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Braaker Mühle

Die Braaker Windmühle südlich des Dorfes ist voll betriebsfähig und wird noch heute zum Mahlen genutzt. Sie ist ein wichtiges Denkmal früherer, über Jahrhunderte bewährter Technik.

Außenarchitektur

Über einem zweigeschossigen, gemauerten Unterbau mit leicht geneigtem Flachdach und einer Höhe von 5,70 Meter liegt die achteckige hölzerne Galerie zu sieben Achteln auf, nur auf der Eingangsseite ruht sie mit den klassischen Stützen auf Granitlagern. Darüber erhebt sich der eigentliche Mühlenbau mit einer Höhe bis zur Oberkante der Kappe von 13,34 Meter.

Der Drempel ist mit Holzbrettern verschalt. Der Rumpf ist mit hellgestrichenen "Siegener Blechen" verkleidet, die Kappe analog zu diesem Bestand von 1968 mit Titanzink-Stehfalzblech gedeckt. Die Flügel besitzen stählerne Ruten und Klappen aus seewasserfestem Aluminium.

Innenarchitektur

Im Unterbau sind die Wände nur grob verputzt. Im Erdgeschoss sind ein Verkaufsraum und eine Werkstatt eingerichtet. Im Obergeschoss befinden sich der Antrieb mit Stirnrad/Triebling und die Absackeinrichtung für den Windgang sowie die Pneumatik für den Motorgang.

Daneben ist in dem weitläufigen Anbau die "Müllerstube" eingerichtet. Sie zeigt in Plänen und Fotos die Geschichte der Mühle. Getreideproben und typische Mühlengeräte sowie Literatur über Mühlen ergänzen die kleine Ausstellung. Dieser Raum wird auch als Trauzimmer genutzt.

Materialien

Der Kern der Mühlenkonstruktion ist ein traditioneller Holzbau, mit 30 x 30 Zentimeter starken Ständern, Andreaskreuzen, Holzdecken und -treppen. Die Außenhaut besteht aus Zinkblech.

Luftaufnahme des Gebäudeensembles, 1954

Geschichte

Gegen den Widerstand der benachbarten Müller erbaute der Müllergeselle Friedrich August Reimers auf der Anhöhe Röthberg über einem Wohnhaus eine Holländer-Windmühle mit Galerie und einer drehbaren Kappe, die mit Hilfe einer Steertanlage in den Wind gedreht werden konnte. Die Mühle besaß ursprünglich (ungenehmigt) je zwei Mehl- und Graupengänge, später drei Mahlgänge. Die Flügel waren ursprünglich als Segelflügel eingerichtet.

1859 machte Reimers Konkurs, und der Müller Carl Heinrich Christoph Lessau aus Wulksfelde erwarb am 10.06.1859 auf einer Versteigerung die Mühle. Als Nachfahre in fünfter Generation ist heute Joachim Lessau Eigentümer.

Rumpf und Kappe besaßen ursprünglich eine Bekleidung mit Reet. Im Jahr 1899 wurden im Rahmen eines Umbaus mit Erneuerung der Kappe der Steert durch eine Windrose mit eisernem Getriebe und die Segelflügel durch Jalousieflügel ersetzt. Die Kappe wurde jetzt mit Teerpappe gedeckt.

Der Rumpf erhielt aus Brandschutzgründen 1935 eine Blechverkleidung. Im gleichen Jahr ersetzte man bei den Flügeln die hölzernen durch Kunststoffklappen. Im Jahr 1977 legte man die unrentabel gewordene Mühle still.

Ausgestattet mit einer umfangreichen Dokumentation über die geplante Grundinstandsetzung erreichte Karl-Heinz Borchert eine erhebliche Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz - erstmalig für ein Mühlenprojekt in Schleswig-Holstein. Nach einer umfangreichen Renovierung in den Jahren 1992-1996 ging die Mühle wieder in Betrieb. Sie besitzt einen "Windgang" und ein zweites elektrisch angetriebenes Mahlwerk, einen "Motorgang".

Bedeutung

Nach dem allgemeinen "Mühlensterben" nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Braaker Mühle eine der letzten technisch vollständigen und in ständigem Betrieb für die benachbarte Bäckerei Braaker Mühle tätigen Windmühlen in Schleswig-Holstein.

Nutzung

In der Braaker Mühle werden in traditioneller Weise "über den Stein" die Backschrote für die angeschlossenen Bäckerei erzeugt. Über eine Pneumatik gelangt das Mahlgut in die Bäckerei.

In der Mühle werden Trauungen durch das Standesamt Siek vorgenommen. Sie kann nach Voranmeldung besichtigt werden .

Erhaltungszustand

Dank einer regelmäßigen Bauunterhaltung durch den "Förderverein Braaker Mühle e. V." als Pächter des Bauwerks befindet sich die Windmühle in einem guten Zustand.

Besonderheiten

Die eichenen Hauptständer des Achtkants sind, selten in Schleswig-Holstein, nicht zentrisch zur Mitte ausgerichtet, sondern jeweils paarweise in einer Ebene angeordnet. Die senkrechte hölzerne Königswelle mit einem Querschnitt von 40 (oben) bis 44 Zentimeter (unten) ist mit 10,65 Meter die längste in Schleswig-Holstein. Der Antrieb erfolgt von unten.

Persönlichkeiten

Friedrich August Reimers
Carl Heinrich Christoph Lessau
Joachim Lessau
Karl-Heinz Borchert

Datierung Schutzstellung

18.11.1983

Begründung Schutzstellung

Technisches Kulturdenkmal

Links

Website des Fördervereins "Braaker Mühle e. V." und der Bäckerei: www.braaker-muehle.de (Zugriff am 21.06.2019)

14 400
Braaker Mühle business 53.6012370000 10.2449580000

Ort

Die Windmühle steht östlich der Landesstraße von Stapelfeld nach Stemwarde und Reinbek, etwa 600 m südlich der Ortschaft Braak.

GPS-Standort

53° 36' 4'' N, 10° 14' 41'' O

Planer/Architekt

Friedrich August Reimers

Errichtungsdatum

1849/50

Strukturansicht

Literatur

  • Burghart Schmidt : Die Braaker Mühle im Wandels der Zeiten. Hamburg, DOBU 2015, GVK: PPN 987000055
  • Uwe Karstens und Wolfgang Kuhlmann : Die Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg. Kiel, Ludwig 2017, GVK: PPN 1131185951
  • Kreis Stormarn (Hrsg.) : Denkmalpflege im Kreis Stormarn III. Neumünster, Wachholtz 1997, GVK: 229570240

Weitere Literatur