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Landgemeinde Ahrensburg

Die preußische Landgemeinde Ahrensburg ging aus dem Gutsdorf Woldenhorn des Adligen Gutes Ahrensburg hervor.

Lage

Die Landgemeinde Ahrensburg lag im mittleren Bereich des Kreises, nordöstlich von Hamburg. Sie war umschlossen von den Stormarner Landgemeinden Hoisbüttel und Bünningstedt im Nordwesten, Delingsdorf im Norden, Hammoor und Todendorf im Nordosten, Siek, Meilsdorf und Ahrensfelde im Südosten sowie Braak und Stapelfeld im Süden. Im Osten grenzte sie an die zu Hamburg gehörende Landgemeinde Großhansdorf-Schmalenbeck, im Süden an die Landgemeinde Rahlstedt, im Südwesten an den Hamburger Stadtteil Volksdorf.

Ortsgliederung

Um den alten Ortskern lagen im Nordwesten die Siedlungen Daheim und Heimgarten, im Norden Beimoor und Kremerberg, im Südosten ein Villengebiet, im Süden die Siedlung Waldgut Hagen und die Franz-Seldte-Siedlung sowie im Südwesten Wulfsdorf.

Geschichte

Nach der Annektierung der Herzogtümer Schleswig und Holstein 1867 durch Preußen entstand auf Basis der neuen Landgemeindeordnung am 07.06.1869 aus dem bisherigen Dorf Woldenhorn des Adligen Gutes Ahrensburg die Landgemeinde Ahrensburg. Ab dem 01.10.1889 gehörte sie dem neu errichteten Amtsbezirk Ahrensburg, ab 21.06.1912 dem Amtsbezirk Ahrensburg-Woldenhorn und ab 17.05.1930 erneut dem Amtsbezirk Ahrensburg an.

Die Anbindung an die Bahnstrecke Hamburg-Lübeck ließ Ahrensburg im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einem stark frequentierten Ausflugsort werden. Nach der Cholera-Epidemie 1892 verlegten zahlreiche wohlhabende Hamburger ihren Wohnsitz nach Ahrensburg. Östlich der Bahnstation entstanden Villengebiete.

Während die Zahl großer Bauernstellen 1875–1909 abnahm, prosperierte das Gastgewerbe. Außerdem siedelten sich immer mehr Händler und Gewerbetreibende an. Der wirtschaftliche Aufschwung zog einen Ausbau der Infrastruktur nach sich, Straßen und Alleen wurden erneuert sowie Teile des spätbarocken Ortsgrundrisses an der Großen Straße zu Grünanlagen umgestaltet. Die Gemeindeverwaltung bezog 1907 erstmals eigene Räume in der Großen Straße.

Spätestens ab 1927 gab es in der Landgemeinde eine Ortsgruppe der NSDAP. Von Mai 1929 bis September 1932 war Ahrensburg unter Heinrich Backhaus Sitz der NS-Kreisleitung.

Ab 1928 wuchs die 586 ha umfassende Landgemeinde auf 3.009 ha an. Mit der Auflösung des Gutsbezirks Ahrensburg zum 30.09.1928 gelangten ehemalige Gutsländereien an sie, 1928 wurden auch die Landgemeinden Wulfsdorf und Beimoor sowie 1929 die Landgemeinde Kremerberg eingemeindet. In Richtung Reesenbüttel und auf dem Steinkamp entstanden erste neue Siedlungen. Nach der Aufgabe von Herrenhaus als Wohnsitz und Wirtschaftsbetrieb des Gutes 1932 erwarb die Landgemeinde weitere Landflächen von der Familie von Schimmelmann. Ab 1933 wurden die Siedlungen Daheim und Heimgarten, die Franz-Seldte-Siedlung (ab 1936 Siedlung Am Hagen) und die Siedlung Waldgut Hagen u. a. für Kleinsiedler aus Hamburg oder als Wochenendsiedlung für dortige Bürger erbaut.

Mit Einführung der neuen Gemeindeordnung zum 01.04.1935 entstand aus der Landgemeinde die Gemeinde Ahrensburg.

Politik und Verwaltung

Gemeindevorsteher:

Heinrich Bartke 1935
Richard Meyer 1933–1935
Hugo Schilling 1926–1933
Bindewald (kommissarisch) 1925–1926
Willi Werner 1920–1925
Ludwig Lorenz 1919–1920
Friedrich Knutzen 1910–1919
Hans Heinrich Matthias Eggers 1906–1910
Ernst Ziese 1897–1906
Christian Schmidt 1888–1897
Carl Barckmann 1876–1888
Gottlieb Green 1868–1876

Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung

Jahr: Einwohner:
1933 5.560
1925 4.777
1905 3.178
1895 2.469
1885 2.181
1880 1.558

Wirtschaft

Die ca. 38 Landwirtschaftsbetriebe hatten nach Auflösung der Gutswirtschaft ihre bewirtschafteten Flächen vergrößert. Neben der Mühle am Schlossteich und einer Meierei arbeiteten in der Landgemeinde mehrere Gärtnereien und Baumschulen. Das Handwerk war vielfältig vertreten. Dem Fremdenverkehr dienten zahlreiche Gaststätten, Ausflugslokale sowie mehrere Hotels, ein breit gefächertes Angebot von Geschäften versorgte auch das Umland.

