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Waldemar Bonsels

Der aus Ahrensburg stammende Waldemar Bonsels zählt zu den meistgelesenen deutschen Autoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Ausbildung

Waldemar Bonsels besuchte die Oberrealschule in Kiel, die er 1897 ohne Abschluss verließ. 1897-1899 absolvierte er eine kaufmännische Lehre in einer Bielefelder Weberei und war danach in Bielefeld und Karlsruhe tätig. 1902/03 ließ er sich an den Bodelschwinghschen Anstalten Bethel in Bielefeld und bei der Evangelischen Missionsgesellschaft in Basel (Schweiz) zum Missionskaufmann ausbilden.

Beruflicher Werdegang

Nach kurzer Tätigkeit für die Basler Mission in Indien ging Waldemar Bonsels 1904 nach München, wo er im selben Jahr mit dem befreundeten Schriftsteller Hans Brandenburg den Verlag E. W. Bonsels & Co. gründete. Neben eigenen Werken erschienen hier Texte moderner Autoren wie Heinrich Mann und Lion Feuchtwanger. Nach seinem Rückzug aus dem Verlag um 1912 lebte Bonsels als freier Schriftsteller.

Lebenslauf

Die ersten vier Lebensjahre verbrachte Waldemar Bonsels als Sohn eines Apothekers im christlich-pietistisch geprägten Elternhaus in der Landgemeinde Ahrensburg. 1884 zog die Familie nach Charlottenburg (heute Berlin), 1890 nach Kiel und 1897 nach Lübeck. Seinen Geburtsort besuchte Bonsels später nur noch einmal 1932 anlässlich einer Lesung.

Seinen Bruch mit der pietistischen Haltung des Elternhauses begründete Bonsels in seiner ersten veröffentlichten Schrift "Mein Austritt aus der Basler Missions-Industrie und seine Gründe" (1904).

In seinen frühen Münchner Jahren suchte Bonsels Anschluss an die Münchner Boheme, mit zunehmendem literarischen Erfolg inszenierte er sich stärker als Einzelgänger. Er war dreimal verheiratet, zuletzt mit Rose-Marie Bachofen, mit der er bereits seit 1932 zusammenlebte. In den 1920er-Jahren führte er eine Beziehung mit der Lyrikerin und Malerin Paula Ludwig.

1918 kaufte Bonsels als Wohnsitz eine Villa in Ambach am Starnberger See, im selben Jahr mietete er eine Sommerresidenz auf der Insel Capri (Italien) hinzu. Reisen nach Übersee, die er auch literarisch auswertete, führten ihn u. a. nach Brasilien, Nordafrika, in die USA und die Türkei.

Im Ersten Weltkrieg unterstützte Bonsels als Berichterstatter für das Kriegspresseamt in der Ukraine (1915) und in verschiedenen Schriften die annexionistischen deutschen Kriegsziele.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme sah sich Bonsels zunächst Angriffen ausgesetzt, Teile seiner Schriften tauchten auf Verbotslisten auf. Mithilfe des befreundeten Schriftstellers und Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst erreichte Bonsels die Aufhebung der Indizierungen. Obschon er nicht Mitglied der NSDAP wurde, publizierte Bonsels wiederholt antisemitische Stellungnahmen in der Presse (z. B. "Begründungen", 1933), die er später als religionskritische Auseinandersetzungen zu verharmlosen suchte. 1947 wurde er mit einem kurzzeitigen Publikationsverbot belegt.

Werk/Aktivitäten

Waldemar Bonsels veröffentlichte mehr als 40 Bücher, überwiegend Romane, Erzählungen und Reiseberichte. Moderne Beziehungskonstellationen und erotische Stoffe prägten sein Frühwerk. Mit dem Erfolg seines Jugendromans "Die Biene Maja und ihre Abenteuer" (1912), der zu seinen Lebzeiten über 900 Auflagen erreichte und in 40 Sprachen übersetzt wurde, begann die lange Reihe seiner neoromantischen Tiermärchen und eskapistischen Abenteuergeschichten. Weitere Bestseller waren u. a. "Himmelsvolk" (1915), "Indienfahrt" (1916) und der autobiografische Roman "Tage der Kindheit" (1931), der auf seine Jahre in Kiel reflektiert. Eine Sonderstellung im Werk Bonsels' nimmt der zur Zeit Jesu Christi angesiedelte Kriegsroman "Desitos" (1943) ein, dem er ein dezidiert antisemitisches Vorwort voranstellte. Während des Zweiten Weltkrieges gab Bonsels die kriegspropagandistischen "Münchner Feldpostbriefe" heraus.

