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Stormarnhaus in Bad Oldesloe

Das Stormarnhaus ist das zentrale Verwaltungsgebäude der Kreisverwaltung in der Kreisstadt.

Westfassade, 1958

Außenarchitektur

In seinem ersten Bauabschnitt ist das Stormarnhaus (heute Gebäude A) mit der langen Reihung der durch Sprossen geteilten Fenster von der Architektur der 1930er-Jahre geprägt. Der stadtseitige Eingangsrisalit zeigt mit seinen Ziegelmustern und den aus Ton gefertigten Wappen als Bauschmuck dagegen Elemente des vorhergehenden Heimatstils.

Der Dachraum über dem ursprünglich dreigeschossigen Hauptflügel wurde 2016 in Holzrahmenbauweise ausgebaut und erhielt ein flaches Walmdach, das mit einer Zinkfalzdeckung versehen ist.

Mit den Ziegelfassaden und pfannengedeckten Walmdächern über den östlichen zweigeschossigen Seitenflügeln bindet es sich in die norddeutsche Architektur ein. Beton ist nur sparsam an den Fenstergewänden und mit einem schmalen Flugdach am Haupteingang eingesetzt.

Das Hochhaus (Gebäude B) wurde als siebengeschossiger Stahlbetonstützenbau plus Untergeschoss mit starrem Betonkern für den Aufzug errichtet. Für den Belag der Fensterbrüstungen wurden damals moderne Keramikplatten verwendet. Heute prägen der großflächige senkrechte Schriftzug "Kreis Stormarn" die Fassade zum Bahnhofsvorplatz und mehrreihige Solar-Panels den südlichen Giebel. Der aufgeständerte, eingeschossige Zwischenbau zum Gebäude A besitzt ein Flachdach. Der jüngste Flügel für das Kreisgesundheitsamt (Gebäude C) zeigt schlichte Ziegelfassaden mit ungeteilten Fenstern.

Eine großflächige Verglasung prägt die Eingangsfassade des zweigeschossigen Kreistagssitzungssaals. Die südlichen Fensterfronten, ursprünglich mit quadratischen Betonwaben-Fenstern versehen, tragen nun bewegliche, waagerechte Sonnenschutzblenden.

Die stadtseitigen Außenanlagen zeigen noch Reste von der früheren Gestaltung als Teil des Kurparks.

Galerie der Landräte im Verbindungsbau zwischen den Gebäuden A und B, 2021

Innenarchitektur

Die meisten Gebäudeflügel besitzen Mittelflure mit beidseitigen Büros für einen oder zwei Mitarbeiter. Im Zentrum des Hauptflügels (Gebäude A) befindet sich eine Halle mit einer geschwungenen offenen Treppe, die zu den Räumen für Landrat und Kreispräsident/in im 1. Stock führt.

Die Flexibilität bei der möglichen veränderbaren Raumaufteilung im Hochhaus spiegelt die damalige Diskussion über offene Grundrisse für moderne Bürogebäude wider. In allen Geschossen konnten wahlweise Großraumbüros oder mit veränderlichen Zwischenwänden Räume für Einzelbüros entstehen.

Der bisherige Speiseraum im Untergeschoss unter dem Kreistagssitzungssaals ist zu zwei Sitzungsräumen umgebaut.

Materialien

Das Stormarnhaus besteht überwiegend aus Rotziegeln für die Fassaden, Holz für Fenster und Türen, Beton für Fenstergewände und tragende Säulen unter dem westlichen Zwischenbau, Keramik für die Fassade des Hochhauses sowie Glas, Kupfer für Dachrinnen und Fallrohre.

Hauptgebäude vor der Einweihung, 1952

Geschichte

1943 hatte der Kreis Stormarn sein bisheriges Verwaltungsgebäude, das Stormarnhaus in Wandsbek, nach einem Luftangriff aufgegeben und die Dienststellen zunächst in das Kreisgebiet ausgelagert. Am 22.10.1949 bestimmte der Kreistag die Stadt Bad Oldesloe als neuen Sitz der Kreisverwaltung Stormarn.

Auf einem von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellten Grundstück entstand 1952/53 nach dem Entwurf von Kreisbaurat Heinrich Schultz ein Neubau. Er umfasste den breitgelagerten, dreigeschossigen Hauptflügel am Platz des früheren Logierhauses oberhalb des südöstlichen Kurparkteils, mit einem östlichen geschwungenen Seitenflügel für Garagen im Erdgeschoss und Räumen für das Kreisgesundheitsamt in den beiden Obergeschossen.

Wegen gestiegenen Raumbedarfs wurde im Westen ein siebengeschossiges Hochhaus errichtet und am 12.07.1963 in Nutzung genommen. Der Vorplatz diente der zunächst im Erdgeschoss untergebrachten KFZ-Zulassungsstelle, heute ist hier ein Parkplatz. Der Zwischenbau enthielt den Sitzungssaal für den Kreisausschuss und die zentrale Verwaltungsbibliothek.

