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Amt Reinfeld (1582-1867)

Das landesherrliche Amt Reinfeld war eine untere Verwaltungseinheit in vorpreußischer Zeit, die administrative, rechtliche und fiskalische Aufgaben für den Landesherrn, den Herzog von Schleswig-Holstein-(Sonderburg)-Plön, wahrnahm. Es umfasste zum größten Teil den Norden des heutigen Kreises Stormarn.

Lage

Das Amt Reinfeld lag zwischen den beiden Städten Oldesloe und Lübeck. Im Osten grenzte es an das Amt Ahrensbök, das Fürstentum Lübeck, die Stadt Lübeck und die Lübschen Güter. Im Süden bildete die Trave die Grenze zum Amt Rethwisch. Im Westen schloss sich die Stadt Oldesloe, das Adlige Gut Fresenburg sowie das Amt Traventhal an, welches zugleich mit dem Adligen Gut Pronstorf die Nordgrenze bildete.

Ortsgliederung

Das Amt Reinfeld gliederte sich in den Flecken Reinfeld und in die Dörfer Badendorf, Bahrenhof, Bühnsdorf, Dahmsdorf, Eilsdorf, Hamberge, Hansfelde, Havighorst, Heilshoop mit Hauberg, Lokfeld, Mönkhagen, (Lang-)Niendorf, Pöhls, Ratzbek mit Fliegenfelde, Rehhorst mit Hamannsöhlen, Voßkathen und Wormsdorf, Reinsbek mit Butterstieg und Lütjenfelde, Steinfeld, Stubben, Stubbendorf, Groß Wesenberg, Willendorf, Wulfsfelde und Zarpen.

Modell des Schlosses Reinfeld im Reinfelder Heimatmuseum, 1984

Geschichte

Das landesherrliche Amt Reinfeld bestand zum überwiegenden Teil aus den Besitzungen des 1582 säkularisierten Klosters Reinfeld. Es gehörte zu den Ämtern des früheren Herzoglich-Plönischen Anteils von Holstein. Als das Kloster bei der Landesteilung vom 23.04.1582 an den Herzog Johann (der Jüngere) von Schleswig-Holstein-Sonderburg fiel, wandelte er das ehemalige Abteigebiet zügig in das Amt Reinfeld um. Er setzte einen Amtmann als Vertreter ein. Dieser hatte seinen Sitz im neu erbauten Schloss in Reinfeld. Zwischen 1584 und 1662 sind dort mehrere Amtmänner namentlich nachweisbar. Danach gab es bis in das 18. Jahrhundert "Inspectores" als Verwalter. Zeitweilig wurde das Amt auch durch einen Amtsschreiber verwaltet. Der in Reinfeld wohnende Hausvogt war zugleich Branddirektor des Amtes.

1599 vergrößerte sich das Amt durch den Kauf des Gutes Wulfsfelde. 1616 wurde das Adlige Gut Rethwisch (bei Oldesloe) erworben. 1671 erfolgte durch eine weitere Erbteilung die Abtrennung der Dörfer Benstaben, Meddewade, Klein Schenkenberg und Klein Wesenberg sowie des ehemaligen Gutes Rethwisch zum Herzogtum (Schleswig-)Holstein-Rethwisch und ihre Eingliederung in das neu gebildete Amt Rethwisch.

Nach dem Aussterben der herzoglich-plönischen Linie 1761 fiel das Amt Reinfeld an den dänischen König als Herzog im königlichen Anteil im Herzogtum Holstein. Die Verwaltung des Amtes Reinfeld sowie des benachbarten Amtes Rethwisch wurde nun dem Amtmann des Amtes Traventhal mit dortigem Sitz übertragen. Traventhal wurde auch Gerichtsort. Nach Abriss des Reinfelder Schlosses 1775 folgte für den in Reinfeld wohnenden Amtsverwalter der Bau eines neuen Domizils.

Das Amtsgebiet war inzwischen fast vollständig arrondiert. Um 1825 bestand es neben Reinfeld, das 1840 zum Flecken erhoben wurde, aus 24 Dörfern. Dazu kamen die niedergelegten herzoglichen Vorwerke Steinhof, Neuhof und der Meierhof Heidekamp, die um 1772 als Parzellistenkommunen aufgesiedelt worden waren. Durch Gebietsaustausch zwischen dem Fürstentum Lübeck und dem Herzogtum Holstein 1842 wurde Cashagen abgeben, die Dörfer Hamberge und Hansfelde fielen dem Amt zu. Allen Dörfern standen Bauernvögte vor, die für die Einhaltung der Ordnung zu sorgen hatten und die Einwohner gegenüber der Obrigkeit vertraten.

