Lebenslauf
Matthias Claudius wurde als viertes von sechs Kindern des lutherischen Pastors Matthias Claudius in Reinfeld geboren. Dieser stammte bereits in sechster Generation aus einer Pastorenfamilie. Matthias‘ Mutter Maria, geb. Lorck, war die zweite Ehefrau seines Vaters. Matthias wuchs im Pastorenhaushalt auf und musste im Alter von elf Jahren den Tod dreier seiner Geschwister verschmerzen. Mit seinem älteren Bruder Josias ging er 1759 gemeinsam zum Studium nach Jena. Im Jahr darauf überstand er die Blattern (Pocken), während sein Bruder daran starb. 1762 kehrte Matthias nach Reinfeld in sein Elternhaus zurück und blieb dort – mit Ausnahme des einjährigen beruflichen Aufenthalts in Kopenhagen – bis 1768.
Bereits in Jena war Claudius der „Deutschen Gesellschaft“ zur Förderung deutscher Sprache und Literatur beigetreten und hatte erste kleine Erzählungen und Lieder geschrieben. Sein 1763 erschienenes erstes Buch „Tändeleyen und Erzählungen" wurde jedoch von Kritikern als stilistische Nachahmung bekannter Gedichte abgelehnt. In Kopenhagen lernte er Christian und Leopold zu Stolberg-Stolberg kennen und fand Zugang zum Kreis um Friedrich Gottlieb Klopstock. Durch ihn erfuhr er wesentliche Impulse für sein literarisches Schaffen. Als Redakteur in Hamburg knüpfte er dann auch Verbindungen zu Johann Gottfried Herder, Gotthold Ephraim Lessing und dem Verleger Johann Joachim Christoph Bode.
Im Januar 1771 verlegte Claudius seinen Wohnsitz ins stormarnsche Wandsbek. Dem „Wandsbecker Bothen“, den er schon bald in den Augen seiner Leserschaft selbst verkörperte, verlieh er schnell ein besonderes Ansehen in der literarischen Welt – mit seinen eigenen Dichtungen, darunter einem fiktiven Briefwechsel des Asmus mit dessen Vetter Andres, und durch die Anwerbung prominenter Autoren aus den Kreisen der Stürmer und Dränger sowie des Göttinger Hainbundes.
Am 15.03.1772 heiratete Matthias Claudius in der Wandsbeker Kirche die 17-jährige Anna Rebekka Behn, Tochter eines dortigen Zimmermeisters und Gastwirts. Mit ihr bekam er bis 1794 zwölf Kinder, von denen das erste, ein Sohn, kurz nach der Geburt verstarb. Während seiner Tätigkeit für die Wandsbeker Zeitung vervollkommnete er in Gedichten wie Prosa seinen ganz persönlichen literarischen Stil. Am 12.08.1774 wurde er in die Hamburger Freimaurerloge „Zu den drei Rosen“ aufgenommen und blieb Logenbruder auch in anderen Logen bis Anfang der 1780er-Jahre.
Von seiner Stellung in Darmstadt kehrte Claudius mit seiner Familie bereits im Mai 1777 nach Wandsbek zurück, infolge einer Erkrankung und weil ihm die hierarchischen Strukturen der fürstlichen Residenzstadt nicht behagten. In Stormarn besserte er den Lebensunterhalt für seine Familie mit Übersetzungen auf und durch das Unterrichten von Kindern, die er in Pension nahm. Viele seiner literarischen Arbeiten veröffentlichte er in acht Teilen zwischen 1775 und 1812 unter dem Titel „ASMUS omnia sua SECUM portans oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen". Sie verhalfen ihm zu überregionaler Berühmtheit und zahlreichen Besuchern. Finanzielle Unterstützung erhielt die Familie durch wohlhabende Freunde. Erst ein bescheidener Ehrensold, den der dänische Kronprinz Friedrich Claudius ab 1785 zukommen ließ, verbesserte die Lage. Von den aufklärerischen Idealen seiner Jugend wandte er sich in den 1780er-Jahren ab und zunehmend einer politisch und theologisch konservativen Haltung zu.
Claudius’ Übersetzertätigkeit, die er bis ins 19. Jahrhundert ausübte, bezog sich u. a. auf Schriften von Jean Terrasson, Andrew Michael Ramsay, Francois Fénelon und Louis Claude de St. Martin.
Im August 1813 flohen Claudius und seine Frau aus dem durch die Kriegswirren der Franzosenzeit unsicher gewordenen Wandsbek. Nach Aufenthalten in Kiel und Lübeck zogen sie im Dezember 1814, als Matthias Claudius bereits schwer erkrankt war, in das Haus seiner ältesten Tochter und seines Schwiegersohnes, des Verlegers Friedrich Christoph Perthes, am Hamburger Jungfernstieg. Dort verstarb Claudius am 21.01.1815.