Lage
Der Begräbnisplatz liegt zwischen dem Straßenzug Königsreihe/Kattunbleiche im Süden und dem Flusstal der Wandse im Norden. Im Westen wird er von Wohnbebauung begrenzt, im Osten von der Lützowstraße.
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Der Jüdische Friedhof in Wandsbek war der erste Begräbnisplatz der dortigen Jüdischen Gemeinde.
Der Begräbnisplatz liegt zwischen dem Straßenzug Königsreihe/Kattunbleiche im Süden und dem Flusstal der Wandse im Norden. Im Westen wird er von Wohnbebauung begrenzt, im Osten von der Lützowstraße.
Die rund 5.000 Quadratmeter große Anlage ist von einer hohen Mauer umschlossen. Der Grabmalbestand wird von aufrecht stehenden Steinen (Stelen) geprägt, zwischen denen vereinzelt Bäume wachsen. Die Gräber liegen in West-Ost-Richtung, weisen also nach Jerusalem hin.
1637 erhielten die Wandsbeker Juden – neben anderen Privilegien – die Konzession zur Anlage eines Begräbnisplatzes. Sie erwarben vom Pächter des Adligen Gutes Wandsbek, Obrist Berendt Geist, eine an der damaligen Langenreihe, der heutigen Königsreihe, gelegene Fläche für Beisetzungen. Letzere waren schutzgeldpflichtig, die erste ist für 1659 dokumentiert. Wie bei jüdischen Friedhöfen üblich, galt die ewige Totenruhe. Daher gab es keine Belegungsfristen.
Auf dem Friedhof wurden vor allem Mitglieder der Wandsbeker Jüdischen Gemeinde (ab 1671 Teil der Dreigemeinde Altona-Hamburg-Wandsbek) beerdigt, darunter die Gemeinderabbiner. Unter anderem beherbergt die Anlage den Vater des Reeders Albert Ballin, Samuel Joel Ballin, sowie Mitglieder der Familien Warburg und Delbanco. Insgesamt fanden auf dem Friedhof rund 1.240 Beisetzungen statt, bevor ihn der Wandsbeker Magistrat 1884 für die Anlage weiterer Grabstätten schloss. In der Folge nutzte die Gemeinde den neuerrichteten Jüdischen Friedhof Tonndorf.
In der Zeit nationalsozialistischer Diktatur wurde der Friedhof an der Königsreihe – unter anderem während der Novemberpogrome 1938 – geschändet, missbraucht und beschädigt. 1942 musste er an die Stadt Hamburg, die eine dann nicht realisierte Neubebauung plante, zwangsweise verkauft werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände unter Missachtung der Totenruhe als Lager- und Sportplatz genutzt, bevor es 1959 an die Jüdische Gemeinde Hamburg ging.
Die seit 1960 unter Denkmalschutz stehende Anlage zählt zu den frühen in Norddeutschland angelegten, bis heute erhaltenen jüdischen Friedhöfen. Sie stellt zugleich den ersten jüdischen Friedhof auf dem Gebiet des Kreises Stormarn preußischer Zeit dar. Die überlieferten rund 500 Grabsteine – der älteste stammt aus dem Jahr 1663 – sind wichtige Zeugnisse jüdischer Sepulkralkultur vom 17.-19. Jahrhundert.
Die Anlage wird nicht mehr als Begräbnisplatz genutzt. Gelegentlich finden kulturhistorische Führungen statt.
Das Gelände ist für städtebauliche Zwecke nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1970 schrittweise verkleinert worden. Ein großer Teil des Grabmalbestandes ist verloren gegangen, ein weiterer Teil ist beschädigt oder verwittert. 1992-1997 fand eine Instandsetzung der Anlage und Restaurierung von Grabmälern statt.
Vor dem Friedhof liegt seit 1984 an der Königsreihe ein Gedenkstein für Simon S. Bamberger, der 1902-1938 in Wandsbek als Rabbiner wirkte.
Der heute von der Jüdischen Gemeinde Hamburg betreute Friedhof kann nur mit deren Genehmigung betreten werden.
Berendt Geist
Albert Ballin GND: 118652133
Samuel Joel Ballin GND: 135854229
Simon Bamberger GND: 105308725X
Website zu Gedenkstätten in Hamburg: www.gedenkstaetten-in-hamburg.de/gedenkstaetten/gedenkort/alter-juedischer-friedhof-wandsbek-und-gedenkstein-fuer-rabbiner-simon-bamberger/ (Zugriff am 09.04.2020)
Website zu Jüdischen Friedhöfen in Hamburg: www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/friedhöfe (Zugriff am 07.04.2020)
Website zum Jüdischen Friedhof Wandsbek: www.astrid-louven.de/koenigsreihe (Zugriff am 07.04.2020)
1960
Die Anlage ist als Ensemble sowie aufgrund ihrer einzelnen Grabmäler erhaltenswert.
Hamburg
Jüdische Gemeinde Wandsbek