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Martin-Luther-Kirche

Die Martin-Luther-Kirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde ist das älteste Bauwerk in Trittau und vereinigt Bauteile und Ausstattungselemente von der Romanik bis zum 20. Jh.

Außenarchitektur

Die Saalkirche besitzt einen eingezogenen Chor mit Fünfachtelabschluss, einen Westturm mit vier gemauerten Giebeln und einem achteckigen, kupfergedeckten Turmhelm. Die Nordwand zeigt ein 1954 erneuertes Granitmauerwerk mit rundbogigen Blendfenstern, die übrigen Seiten und der Turm sind über einem Granitsockel mit Rotziegeln errichtet.

Der von Linden umstellte Kirchhof ist mit einer Findlingsmauer eingefasst und diente bis 1865 als Friedhof. Er ist heute eine Grünanlage.

Innenarchitektur

Das Innere wird geprägt von eingestellten hölzernen Seitenemporen mit schlanken Bündelpfeilern und einer Decke im Stil der Tudorgotik, der Kanzel sowie einem Altar in expressionistischen Formen. Im Chorhaupt leuchten drei farbige Glasfenster. Auf der Westempore steht eine 2016 eingebaute Orgel der Firma Weimbs, Hellenthal.

Ein Taufengel von 1736 hängt im Chorraum über der 1911 gestifteten Taufe. Ein Ölgemälde an der Nordwand zeigt die Beweinung Christi, eine Kopie und Stiftung von Dorothea Hack, Mollhagen, nach einem Hauptwerk von Friedrich Overbeck in der Lübecker Marienkirche. Zwei Epitaphien erinnern an die Gefallenen der Kriege 1870/71 und 1914–1918.

Festumzug zur Glockenweihe, 1957

Geschichte

Die 1239 urkundlich erwähnte, zum Kirchspiel Steinbek gehörige Kapelle wurde 1248 mit Errichtung des Kirchspiels Trittau zur Gemeindekirche der seither selbstständigen Kirchengemeinde erhoben. Sie war ein Feldsteinbau mit wohl etwas jüngerem Fünfachtelchor aus Findlingen sowie einem separat stehenden hölzernen Glockenturm.

Der Westgiebel musste 1698 und 1770 neu aufgemauert werden. 1810/11 wurden sowohl der baufällige Chor als auch der frühere Begräbnisraum auf der Nordseite, 1707 zur Sakristei umgewidmet, abgerissen. Parallel erfolgten die Niederlegung der Ost- und Südwand einschließlich des „Kinderhauses“ und ihr Neuaufbau aus Ziegeln mit jetzt großen rundbogigen Fenstern.

1638 errichtete Zimmermeister Heinrich Stallbuck vor dem Westgiebel einen Fachwerkglockenturm mit einer achteckigen, mit Holzschindeln gedeckten Turmspitze. 1799 musste dieser wegen erheblicher Schäden am Fundament erneuert werden.

Eine ältere Orgel wurde 1620 ersetzt, aber schon 1627 während des Dreißigjährigen Kriegs zerstört. Ein Neubau erfolgte 1636.

Der Landbaumeister Carl August Wilhelm Lohmeyer, Ratzeburg, gestaltete den Innenraum 1875–1880 neogotisch um und ließ einen entsprechenden Kanzelaltar errichten. Die Christusfigur des vorherigen Barockaltars krönt seither die Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs.

1888 wurde der Fachwerkturm durch den heutigen Ziegelturm nach Plänen des Hamburger Architekten Otto Pieper ersetzt und mit einer Uhr der Firma Weule, Bockenem, ausgestattet. 1911 erbaute der Architekt Fernando Lorenzen einen neuen Chor. Die drei farbigen Fenster, eine Stiftung der Familie Wickel vom Grönwohldhof, schufen die Brüder Rudolf und Otto Linnemann aus Frankfurt am Main. Sie zeigen mittig eine Christusdarstellung nach Bertel Thorvaldsen, links und rechts die Wappen von Holstein und Stormarn. Der 1936 auf der Südseite angebaute Konfirmandensaal erhielt farbige Glasgemälde von Christel Kuball, Hamburg.

