Befunde/Funde
Die besonderen klimatischen und naturräumlichen Gegebenheiten des Stellmoor-Ahrensburger Tunneltales nach Rückzug der letzten Vereisung erlaubten mit Tundra und Toteisteichen die saisonale Besiedlung durch spätpaläolithische, auf die Rentierjagd spezialisierte Wildbeutergruppen. Sie gelten in der Forschung als Ableger der südlicher beheimateten Magdalénien-Kultur.
Aufbauend auf Vorarbeiten von Gustav Schwantes konnten anhand der Funde und Befunde im Tunneltal zwei Kulturkomplexe definiert und stratigrafisch wie typologisch unterschieden werden: die Hamburger Kultur (ca. 12.700-11.900 v. Chr.) und, nach einer erneuten Kältephase, die Ahrensburger Kultur (ca. 10.760-9.600 v. Chr.). Funde aus der Zwischenzeit werden den Federmesser-Gruppen zugeordnet.
Die archäologischen Grabungen erbrachten zahlreiche Stein- und Feuersteinartefakte, darunter Flintgeräte wie Bohrer, Riemenschneider, Stichel, Kratzer und Zinken sowie Kerbspitzen (Hamburger Kultur), Stielspitzen und Mikrolithen (Ahrensburger Kultur) für Speere und Speerschleudern. Aus Knochen und Rentiergeweih fertigte man unter anderem Hacken, Beile und Harpunen.
Während zur Zeit der Hamburger Kultur die Pirschjagd auf Großherden der Rentiere dominierte, belegen immense Mengen von Tierknochen aus der Ahrensburger Kulturstufe intensiv betriebene Treibjagden. Hinzu kam ein breites Spektrum anderer Jagdtiere. Bearbeitungsspuren ermöglichen die Rekonstruktion verschiedener Techniken von Jagd und Beutezerlegung. Relikte von Wohnzelten und -hütten sowie umgebende Steinartefakte bieten Hinweise auf Alltags- und Arbeitsgeschehen.
Aus Schichten der Hamburger Kultur stammen die bislang frühesten Nachweise von Kunst in Nordeuropa, aus der Ahrensburger Stufe die weltweit ältesten, mit Flintspitzen versehenen Holzpfeile.
Im nordwestlichen Bereich des Grabungsschutzgebietes befinden sich am Rand des Forst Hagen 71 oberirdisch erhaltene, vermutlich aus der vorrömischen Eisenzeit (ca. 500 v. Chr.–0) stammende flache Steinhügel.
Eine 1974 entdeckte, erst teilweise untersuchte Fundstelle im Bereich der ehemaligen Mülldeponie zwischen Wandse und Stellmoorer Quellfluss zeugt von einer bäuerlichen Siedlung von ca. 50 v. Chr. bis ins zweite Jahrhundert n. Chr.