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Barockgarten Jersbek

Der Barockgarten in Jersbek (Jersbeker Park) ist der besterhaltene barocke Gutspark in Stormarn und Schleswig-Holstein sowie ein bekanntes Ausflugsziel in der Metropolregion Hamburg.

Eingang in den Jersbeker Barockgarten, 2005

Lage

In Jersbek an der Kreisstraße 56, rund 2 Kilometer nordwestlich von Bargteheide. Der Park beginnt hinter dem Rondell vor dem Torhaus und dem mit vier geweißten Mauerpfeilern markierten Eingangstor.

Weitere Zugänge bestehen von der Straße Oberteicher Weg durch das sogenannte Hermannstor sowie über den Parkplatz am "Begräbniswald am Barockpark" und den anschließenden Waldweg.

Ein rund 2,4 Kilometer langer Wander- und Waldweg führt von der Landesstraße 83 gegenüber der Gastwirtschaft "Am Neuen Teich" nach Süden durch den Jersbeker Forst zum Nordende des Jersbeker Barockparks.

Kupferstich von Christian Fritzsch, 1747

Beschreibung

Der Gutspark besteht aus den klassischen Teilen Parterre, Boskett und Waldquartier mit Wegen, Hecken und Alleen sowie einem separaten Küchengarten, angelegt nach dem Vorbild französischer Schlossparks und den Prinzipien des französischen Garten- und Landschaftsgestalters André Le Nôtre.

Ein großer Kupferstich von Christian Fritzsch nach einer Vorzeichnung des Hamburger Ingenieurs und Architekten Ernst Georg Sonnin aus dem Jahr 1747 zeigt den fertiggestellten Barockpark mit allen Figuren und Vasen in der Mittelzone, die zum Obst- und Gemüseanbau genutzten Flächen der seitlichen Boskettbereiche sowie den vor den Orangeriegebäuden gelegenen Küchengarten.

Das Grundgerüst dieser Anlage mit der historischen Quartiereinteilung, den Hauptwegen, den vier- und zweireihigen Alleen und Hecken hat sich trotz mancher Vereinfachungen und Veränderungen, die vor allem im 19. Jahrhundert durchgeführt wurden, bis heute erhalten.

Unterzeichnung des Pachtvertrages am 25.01.1984: Kreispräsident Hubert Priemel, Landrat Hans-Henning Becker-Birck, Eigentümer Cay von Bethmann Hollweg, Erster Kreisrat Wilfried Busch

Geschichte

Als Vorläufer gab es bereits um 1700 einen längsrechteckigen barocken Gutspark westlich der Hofanlage mit einem Mittelweg, symmetrisch angelegten Quartieren und einem im Zentrum gelegenen, von Bäumen umstandenen Gartenpavillon. Vorbild war auch der barocke Gutspark, den sein Vater Hans-Hinrich von Ahlefeldt in Seestermühe (Kreis Pinneberg) ab 1710 anlegen ließ. Dieser Park, der damals im Bereich des heutigen westlichen Boskettquartiers lag, wurde unter dem Gutsbesitzer Bendix von Ahlefeldt wahrscheinlich ab dem Jahr 1726 umgestaltet und um die dreifache Fläche nach Osten erweitert.

Der neue spätbarocke Gutspark erhielt eine zentrale Hauptachse, die vom neu angelegten Rondell vor dem Torhaus ausgeht und über das wohl 1738 erbaute neue Gartenhaus, das vorgelagerte Parterre und das anschließende Boskett nach Nordnordosten führt, dann mit einer 500 Meter langen vierreihigen Lindenallee zu einem kleinen achteckigen Teich fortgesetzt wird, zwei Jagdsterne passiert und als schnurgerader Weg noch rund zwei Kilometer weiter durch den anschließenden Wald führt. Wohl 1740 war der neue Gutspark fertiggestellt.

Zwei Orangeriegebäude, ein Warm- und ein Kalthaus (dessen Dach und Wände im Sommer "abgeschlagen" werden konnten) ergänzten im Südwesten den Gutsgarten. In ihnen wurden unter anderem die im Winter in Töpfen im Parterre aufgestellten kälteempfindlichen Orangerie-Pflanzen aufbewahrt. Der südlich anschließende Küchengarten diente mit seinen Beeten und mit Glas abgedeckten Frühbeeten der Anzucht von Blumen und Gemüse vor allem für den Gutshaushalt.

Die einstige bedeutende Ausstattung mit steinernen Figuren und Vasen (zumeist Johann Christoph Ludwig von Lücke zugeschrieben) ist größtenteils verloren. Wenige, beschädigte Figuren stehen heute im Umfeld vom Herrenhaus Jersbek. Weitere stark beschädigte Teile sind im alten Feuerwehrgerätehaus von 1879 am Rondell eingelagert.

Nach dem Verkauf des Gutes 1774 wurden unter Paschen von Cossel erste Veränderungen vorgenommen und auch das Parterre vereinfacht und zum Teil durch Rasenflächen ersetzt. Weitere Vereinfachungen erfuhr der Park ab 1819 unter den neuen Gutsbesitzern Vater Carl Ludwig (Charles Louis) und Sohn Johann Ludwig Thierry. Wohl nach 1840 unter dem neuen Besitzer Theodor von Reventlow wurden die Flächen des ehemaligen Parterres und des Bosketts mit einzelnen solitär gepflanzten Bäumen ergänzt, ohne aber die barocken Strukturen wesentlich zu verändern.

