Beruflicher Werdegang
Sönke Nissen arbeitete nach seiner Ausbildung und dem Militärdienst als Zimmergeselle in Hamburg. Eine Bewerbung als Deichinspektor für den Kreis Tondern scheiterte. Ende 1894 trat er eine Stelle bei der Altonaer Bauabteilung der Berliner Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Lenz & Co. an, die Nissen zunächst in Vorpommern einsetzte. Nach seiner Beförderung zum Eisenbahn-Bau-Ingenieur 1898 war er als Bauleiter auf der Insel Alsen (heute Dänemark) sowie in Westpreußen (heute Polen) tätig.
Als die Firma ab 1903 in staatlichem Auftrag eine Teilstrecke der Usambarabahn im Norden von Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) errichtete, übernahm Nissen die Bauleitung. Für die frühzeitige Fertigstellung der Strecke 1905 wurde er zum Oberingenieur befördert und erhielt eine Sondervergütung, die ihm seine späteren Investitionen ermöglichte.
Ab August 1905 entsandte die Deutsche Kolonialeisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft, eine Tochterfirma von Lenz & Co., Nissen nach Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia). Beim Bau der Lüderitzbahn, die auch der militärischen Kontrolle über die einheimische Bevölkerung im Rahmen des Kolonialkriegs dienen sollte, setzte Nissen hunderte kriegsgefangene Herero als Zwangsarbeiter aus dem eigenen Lager der Firma Lenz ein. Schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen führten zu einer hohen Todesrate. Auch dieses Projekt schloss Nissen 1908 deutlich vor dem geplanten Termin ab.
Am Bau der 1908-1910 erstellten Zweigstrecke Seeheim-Kalkfontein war Nissen ebenso beteiligt wie an der Planung für die erst 1912 fertiggestellte Strecke Windhoek-Keetmanshoop.
Nach dem Fund des ersten Diamanten in Deutsch-Südwestafrika 1908 sicherte sich Nissen noch vor Bekanntwerden des Fundes gemeinsam mit seinen Kollegen August Stauch und Max Weidtmann sowie dem Firmeninhaber Friedrich Lenz als Diamant-Schürfgesellschaft Kolmanskuppe die Schürfrechte nahe der Bahnstrecke. An der 1909 in Berlin gegründeten Kolonialen Bergbau-Gesellschaft mbH hielt Nissen 20 % der Anteile und wurde dadurch mehrfacher Millionär.
Nissen ließ sich 1910 in Berlin nieder und betätigte sich zunehmend als Investor in Industrieunternehmen, Immobilien, Grundstücke, Eisenbahngesellschaften sowie Schafzuchtfarmen.
1912 erwarb Nissen das Gut Glinde und führte es mit einem Gutsverwalter weiterhin als landwirtschaftlichen Musterbetrieb der Milchviehhaltung. Er baute das Gutshaus um, ließ Wirtschaftsgebäude sowie für die Gutsarbeiter Deputatshäuser und ein Altersheim errichten und unterhielt Pachtweiden zur Nachzucht in Nordfriesland.
Am 09.12.1921 heiratete er Elisabeth Johanna Magda Rabe, die vom Gut Schönkamp bei Lübeck stammte. Kurz vor Nissens Tod wurde im Juli 1923 ihr Sohn Sönke Georg geboren.
1922/23 investierte Nissen in die Eindeichung eines Koogs in Nordfriesland. Der nach ihm benannte Sönke-Nissen-Koog wurde erst 1924-1926 nach seinem Tod errichtet.