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St. Johanneskirche

Die St. Johanneskirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ahrensburg liegt im Westen der Stadt Ahrensburg.

Ansicht von Südosten, 1962

Außenarchitektur

Die St. Johanneskirche ist ein mit roten Vormauerziegeln verkleideter Stahlbetonbau auf einem unregelmäßigen sechseckigen, axialsymmetrischen Grundriss. Das Kirchenschiff verjüngt sich stark gen Westen. Im Nordwesten ist die Sakristei angefügt.

Das Dach mit seinem waagerechten First ist an den Seiten zeltartig tief herabgezogen, die unteren Dachkanten aus Beton sind weiß abgesetzt.

Im Osten tritt der knapp 40 m hohe kupfergedeckte Turm aus dem Kirchenschiff heraus. Er besitzt eine schlanke fünfeckige Helmpyramide mit waagerechten, schlitzartigen Schallöffnungen für das Glockengeläut.

Orgelempore und Buntglasfenster, 1967

Innenarchitektur

Die weiß verputzten Wände verlaufen nach Westen zum leicht erhöhten Altarbereich aufeinander zu. Die ca. 330 Plätze bietenden beiden Blöcke des hölzernen Kirchengestühls stehen in leichtem Winkel zueinander. Die Schrägen der holzverschalten Decke sind teils tief herabgezogen.

Hinter dem Altar befindet sich ein bronzenes Relief des Hamburger Bildhauers Fritz Fleer mit einer Darstellung des letzten Abendmahls. Von ihm stammt wohl auch das Relief am Türgriff, das einen Fisch zeigt.

Der Künstler Ernst Günter Hansing entwarf die Betonglasfenster, darunter das wandhohe sogenannte Christusfenster links neben dem Altar, je fünf kleine sechseckige Fenster an den Seitenwänden, je vier raumhohe Fensterbahnen beidseits der Orgelempore sowie die Fenster in der Sakristei.

Die neobarock intonierte Orgel stammt aus der Werkstatt der Firma Emil Hammer, Hannover. Das von Otto Andersen (Hamburg und Meldorf) entworfene bronzene Taufbecken trägt eine Umschrift aus einem Paulusbrief.

Eine vom Förderkreis gestiftete kleine abstrakte Skulptur von Babette Fischer (Ahrensburg und Bremerhaven) neben dem Altar erinnert an die Wiedereröffnung der Kirche 2014.

Die drei Stahlguss-Glocken tragen Inschriften aus dem Johannesevangelium.

Materialien

Weitere verwendete Materialien neben Stahlbeton und Ziegeln sind schwarzer Schiefer für den Fußboden sowie Fichtenholz für die Decke. Taufstein, Kanzel und Altarblock wurden aus Sellenberger Muschelkalk gefertigt.

Grundsteinlegung, 1960

Geschichte

Die seit 1950 bestehende evangelisch-lutherische Kirchengemeinde im Ahrensburger Stadtteil Reesenbüttel initiierte im November 1958 einen beschränkten Architektenwettbewerb für den ersten Neubau einer evangelischen Kirche in Ahrensburg nach dem Zweiten Weltkrieg. Den Auftrag zum Bau der St. Johanneskirche sowie eines neuen Gemeindesaals im Anschluss an das 1952 errichtete Pastorat erhielt der Architekt Otto Andersen (Hamburg und Meldorf).

Am 04.09.1960 wurde in Anwesenheit des Propstes von Stormarn, Peter Hansen Petersen, der Grundstein gelegt. Am 25.02.1962 nahm Wilhelm Halfmann, Bischof von Holstein, die Weihe vor.

Die 1967 eingebaute Orgel auf der Empore wurde 1988 und 2021 generalüberholt. Vor 2000 wurde das Dach neu eingedeckt.

Im Februar 2013 beschloss der Kirchengemeinderat Ahrensburg aufgrund finanzieller Probleme, die Entwidmung der St. Johanneskirche durch den zuständigen Kirchenkreis Hamburg-Ost in die Wege zu leiten, nachdem bereits Pastorat und Gemeindehaus zum Verkauf standen.