Bedeutung

Mit der Biene Maja schuf Waldemar Bonsels die Vorlage zu einem modernen Markencharakter, der durch zahlreiche Übersetzungen, Bearbeitungen, Verfilmungen und Merchandising-Produkte weltweite Bekanntheit erlangte.

Ehrenämter

11.09.1931 Ernennung zum Honorary Vice President der International Mark Twain Society (Webster Groves, Missouri/USA)

Gedenktafel in der Hamburger Straße in Ahrensburg, 2006

Ehrungen und Preise

In München, Oberschleißheim und Kiel erinnern Straßennamen an den Schriftsteller.

In Ahrensburg gibt es seit 1932 einen Waldemar-Bonsels-Weg. 2006 wurde am Gebäude der Sparkasse Holstein in der Hamburger Straße, dem ehemaligen Standort von Bonsels' Geburtshaus, eine Gedenktafel enthüllt.

Besonderheiten

Die im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens in Japan produzierte Anime-Serie "Die Biene Maja" (1975-1980) wurde in zahlreiche Länder verkauft. Der von Karel Gott interpretierte Titelsong wurde zum populären Evergreen.

Die 1977 durch Rose-Marie Bonsels ins Leben gerufene Waldemar-Bonsels-Stiftung verwaltet Bonsels' literarisches Erbe und unterstützt Projekte aus den Bereichen Leseförderung, Wissenschaft, Kunst und Kultur.

Persönlichkeiten

Friedrich von Bodelschwingh GND: 118512250
Rose-Marie Bonsels GND: 1032281782
Hans Brandenburg GND: 118514318
Lion Feuchtwanger GND: 118532715
Karel Gott GND: 118540920
Hanns Johst GND: 118712853
Paula Ludwig GND: 118959948
Heinrich Mann GND: 118577131

Links

Webseite der Waldemar-Bonsels-Stiftung: www.waldemar-bonsels-stiftung.de/ (Zugriff am 29.1.2022)

Biografischer Artikel in Neue deutsche Biographie: www.deutsche-biographie.de/gnd118661620.html#ndbcontent (Zugriff am 29.1.2022)

Zu Bonsels' Haltung während des Nationalsozialismus: www.ndr.de/geschichte/Die-braune-Seite-des-Biene-Maja-Schoepfers,waldemarbonsels100.html (Zugriff am 29.1.2022)

Familienname

Bonsels

vollständige Vornamen

Jakob Ernst Waldemar

Rufname

Waldemar

Geburtsdatum

21.02.1880

Geburtsort

Ahrensburg

Sterbedatum

31.07.1952

Sterbeort

Ambach am Starnberger See

Begräbnisort

Grundstück seines Hauses in Ambach

Geschlecht

männlich

Religion

evangelisch

Berufe

Schriftsteller, Verleger

Ehe-/Lebenspartner

1. Ehe (1905-1908): Kläre Bonsels, geb. Brandenburg (1880-1952); 2. Ehe (1911-1926): Elise Bonsels, geb. Ostermeyer (1883-1964); 3. Ehe (1950-1952): Rose-Marie Bonsels, geb. Bachofen (1909-1993)

Kinder

5 Söhne

Eltern

Carl Rudolf Reinhold Bonsels (1848-1923); Marie Margarethe Nikoline Bonsels, geb. Iwersen (1855-1921)

Strukturansicht

Literatur von der Person

  • Bonsels, Waldemar : Die Biene Maja und ihre Abenteuer. Ein Roman für Kinder. Berlin & Leipzig, Schuster & Loeffler 1912, GVK: 446287830
  • Bonsels, Waldemar : Himmelsvolk. Ein Buch von Blumen, Tieren und Gott. Berlin, Schuster & Loeffler 1915, GVK: 319215377
  • Bonsels, Waldemar : Indienfahrt. Frankfurt am Main, Rütten & Loening 1916, GVK: 446287652
  • Bonsels, Waldemar : Gesamtwerk in 10 Bänden. Hrsg. Rose-Marie Bonsels. München, Deutsche Verlagsanstalt 1992, DNB: 552017221

Literatur

  • Hanuschek, Sven (Hrsg.) : Waldemar Bonsels Karrierestrategien eines Erfolgsschriftstellers. Wiesbaden, Harrassowitz 2012, GVK: 670245348
  • Weiss, Harald (Hrsg.) : 100 Jahre Biene Maja - vom Kinderbuch zum Kassenschlager. Heidelberg, Winter 2014, GVK: 797181784
  • Viel, Bernhard : Der Honigsammler Waldemar Bonsels, Vater der Biene Maja. Eine Biografie. Berlin, Matthes & Seitz 2016, GVK: 825745012

Weitere Literatur