Mit dem Übergang an Preußen 1867 wurde das landesherrliche Amt Reinfeld aufgelöst und die Stormarner Dörfer der aus den Kirchspielen neu gebildeten Kirchspielvogtei Reinfeld zugeteilt.

Wirtschaft

Über die Jahrhunderte war die Landwirtschaft der prägende Wirtschaftszweig des Amtes Reinfeld. Es wurden vor allem Ackerbau und Viehzucht betrieben. Die zahlreichen ehemaligen Klosterteiche dienten der Teichwirtschaft. Da die Ausübung eines Gewerbes konzessionspflichtig war, entwickelten sich Landhandwerk und Kleinhandel überwiegend für den lokalen Bedarf. Die Bauern waren Zwangsgäste der Kornwassermühle in Reinfeld.

Mit der Erhebung zum Flecken im Jahr 1840 gründete sich in Reinfeld zwei Jahre später eine Sparkasse. 1851 folgte die Spar- und Leihkasse des Amts Reinfeld mit Sitz in Rehhorst nach.

Infrastruktur

Das Amt Reinfeld lag zwischen zwei Hauptverkehrsverbindungen. Im Süden verband eine alte Handelsroute, die 1838 bis 1840 als Chaussee ausgebaut wurde, bei Reinfeld die Hansestädte Lübeck und Hamburg. Der Norden wurde von einer späteren Nebenlandstraße zwischen Lübeck und Segeberg tangiert. Eine weitere Straße führte von Ahrensbök über Langniendorf, Heilshoop, Zarpen und Heidekamp nach Reinfeld. Über die Trave bestand eine schiffbare Verbindung nach Lübeck. Der Bahnhof in Reinfeld bot Anschluss an die 1865 eröffnete Fernbahn zwischen Hamburg und Lübeck.

Kultur und Freizeit

Seit dem 17. Jahrhundert entstanden nach und nach in allen Dörfern Schulen.

Die Dörfer waren bis auf einzelne Gemeinden den Kirchspielen Reinfeld, Zarpen, Hamberge und Klein Wesenberg mit ihren Kirchen zugeordnet.

Sehenswürdigkeiten

Die Dorfkirchen in Zarpen und Hamberge sind seit dem 13. Jahrhundert Zeugnisse des Backsteinbaus. Die Reinfelder Matthias-Claudius-Kirche ersetzte im 17. Jahrhundert die ehemalige, 1636 zerstörte Klosterkirche. Das Kloster und das Schloss sind nicht mehr erhalten. Die mittelalterliche Kirche in Klein Wesenberg wurde nach einem Brand 1884 als neugotische Kirche wieder aufgebaut.

Neben den von den Reinfelder Mönchen angelegten Teichen wie Herrenteich oder Moorteich prägten die beiden Flüsse, im Süden die Trave und in der Mitte die Heilsau, mit ihren Niederungen das Amtsgebiet.

Persönlichkeiten

Johann von Schleswig-Holstein-Sonderburg GND: 121500373

Nachfolger

14 400
Amt Reinfeld (1582-1867) location_city 53.8314190000 10.4795860000

Bundesland

Schleswig-Holstein

Kreis / Kreisfreie Städte

Kreise Stormarn, Segeberg und Ostholstein

Verwaltungssitz

Schloss Reinfeld bis 1761, danach Schloss Traventhal

GPS-Standort

53° 49' 53'' N, 10° 28' 46'' O

Fläche

125 km2

Ersterwähnung / Gründung

1582

Auflösungsdatum

1867

Strukturansicht

Siedlungen und Dörfer

Kreis Stormarn: Vorgänger

Literatur

  • Albers, F. H. : Das Amt Reinfeld im Herzogthume Holstein Ein Beitrag zur näheren Kenntniß des engeren Vaterlandes. Schythe 1852, GVK: 329785419
  • Unverhau, Dagmar : Stormarn in alten Karten und Beschreibungen ein Beitrag zur "Newen Landesbeschreibung der zwey Hertzogthümer Schleswich und Holstein" (1652) von Caspar Danckwerth und Johannes Mejer. Neumünster, Wachholtz 1994, GVK: 278491189

Weitere Literatur