Zum 100-jährigen Jubiläum des Kreises Stormarn 1967 ließ der Kreis für den Kreistag einen sechseckigen, flachgedeckten Sitzungsbau errichten, in dessen Untergeschoss sich jahrzehntelang eine Kantine befand. Für das Kreisgesundheitsamt wurde als Zwischenbau im Osten parallel zur Reimer-Hansen-Straße ein neuer Flügel gebaut. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Dienststellen der Kreisverwaltung im Stormarnhaus untergebracht.

Um den erneuten Raumbedarf zu decken, wurden ab 1975 auf separaten Grundstücken weitere Verwaltungsgebäude errichtet, so in der Mewesstraße 22-24 (Gebäude E) oder 1997 in der Mommsenstraße 14 (Gebäude F). Außerdem erwarb der Kreis 1984 das ehemalige Gebäude des Finanzamts Stormarn an der Ecke Mommsenstraße/Bangertstraße (Gebäude D).

2016 hat die Wasserbehörde des Kreises die Räume im erneuerten Dachgeschoss über dem Gebäude A bezogen.

Bedeutung

Das Stormarnhaus ist seit 1953 das bauliche Gesicht der Kreisverwaltung und des Stormarner Kreistags. Mit dem mehreckigen Gebäudekomplex um einen weiten, mit Bäumen umstellten grünen Innenhof direkt gegenüber dem Bahnhof ist trotz der unterschiedlichen Bauabschnitte ein markantes Verwaltungsgebäude entstanden.

Nutzung

Das Stormarnhaus ist mit dem Kreistagssitzungssaal, den Büroräumen für Landrat und Kreispräsident, zwei älteren Sitzungsräumen, den Büros für den Fachbereich 1 - Inneres (u. a. Finanzen, Personal, Zentrale Steuerung), den Fachbereich 3 - Soziales und Gesundheit, sowie für weitere Fachdienste seit 1953 der zentrale Sitz der Kreisverwaltung.

Erhaltungszustand

Durch eine laufende Bauunterhaltung und Modernisierung ist es in gutem Zustand.

Besonderheiten

Die Granitstufen vor dem stadtseitigen Haupteingang stammen von dem Eingang des 1938 abgebrochenen Logierhauses von Christian Frederik Hansen von 1822.

Als Kunst am Bau sind 1953 am Mittelrisalit zur Stadtseite sechs Keramikplatten mit den Wappen des Kreises, seiner damals vier Städte und des Landes integriert worden, die der Bildhauer Richard Kuöhl geschaffen hat. Er gestaltete auch den Schwan am Türsturz des gegenüberliegenden Eingangs zum Innenhof.

Zur Bekräftigung der Patenschaft mit dem früheren pommerschen Kreis Kolberg-Körlin ließ der Kreis 1958 im Gebäude A eine Heimatstube einrichten. 1964 wurde ein Wandmosaik Kolberg-Körlin von Ulrich Olaf Deimel im 1. Obergeschoss an der Foyerwand angebracht.

Das Foyer im Erdgeschoss des Hochhauses besitzt ein Keramik-Wandmosaik von Georg Weiland. Es wurde von Liebfriede Bernstiel ausgeführt und zeigt symbolisch die Lage des Kreises zwischen Hamburg und Lübeck.

Die Bronzetüren von Rolf Goerler am Kreistagssitzungssaal tragen Türgriffe aus kleinen nackten Männern (der Redner und der Denker). Das hölzerne, versilberte Relief mit dem Stormarn-Schwan an der Saalstirnwand schuf Ulrich Beier. Aus Kunst-am-Bau-Mitteln wurden auch die Stoffbahnen der Kunstweberei Bartholl für die Vorhänge in beiden Flurzonen beschafft. Die großen Fensterbahnen symbolisieren die demokratische Offenheit der Kreispolitik. Die quadratischen Glasscheiben mit den zur Einweihung und danach von den Städten, Ämtern und Gemeinden gestifteten gravierten Wappen stehen für die "kommunale Familie" in Stormarn.

Persönlichkeiten

Heinrich Schultz
Christian Frederik Hansen GND: 11854571X
Richard Kuöhl GND: 118024965
Georg Weiland GND: 172650852
Liebfriede Bernstiel GND: 119424169
Ulrich Olaf Deimel
Rolf Goerler GND: 118695835

14 400
Stormarnhaus in Bad Oldesloe business 53.8066000000 10.3798600000

Ort

Mommsenstraße 13, 23843 Bad Oldesloe

GPS-Standort

53° 48' 23'' N, 10° 22' 47'' O

Auftraggeber

Kreis Stormarn

Planer/Architekt

Heinrich Schultz

Errichtungsdatum

1952/53; 1961/62; 1966/67

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