Kinder

eine Tochter und ein Sohn aus 3. Ehe

Eltern

Louis Ernst von Liliencron (1802-1892), Adeline Sylvestra von Liliencron, geb. von Harten (1808-1872)

Strukturansicht

Literatur von der Person

  • Liliencron, Detlev von 1844-1909 : Ausgewählte Werke. Neumünster, Wachholtz 2009, GVK: 596056745

Literatur

  • Die drei Leben des Detlev von Liliencron die Kellinghusener Jahre. Vaale, Ed. Plotz 1994, GVK: 152554262
  • Detlev von Liliencron (1844 - 1909) Gedenkschrift zum 150. Geburtstag des Dichters (1994) und Ausstellungs-Katalog zum 100. Todestag am 22. Juli 2009 "Poeten-Werkstatt", Liliencrons Rahlstedter Arbeitszimmer, Aula des Gymnasiums Rahlstedt. [Hamburg-Rahlstedt], 2009, GVK: 605299641
  • Reichardt, Christa : Der Dichter Detlev von Liliencron und Ahrensburg. Hamburg, Historischer Arbeitskreis 1989, GVK: 043098436
  • Artist, Royalist, Anarchist das abenteuerliche Leben des Baron Detlev Freiherr von Liliencron 1844 - 1909 ; Ausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky ; 2. Juni bis 15. Juli 1994. Herzberg, Bautz 1994, GVK: 185170420
  • Griese, Volker : Detlev von Liliencron Chronik eines Dichterlebens. Norderstedt, BoD - Books on Demand , GVK: 865162956

Weitere Literatur