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Eiskeller des Gutes Jersbek

Der Eiskeller bildet den Auftakt zum Gutsensemble Jersbek und ist ein technikgeschichtlich bedeutendes Bauwerk des 18. Jahrhunderts.

Eiskeller nach der Restaurierung, 1985

Außenarchitektur

Das äußere Mauerwerk des Sockels von zwei bis drei Metern Dicke und der niedrigen Außenwand ist zweischalig und besteht aus trocken aufgesetzten Findlingen. Das Dach ist mit Reet gedeckt.

Der Eiskeller ist aus Gründen des Schutzes vor direkter Sonnenbestrahlung mit einem Kranz von abwechselnd gepflanzten Linden und Kastanien umgeben. Der Eingang liegt auf der Nordseite und wird über einen von der Straße ansteigenden Schleifweg erreicht.

Innenarchitektur

Der rund sieben Meter tiefe, nach unten sich konisch verjüngende Trichter ist mit Feldsteinen trocken aufgemauert und hat einen Inhalt von 70 Kubikmetern. Der rund 4,5 mal 4,5 Meter große Vorraum besitzt Wände und Fußboden aus Ziegeln sowie einen offenen Dachstuhl. Die Wand zum Trichter zeigt beidseits des Zugangs je eine rundbogige Nische, die für Beleuchtung durch Kerzen oder Lampen genutzt wurde.

Materialien

Der Eiskeller ist nur aus Findlingen, Erde, Ziegel sowie Holz und Reet erbaut.

Geschichte

Der Eiskeller ist unter Bendix von Ahlefeldt um 1736/37 auf einer natürlichen Anhöhe errichtet worden. Der Trichter diente der gekühlten Aufbewahrung vor allem von Fleisch für den Haushalt des Gutsherrn. Im Vorraum wurden Produkte der Milchwirtschaft des Gutes gelagert.

Das Eis für den Trichter wurde im Winter von den Gutsuntertanen mithilfe spezieller Eissägen auf dem nahen Gutsteich gewonnen, mit Pferd und Wagen über den Schleifweg in das Innere des Eiskellers gebracht und mit Stroh abgedeckt. Es wurde jährlich ergänzt. Das Tauwasser versickerte am Fuß des Trichters.

Wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde über dem Trichter ein flaches Ziegelgewölbe eingezogen und mit Hilfe von zwei schmiedeeisernen Spannankern gesichert.

Im Schneewinter 1978/79 brach der Dachstuhl zusammen. Die Gemeinde Jersbek pachtete 1984 die Ruine und ließ sie nach einem alten Aufmaß des Gutsbesitzers Cay von Bethmann Hollweg restaurieren.

Nach einer Brandstiftung 1992 brauchte nur das Reetdach erneuert zu werden. Die zweite Brandstiftung 1997 zerstörte den kompletten Dachstuhl. Auch die benachbarten Bäume des Baumkranzes erlitten schwerste Schäden und mussten in den folgenden Jahren ersetzt werden.

Bedeutung

Seit 1985 dient der Eiskeller als museales Objekt aus der Zeit vor Erfindung der modernen Kühltechnik.

Nutzung

Der Eiskeller kann nach Voranmeldung besichtigt werden.

Erhaltungszustand

Nach seiner letzten Instandsetzung ist der Eiskeller wieder in gutem Zustand.

Besonderheiten

Mit seinem Trichter und dem Vorraum ist der Jersbeker Eiskeller das größte erhaltene Gebäude dieser Art aus dem 18. Jahrhundert in Schleswig-Holstein. Gleichfalls einmalig ist die alternierende Bepflanzung von niedrig gehaltenen Linden und darüber hinausragenden Kastanien.

Persönlichkeiten

Bendix von Ahlefeldt GND: 1013970837

Datierung Schutzstellung

21.05.1986

Begründung Schutzstellung

Geschichtliche, wissenschaftliche und das Bild der Kulturlandschaft prägende Bedeutung

14 400
Eiskeller des Gutes Jersbek business 53.7390830000 10.2226940000

Ort

22941 Jersbek, Südwestseite der Kreisstraße 56 von Bargteheide nach Jersbek gegenüber von einigen Wohnkaten am Rande des historischen Gutshofes

GPS-Standort

53° 44' 20'' N, 10° 13' 21'' O

Auftraggeber

Gutsherr Bendix von Ahlefeldt

Planer/Architekt

Wiederaufbau 1992: Architekten Rüppel und Rüppel; Wiederaufbau 1997: Landschaftsarchitekt Klaus Schröder

Errichtungsdatum

um 1736/37

Strukturansicht

Literatur

  • Lütgert, Stephan Alexander : Eiskeller, Eiswerke und Kühlhäuser in Schleswig-Holstein und Hamburg ein Beitrag zur Kulturlandschaftsforschung und Industriearchäologie. Husum, Husum Druck- u. Verlagsges. 2000, GVK: 317551132
  • von Hennigs, Burkhard : Der Eiskeller des Gutes Jersbek. In: Die Heimat: Zeitschrift für Natur- und Landeskunde von Schleswig-Holstein und Hamburg, Husum: Husum Dr.- u. Verl.-Ges, Band 92, No. 6/7 (1985), S. 206-214, GVK: 644650710

Weitere Literatur