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Siegfried Assmann

Siegfried Johann Assmann war ein Künstler, der sich insbesondere mit der Gestaltung von Kirchenfenstern und Kircheninnenräumen sowie mit Kunst im öffentlichen Raum überregional einen Namen erworben hat. Er wohnte und arbeitete in Großhansdorf.

Ausbildung

Nach dem Besuch der Volksschule ging Siegfried Assmann ab 1936 in ein polnisch-humanistisches Gymnasium in Wollstein, Provinz Posen (heute Wolsztyn, Polen) und begann zudem ein Geigenstudium am Konservatorium in Posen. Seine Einberufung 1943 zur Wehrmacht unterbrach die gymnasiale und musische Ausbildung. 1947-1950 studierte er an der Landeskunstschule in Hamburg Grafik, Malerei, Wandgestaltung und Glasfenstermalerei bei Alfred Mahlau, Willy Breest und Theo Ortner, bei Ortner als Meisterschüler. Studienkollegen waren unter anderem Horst Janssen, Hanno Edelmann, Harald Duwe und Paul Wunderlich. Das Modellieren erlernte er während des Studiums in der Werkstatt des Bildhauers Carolus Voigt in Aumühle, die Ausbildung im Umgang mit farbigem Glas in der Glasmalerwerkstatt Heberle in Überlingen (Baden-Württemberg).

Glasfenster in der St. Michael-Kapelle in Ohe, 1957

Beruflicher Werdegang

Seit 1951 war Assmann als freischaffender Künstler tätig. Er spezialisierte sich zunächst auf Glasmalerei. Wettbewerbserfolge ab 1952 führten zu zahlreichen Aufträgen über die Verglasung von Kirchenfenstern und die Ausgestaltung von Kircheninnenräumen in Hamburg und Schleswig-Holstein. Dieses Sujet entwickelte sich zu einem Schwerpunkt seines Schaffens. Bildhauerische Großaufträge erhielt er Anfang der 1960er-Jahre. Mit steigender Bekanntheit fand sich zudem ein stetig wachsender privater Käuferkreis seiner figürlichen Kleinbronzen und Portraits in Öl und Kohle.

Lebenslauf

Siegfried Johann Assmann wurde als zweites Kind von Friedrich und Sophie Assmann geboren. Der Vater war Lehrer und Organist in der örtlichen evangelischen Kirche. 1945 kam Siegfried Assmann in Österreich in amerikanische Kriegsgefangenschaft und fand unter Mitgefangenen Anleitung für seine Begabung im Zeichnen und Malen. Nach der Entlassung lebte er ab 1947 in Hamburg. 1948-1956 war er mit Anneliese Roth verheiratet. Am 30.04.1959 heiratete er in zweiter Ehe Ingeborg Höhnke. In den 1950er-Jahren entwarf und baute Assmann sein Wohnhaus mit Atelier und Werkstatt in Großhansdorf.

Bronzerelief Kaukasischer Kreidekreis, 1987

Werk/Aktivitäten

Seinen ersten beruflichen Erfolg hatte er 1952 als Preisträger eines öffentlichen Wettbewerbs. Er erhielt den Auftrag für die Bleiverglasung des Ost- und Westfensters in der Kreuzkirche Hamburg-Ottensen, hieraus folgte 1967 der Auftrag zur Gestaltung von Kanzel, Taufstein, Altar und Bleiverglasung der Chorfenster. Zu seinen frühen Werken zählen weiterhin drei große Buntglasfenster im Altarraum der Peter-Paul-Kirche in Bad Oldesloe (1960), die Verglasung der Chorfenster in der St. Michaelis-Kirche in Eutin (1960-1962) sowie der kreisförmig angeordneten Altarfenster in der Auferstehungskirche (Großhansdorf) in Großhansdorf (1962). 1969 wurde ihm die Gesamtverglasung des Doms in Meldorf (Kreis Dithmarschen) übertragen.

Er arbeitete sowohl mit Antikglas als auch mit farbigem Dallglas, eingefasst in Betonstruktur. Im künstlerischen Ausdruck verlief eine Entwicklung zu mehr Abstraktion, ohne das Gegenständliche gänzlich aufzugeben. Bei der Gesamtausstattung des Innenraums der Kirche des Klosters Nütschau 1974/75 sind nach seinen Entwürfen die dreiseitige farbige Bleiverglasung sowie – in Kunstharz und Glas – Altar, Lesepult, Altarwand und Tabernakel gefertigt. Der Durchbruch in der Bildhauerei gelang ihm mit einer fünf Meter hohen Betonplastik in Husum (Kreis Nordfriesland) zum Gedenken an die Toten des Krieges (1962) und dem 12 Meter hohen Beton-Bronze-Mahnmal "Charon" (1962) in Gudendorf (Kreis Dithmarschen).