Nach der Spar- und Leihkasse zu Ahrensburg (1846–1921) und der Gemeinde-Spar- und Leihkasse in Ahrensburg (1900–1922) entstand 1923 die Kreissparkasse Ahrensburg.

Seit 1878 wurde von Ernst Ziese die Stormarnsche Zeitung herausgegeben, deren Erscheinen bis 1903 nachgewiesen ist.

Infrastruktur

Die Chaussee zwischen Lübeck und Hamburg durchquerte die Landgemeinde von Norden nach Südwesten als Lübecker, Große und Hamburger Straße. Neben Letzterer zweigten als Dreistrahl vom Rondeel die Hagener Allee Richtung Forst Hagen und die Manhagener Allee Richtung Siek ab.

Außer dem seit 1865 bestehenden Bahnhof an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck verfügte die Landgemeinde seit 1921/22 mit den Stationen Ahrensburg und Hopfenbach über einen Anschluss an die Walddörferbahn.

1900 erichtete Ahrensburg ein eigenes Elektrizitätswerk. Ab den 1920er-Jahren erfolgte die Gasversorgung durch die Hamburger Gaswerke. Außerdem existierten im Ort ein Post- und Telegrafenamt, eine Apotheke, mehrere Ärzte sowie 1870–1906 das private Krankenhaus Siloah.

Die seit 1881 bestehende Freiwillige Feuerwehr Ahrensburg wurde 1932 durch die Ortswehr Wulfsdorf erweitert.

Seit 1867 war die Landgemeinde Sitz des Amtsgerichts Ahrensburg.

Kultur und Freizeit

Seit 1834 verfügte Ahrensburg über eine Volksschule (später Volksschule Am Schloss). Die 1906 gegründete private Höhere Töchterschule und Vorschule für Knaben hieß seit 1927 als öffentliche Rektoratsschule Stormarnschule.

In den 1920er-Jahren wurden der Stormarnplatz als Sportplatz und 1929 am Bredenbeker Teich ein Strandbad angelegt. Seit 1919 existierte ein privates Lichtspielhaus.

In der Landgemeinde waren mehrere Vereine aktiv, darunter der Ahrensburger Bürgerverein von 1874 e. V., der Ahrensburger Männer-Turn-Verein (später Ahrensburger Turn- und Sportverein von 1874 e. V.) und die Ahrensburger Liedertafel von 1879. Seit den 1930er-Jahren gab es eine Volksbücherei.

Zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Ahrensburg gehörten die Schlosskirche, der umgebende Kirchhof sowie der Friedhof Ahrensburg.

Von Anfang der 1820er- bis Ende der 1920er-Jahre hatte in Ahrensburg eine Jüdische Gemeinde bestanden, die eigenen Friedhof besaß.

Ab 1933 begannen im Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal archäologische Ausgrabungen, die bedeutsame Funde aus der Späteiszeit erbrachten.

Sehenswürdigkeiten

Ausflügler erholten sich im Auetal und im Gebiet um den Bredenbeker Teich. Das ehemalige Herrenhaus Schloss Ahrensburg und die 1596 eingeweihte Schlosskirche Ahrensburg waren sehenswerte Gebäude. In der Landgemeinde gab es mehrere Denk- und Mahnmale.

Vorgänger

Nachfolger

14 400
Landgemeinde Ahrensburg location_city 53.6734170000 10.2392420000

Bundesland

Schleswig-Holstein

Kreis / Kreisfreie Städte

Kreis Stormarn

Verwaltungssitz

Große Straße, Ahrensburg

GPS-Standort

53° 40' 24'' N, 10° 14' 21'' O

Fläche

30.99 km2

Höhe

42 m über NN

Ersterwähnung / Gründung

07.06.1869

Auflösungsdatum

31.03.1935

Politischer Repräsentant

Gemeindevorsteher Heinrich Bartke

Verwaltungsleitung

Amtsvorsteher Heinrich Bartke

Einwohnerzahl

5560

Bevölkerungsdichte

179.41 Einwohner / km2

Strukturansicht

Vorgänger

Gemeinde Ahrensburg: Vorgänger

Literatur

  • Gröwer, Karin : Ahrensburg eine junge Stadt wird 60. Husum, Husum Druck- und Verlagsges. 2009, GVK: 605662401
  • 400 Jahre Schloß und Kirche Ahrensburg Grafen, Lehrer und Pastoren. Husum, Husum 1995, GVK: 18478185X
  • 40 Jahre Stadt Ahrensburg eine junge Stadt gibt zu Protokoll. Ahrensburg, Stadt Ahrensburg 1989, GVK: 15728784X
  • Die Grosse Strasse in Ahrensburg gestern - heute - morgen. Ahrensburg, Stadt Ahrensburg 1986, GVK: 157287831

Weitere Literatur