Am 30.06.2013 wurde in Anwesenheit des Stormarner Propstes Hans-Jürgen Buhl der letzte reguläre Gottesdienst in der Kirche gefeiert. Die Kirche war danach mehrere Monate geschlossen.

Aus einem Initiativkreis von Gemeindemitgliedern, der sich für den Erhalt der Kirche einsetzte, gründete sich im Mai 2013 der Förderverein St. Johannes Ahrensburg e. V. In der Folge hielt der Förderverein als Zeichen des Protests über 40 sonntägliche Laienandachten vor der geschlossenen Kirche ab.

Im März 2014 schlossen Kirchengemeinderat und Förderverein eine Nutzungs- und Finanzierungsvereinbarung über die mittlerweile denkmalgeschützte Kirche, wonach der Verein die jährlichen Unterhalts- und Betriebskosten durch Spenden sowie ehrenamtlich zu leistende Arbeit übernimmt. Neben regelmäßigen Gottesdiensten waren zudem Laienandachten weiter möglich. Mit einem Ostergottesdienst wurde die Kirche am 20.04.2014 wieder geöffnet.

Im Oktober 2017 beschloss der neu gewählte Kirchengemeinderat, den Antrag auf Entwidmung zurückzuziehen.

Bedeutung

Die St. Johanneskirche mitsamt ihrer erhaltenen bauzeitlichen Ausstattung und den zeittypischen Anlehnungen an die Formen von Zelt und Schiff ist ein bedeutendes Beispiel der Nachkriegsmoderne.

Churchnight, 2022

Nutzung

Neben Gottesdiensten und kirchlichen Feiern finden in der St. Johanneskirche Konzerte, u. a. des Kammerorchesters St. Johannes und der Kantorei St. Johannes, statt. Regelmäßig gibt es Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen, literarische Veranstaltungen sowie den jährlichen Martinsmarkt und die Teilnahme an der multimedialen Ahrensburger Churchnight.

Erhaltungszustand

Die St. Johanneskirche verfügt über ein unverändertes Äußeres sowie einen im Original erhaltenen Innenraum samt Ausstattung. Unter energetischen Aspekten entspricht sie nicht mehr aktuellen Standards.

Persönlichkeiten

Otto Andersen GND: 1133384706
Ernst Günter Hansing GND: 118545795
Fritz Fleer GND: 118533835
Peter Hansen Petersen GND: 1026802008
Wilhelm Halfmann GND: 118700952

Datierung Schutzstellung

11.07.2013

Begründung Schutzstellung

Die St. Johanneskirche mitsamt ihrer Ausstattung ist aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen erhaltenswert.

Links

Website zu Geschichte, Architektur und Ausstattung des Baus: www.st-johannes-ahrensburg.de/unsere-kirche/ (Zugriff am 10.02.2025)

Website zu Altar und Kirchenfenstern der St. Johanneskirche: https://moderne-kirchen.sh-kunst.de/ahrensburg-st.johannes (Zugriff am 16.12.2024)

Website zur Orgel der St. Johanneskirche: www.kirche-ahrensburg.de/kirchenmusik/die-orgel-der-st-johanneskirche (Zugriff am 16.12.2024)

14 400
St. Johanneskirche business 53.6750150000 10.2216540000

Ort

Rudolf-Kinau-Str. 19, 22926 Ahrensburg

GPS-Standort

53° 40' 30'' N, 10° 13' 17'' O

Auftraggeber

Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Ahrensburg

Planer/Architekt

Otto Andersen

Errichtungsdatum

1960–1962

Strukturansicht

Literatur

  • Rauterberg, Claus : Der Architekt Otto Andersen (1924–1981) und seine Kirchenbauten in Schleswig-Holstein und Hamburg. 2003, In: DenkMal!, Heide: Westholsteinische Verl.-Anst. Boyens, 1994, 10(2003), S. 89–100, GVK: 366500953
  • Lohr, Axel : Kirchenglasmalereien in Hamburg und Schleswig-Holstein. [Kiel], Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte , GVK: 1853756172
  • Alberts, Klaus : Der Architekt Otto Andersen. 2024, In: Schleswig-Holstein, Bosau: Wohnungswirtschaft Heute Verl., 1949, (2024), Winter/Frühjahr, S. 60–107, GVK: 1878186728

Weitere Literatur