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Oberer Herrenteich

Der Obere Herrenteich ist ein Naturschutzgebiet im nördlichen Stormarn.

Fischhuser Brücke im Süden des Oberen Herrenteichs, 1998

Lage

Das Naturschutzgebiet besteht aus dem nördlichen Teil des Herrenteichs, einem Teil des Talraums der den Teich speisenden Heilsau und umliegenden Flächen. Es liegt auf dem Gebiet der Stadt Reinfeld sowie der Gemeinde Heidekamp und wird im Norden begrenzt von der Heilsaustraße sowie im Osten von Binnenkamp und Reinfelder Straße. Der Fischhuser Damm trennt das Naturschutzgebiet im Süden vom Unteren Herrenteich. Im Westen verläuft der Poggenkamp.

Aufstellen eines Hinweisschilds durch den Deutschen Bund für Vogelschutz, 1985

Geschichte

Der ursprünglich von Mönchen des Zisterzienser-Klosters Reinfeld durch Aufstauung der Heilsau angelegte, der Fischzucht dienende Herrenteich drohte durch geplante Ausbaggerungen sowie die Ausweitung der Randbebauung und der Wassersportaktivitäten seine ökologische Bedeutung zu verlieren. Daher beantragte der Deutsche Bund für Vogelschutz e. V. (DBV, heute Naturschutzbund Deutschland e. V., NABU) 1982 die Ausweisung als Naturschutzgebiet.

1987 erwarb der DBV mit Mitteln des Kreises Stormarn, der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, der Stadt Reinfeld sowie Spenden zunächst ein ca. 4,5 ha großes Grundstück in der Gemeinde Heidekamp, um es aus der Nutzung zu nehmen. 1998/99 erfolgten Renaturierungsmaßnahmen im Verlauf der Heilsau, wie die Umgestaltung von Entwässerungsgräben und Böschungen. Der Rückbau des Anfang der 1950er-Jahre errichteten Schöpfwerks ermöglichte eine natürliche Wiedervernässung.

1999 nahm das Schleswig-Holsteinische Umweltministerium die Ausweisung als Naturschutzgebiet vor. Seit dem Folgejahr betreut der Landesverband Schleswig-Holstein des NABU das Gebiet.

Flora und Fauna

Charakteristisch für den Herrenteich sind großflächige Bereiche von See- und Teichrosen sowie ausgedehnte Verlandungsflächen mit Röhrichten, Großseggenrieder und Hochstaudenfluren sowie Erlenbruchwäldern und Weidensümpfen. Im Uferbereich und auf Feuchtwiesen wachsen Sumpfdreizack, Königsfarn, Sumpfdotterblume, Schwertlilien und Fieberklee sowie Orchideen wie das Zweiblatt und das Breitblättrige Knabenkraut. Zum Naturschutzgebiet gehören auch Bereiche von trockenem Magergrünland, Waldflächen und trockenen Hügeln.

Die Schilfzonen bieten einen wichtigen Lebensraum für Vogelarten wie Rohrammer und Rohrweihe, Teich- und Schilfrohrsänger sowie Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn, Krick- und Schnatterente. Überwinterungsgäste sind Blässgänse, Zwerg- und Gänsesäger sowie Singschwäne, Nahrungsgäste z. B. Seeadler, Eisvogel und Silberreiher.

Fischotter und Waschbären haben sich im Naturschutzgebiet angesiedelt, außerdem jagen hier verschiedene Fledermausarten.

Schilfgürtel, 1998

Ökologische Bedeutung

Das Naturschutzgebiet bietet diversen, teils seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Regionale Bedeutung besitzt es insbesondere als Nahrungsgebiet für Fledermäuse. Aufgrund der geschützten Lage und der Schilfflächen bietet es für scheue Vögel ein wichtiges Brut-, Nahrungs-, Überwinterungs- und Rastgebiet. Der in seiner Ausdehnung ungewöhnlich breite Schilfgürtel trägt zur Filterung des Wassers der Heilsau und der Reinhaltung des Herrenteichs bei.

Nutzung

Das Naturschutzgebiet ist nicht öffentlich zugänglich und nur von einigen Orten einsehbar, wie dem Fischhuser Damm und der Brücke über die Heilsau in Heidekamp.

Abgelassener Teich, 1987

Besonderheiten

Seit 2022 werden in dem auf drei Jahre angelegten und mit Mitteln des Bundesumweltministeriums finanzierten Projekt Verbesserung der Ökosystemleistungen in den Reinfelder Teichen (VerTe) am Herrenteich Messungen zu Schadstoffen sowie zum Nährstoffeintrag durchgeführt. Ziel ist es, die Ursachen von Algenwachstum und Verschlammung zu bekämpfen und die Biodiversität zu sichern bzw. zu verbessern.

Jährlich im Herbst wird in Verbindung mit dem Reinfelder Karpfenfest das Wasser des Herrenteichs zum Abfischen der Karpfen abgelassen. Dann ist der ursprüngliche Bachverlauf der Heilsau auf dem Grund des Teichs erkennbar.

Datierung Schutzstellung

01.11.1999

Begründung Schutzstellung

Die Natur in diesem Gebiet ist v. a. hinsichtlich der großflächigen Verlandungsbereiche mit den teils gefährdeten Lebensgemeinschaften, dem artenreichen Grün- bzw. Magergrünland sowie dem Nahrungsraum für Fledermäuse und röhrichtbewohnende Vögel schützenswert.

Links

Infoseite des NABU zum Naturschutzgebiet: https://schleswig-holstein.nabu.de/natur-und-landschaft/nabu-schutzgebiete/oberer-herrenteich/13684.html (Zugriff am 18.05.2023)

14 400
Oberer Herrenteich local_florist 53.8464140000 10.4943030000

GPS-Standort

53° 50' 47'' N, 10° 29' 39'' O

Größe

0,7 km2

höchster Punkt

16 m über NN

tiefster Punkt

7 m über NN

Strukturansicht

Literatur

  • Reichle, Sabine : Der Obere Herrenteich bei Reinfeld, Natur hautnah erleben. 2012, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn ..., Großhansdorf: ProFunda-Verl., 1983, 31(2013), S. 107–109, GVK: 1006690832

Weitere Literatur