Als wiederholter Wettbewerbsgewinner für Kunst am Bau schuf er Plastiken und Reliefs in Bronze und Beton für öffentliche Einrichtungen. Die Motive sind orts- und kontextbezogen. Beispielhaft sind die Bronzen "Kaukasische Kreidekreis" vor dem Amtsgericht Norderstedt (1971), "Bürger einer Stadt" in der Fußgängerzone in Bad Oldesloe (1979) oder die „Bronzeplastik „Synergia“ (1965/2005) vor dem Rathaus Großhansdorf. Bestimmendes Thema ist der Mensch in seinen existenziellen, mythologischen und auch spielerischen Bezügen.

Eine Erweiterung seines Werkes seit Anfang der 1970er-Jahre ist das Arbeiten mit glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), der es erlaubt, neue Farben und Formen in die bildhauerischen Werke einzubeziehen. Ein Beispiel ist die farbige Plastik "Knospensprung" (1972) in Scharbeutz (Kreis Ostholstein).

In über 60 Ausstellungen wurde seine Kunst präsentiert, unter anderem 1978-1981 in 24 Niederlassungen und Vertretungen der Daimler-Benz-AG in allen Teilen der Bundesrepublik.

Bedeutung

In den sieben Jahrzehnten seines Schaffens hat Assmann mehr als 80 Kirchen und Kapellen mit farbigen Kirchenfenstern, Reliefs und Interieur vor allem im norddeutschen Raum ausgestattet. Auf der Grundlage seiner Kenntnisse im Alten und Neuen Testament und der eigenen Glaubenswirklichkeit hat er damit die Innenraumästhetik der Kirchenbauten seit der Nachkriegszeit weitgehend mitbestimmt. Sein bildhauerisches Werk findet sich in vielen Städten und Gemeinden im Norddeutschland.

Ehrungen und Preise

2015 Ehrung zum 90. Geburtstag mit einer Ausstellung im Kloster Nütschau

Besonderheiten

Assmann arbeitete bis in das hohe Alter. Mit 94 Jahren fertigte er die Bronzefigur „Jung mit’n Tüdelband“ “ für das in der Hamburger Neustadt gelegene ehemalige Wohnhaus von Ludwig Wolf, der mit seinen Brüdern Leopold und James Isaac Wolf 1911 den gleichlautenden Gassenhauer komponiert hatte. Mit diesem Spätwerk hat er einer Hamburgensie ein Gesicht gegeben und zugleich eine Erinnerung an die jüdische Familie geschaffen.

Persönlichkeiten

Willy Breest GND: 1078072736
Harald Duwe GND: 118681419
Hanno Edelmann GND: 174307284
Horst Janssen GND: 118557025
Alfred Mahlau GND: 118576275
Theo Ortner GND: 126446849
Paul Wunderlich GND: 118635603
Ludwig Wolf GND: 123642078

Links

Wikipedia-Artikel zu Assmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Assmann (Zugriff am 30.03.2019)
Website Kunst in Schleswig-Holstein und Hamburg: https://sh-kunst.de/kuenstler/assmann-siegfried/ (Zugriff am 30.03.2019)
Website der Kulturabteilung des Kreises Stormarn: https://www.kultur-stormarn.de/kunst-im-oeffentlichen-raum/kunstwerke/ (Zugriff am 15.06.2019)
Online-Fotoplattform zu Assmann: https://www.flickr.com/photos/siegfried_assmann/ (Zugriff am 03.06.2019)
Weblog Assmann: https://siegfriedassmann.wordpress.com/kontakt/ (Zugriff am 17.06.2019)

Familienname

Assmann

vollständige Vornamen

Siegfried Johann

Rufname

Siegfried

Geburtsdatum

01.02.1925

Geburtsort

Kirchplatz, Provinz Posen (heute Borują Kościelna, Polen)

Sterbedatum

07.06.2021

Sterbeort

Hamburg

Begräbnisort

Großhansdorf

Geschlecht

männlich

Religion

evangelisch

Berufe

Glasmaler, Bildhauer, Maler, Zeichner

Ehe-/Lebenspartner

1. Ehe: Anneliese Assmann, geb. Roth (1919-1998), 2. Ehe: Ingeborg Assmann, geb. Höhnke (1926-2008)

Kinder

zwei Töchter, ein Sohn

Eltern

Friedrich Assmann (1898-1985), Sophie Assmann, geb. Westrup (1896-1977)

Strukturansicht

Literatur

  • Hans Jürss : Siegfried Assmann 1951-1981. Stuttgart, o.J., Hrsg. Daimler-Benz Aktiengesellschaft , GVK: 162589220
  • Wergin, Joachim : Über den Bildhauer Siegfried Assmann. Großhansdorf, ProFunda 2015, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn 2016, S. 195-202, GVK: 87019335X
  • Ettrich, Hannelies : Open Space Bargteheide: Kunst im öffentlichen Raum. Bargteheide, Selbstverlag. Hrsg. Stadt Bargteheide, Stadtarchiv 2017, GVK: 898610753

Weitere Literatur