1984-2009 hatte der Kreis Stormarn die Alleen, Wege und Gräben im Gutspark gepachtet und mit öffentlichen Mitteln 1984-1987 eine grundlegende Alleensanierung durchführen lassen. Danach schlossen sich teils umfangreiche Unterhaltungsmaßnahmen an den geköpften Alleelinden und Wegen sowie an der nördlichen Hälfte des Heckengangs an. Die südliche Hälfte des Heckengangs wurde und wird weiterhin vom Besitzer unterhalten.

Seit dem Jahr 2010 setzt der im Jahr zuvor gegründete Förderverein Jersbeker Park e. V. das vom Kreis Stormarn gekündigte Pachtverhältnis fort. Die Unterhaltung wird mit Eigenmitteln, Spenden und Zuschüssen finanziert. Hierbei wird der Förderverein auch von Erträgen der Sparkassen-Stiftung Barockgarten Jersbek unterstützt, die die Sparkasse Holstein 2010 errichtet hat.

Querachse mit Blick nach Westen auf die Lindengruppe der "Zwölf Apostel", 2005

Flora und Fauna

Die zwei- und vierreihigen Alleen bestehen zumeist aus Holländischen Linden. Im Heckengang sind auch einzelne Hainbuchen eingefügt. In die Flächen des Parterres und der mittleren Boskettbereiches sind vor allem im 19. Jahrhundert eine Stieleiche, eine Blutbuche, mehrere Rotbuchen, eine Esskastanie (Marone) sowie Pfaffenhütchen gepflanzt. Die Hecken bestehen zumeist aus Hainbuche und stammen teils noch aus dem 18. Jahrhundert, teils wurden sie in jüngerer Zeit nachgepflanzt.

Die Mittelflächen der Haupt- und der Queralleen waren bis in jüngere Zeit mit Primeln (Hohe Schlüsselblume = "Himmelschlüsselchen") übersät, deren Bestand aber stark abgenommen hat. Stattdessen hat sich der Wald-Gelbstern deutlich ausgebreitet.

Nutzung

Der Jersbeker Gutspark ist seit vielen Jahrzehnten ein stark frequentiertes Ziel für Besucher aus der Umgebung und aus Hamburg. Für deren Orientierung hat der Förderverein Jersbeker Park e. V. ein Faltblatt entwickelt und zehn Informationstafeln im Gelände aufgestellt.

Besonderheiten

Der Jersbeker Gutspark zeigt - trotz vieler Vereinfachungen im Detail - immer noch die Ideen und Grundlagen der einstigen, für Ludwig XIV. von Frankreich und den Hochadel von André Le Nôtre entwickelten barocken Gartenkunst.

Persönlichkeiten

André Le Nôtre GND: 035621591
Bendix von Ahlefeldt GND: 1019749806
Paschen von Cossel GND: 130875198
Theodor von Reventlow GND: 13911193X
Christian Fritzsch GND: 130126004
Johann Christoph Ludwig von Lücke GND: 132605872
Ernst Georg Sonnin GND: 118751492

Datierung Schutzstellung

21.05.1986

Begründung Schutzstellung

Historische sowie Bedeutung für die Kunst- und Gartenkunstgeschichte

Links

Website für den Barockgarten: www.jersbeker-park.de (Zugriff am 21.06.2019)

14 400
Barockgarten Jersbek spa 53.7433270000 10.2235820000

GPS-Standort

53° 44' 35'' N, 10° 13' 24'' O

Auftraggeber

Bendix von Ahlefeldt

Entstehungsdatum

ca. 1726-1740

Strukturansicht

Literatur

  • Burkhard von Hennigs : Mit dem Laserstrahl in die Vergangenheit - zwei barocke Jagdsterne und mittelalterliche Streifenfluren in Jersbek?. Heide in Holstein, Boyens & Co. 2012, In: DenkMal! Schleswig-Holstein, Jg.19, S. 35-38, GVK: 727504894
  • Burkhard von Hennigs : Die Orangerie-Gewächshäuser des Gutes Jersbek im 18. Jahrhundert. Husum, Husum Druck- und Verlagshaus 2010, In: Natur- und Landeskunde, GVK: 1627643818
  • Burkhard von Hennigs : Die Gartenplastik des Gutsgartens von Jersbek. Heide in Holstein, Boyens & Co. 2006, In: Nordelbingen, Band 75, S. 49-66, GVK: 1627053247
  • Burkhard von Hennigs : Zur Sanierung und Pflege der barocken Lindenalleen im Jersbeker Garten. Heide in Holstein, Boyens & Co. 1999, In: DenkMal! Schleswig-Holstein, Jg.6, GVK: 89210368X
  • Burkhard von Hennigs : Der Jersbeker Garten im Spiegel von Stichen und Zeichnungen aus dem 18. Jahrhundert. Neumünster, Wachholtz 1985, GVK: 159648963

Weitere Literatur