Werk/Aktivitäten
Wolfgang Beutins Werk, darunter mehr als 70 selbstständige Buchveröffentlichungen, umfasst wissenschaftliche Monografien und Aufsätze, literarische Texte und politische Publizistik.
Als Wissenschaftler arbeitete er zur deutschen Sprach- und Literaturgeschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehörten die historisch-vergleichende Wortbedeutungslehre, Sprachkritik, Frauenmystik des Mittelalters, Literatur der Renaissance, die Geschichte ästhetisch-politischer Oppositionsbewegungen seit der Aufklärung und erotische Literatur. Methodisch verfolgte er seit den frühen 1970er-Jahren einen literaturpsychologischen Ansatz, den er mit sozialhistorischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen verband.
Literarisch trat Beutin zunächst v.a. durch Beiträge für den Rundfunk in Erscheinung, darunter eine Reihe historisch-politischer Hörspiele (1960–1965) für Radio Bremen und den Norddeutschen Rundfunk. Einem größeren Publikum wurde er durch die Aphorismensammlung „Invektiven, Inventionen“ (1971) und den vierteiligen Romanzyklus „Beelzow-Saga“ (1985–2016) bekannt, der als sein Hauptwerk gelten kann. Er erzählt darin die Geschichte einer fiktiven Bremer Familie vor dem Hintergrund der sozialen und politischen Umbrüche des 19. und 20. Jh.
In den 1960er-Jahren nahm Beutin starken Anteil am politischen Aufbruch der Studentenbewegung. 1960–1966 gab er die Zeitschrift „Lynx. Anmerkungen zu Literatur und Politik“ heraus. Zu seinem Netzwerk gehörten der aus dem Exil zurückgekehrte Schriftsteller Kurt Hiller sowie linksintellektuelle Autoren wie Karlheinz Deschner und Hans Wollschläger, mit denen er politisch und publizistisch eng zusammenarbeitete. 1968 war er Gründungsmitglied des Bunds demokratischer Wissenschaftler.
Beutin war im Vorstand der Deutschen Friedens-Union (DFU) aktiv und gehörte 1980 zu den Erstunterzeichnern des Krefelder Appells gegen die Aufstellung atomarer Mittelstreckenraketen in Europa. Nachdem er sich politisch zuvor bereits in der SPD und der FDP engagiert hatte, war er zuletzt auf kommunaler Ebene in der Partei Die Linke im Kreis Stormarn aktiv. Zudem war Beutin in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS in ver.di) organisiert.