1946–1949 gestaltete der Bildhauer Franz Hötterges, Dwerkaten, den Altarraum neu, schuf die Altarvorderseite mit einer Abendmahlsdarstellung, zwölf Passionstafeln im Chorraum und zwei Tafeln am Chorbogen.

1962 wurde das Ziegelmauerwerk der Südseite neu verblendet. Im Zuge von Sanierungsarbeiten 2014 im Dachstuhl konnten einige Hölzer auf die Zeit um 1455 datiert werden. Das Turmmauerwerk wurde 2019 saniert.

Das Geläut umfasst heute vier Bronzeglocken. Die älteste und kleinste wurde 1833 von dem Glockengießer Jacob Friedrich Beseler, Rendsburg, geschaffen. Eine zweite Glocke und deren Nachfolgerin mussten in den beiden Weltkriegen abgeliefert werden. 1957 bekam die Kirche drei neue Glocken der Firma Rincker aus Sinn (Hessen).

1968 erhielt die Kirche, deren mittelalterliches Patrozinium St. Johannes lautete, den heutigen Namen.

Bedeutung

Die Martin-Luther-Kirche ist die zentrale Kirche für ein großes, zahlreiche Ortschaften umfassendes Kirchspiel in noch mittelalterlichem Umfang.

Nutzung

Die Kirche wird für Gottesdienste und kirchliche Feiern sowie Konzerte genutzt.

Erhaltungszustand

Das Gebäude befindet sich in einem guten Zustand.

Grabplatte für Ludolf Hauwer, 1985

Besonderheiten

Auf dem Kirchhof sind noch drei, in den Turmnebenräumen weitere sechs barocke Grabplatten und -steine erhalten.

Zurzeit abgestellt sind zahlreiche um 1920 gestiftete Glasmalereischeiben, darunter eine Albrecht Dürer nachempfundene „Geburt Christi“ von 1888.

Persönlichkeiten

Friedrich Overbeck GND: 118840266
Carl August Wilhelm Lohmeyer
Otto Pieper
Fernando Lorenzen GND: 136136109
Rudolf Linnemann GND: 127852123
Otto Linnemann GND: 117026005
Bertel Thorvaldsen GND: 118622323
Christel Kuball GND: 1077887787
Franz Hötterges GND: 1283699915
Albrecht Dürer GND: 11852786X

Datierung Schutzstellung

27.03.1968

Begründung Schutzstellung

Die Kirche ist zusammen mit dem umgebenden Kirchhof und den erhaltenen älteren Grabdenkmalen ein erhaltenswertes Ensemble aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und die Kulturlandschaft prägenden Gründen.

Links

Faltblatt zur Martin-Luther-Kirche: https://www.kirche-trittau.de/wp-content/uploads/2021/08/Kirchenfuehrer-Bergemann-web.pdf (Zugriff am 27.02.2023)

Ort

Kirchenstraße 17, 22946 Trittau

Planer/Architekt

unbekannt; Carl August Wilhelm Lohmeyer 1875–1880; Otto Pieper 1888, Fernando Lorenzen 1911

Errichtungsdatum

1. Hälfte 13. Jh.

Strukturansicht

Literatur

  • Haupt, Richard : Geschichte und Art der Baukunst in Nordelbingen, in den Herzogtümern Holstein und Lauenburg sowie den Fürstentümern Lübeck und Ratzeburg. Heide in Holstein, Heider Anzeiger 1925, GVK: 040737047
  • Schleswig-Holstein Landesamt für Denkmalpflege : Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz 1974, GVK: 054133173
  • Jessen, Alfred : Die Geschichte des Kirchspiels und Amtes Trittau und seiner weiteren Umgebung aus dem Nachlaß des Pastor Alfred Jessen zu Trittau. Hamburg, Rauhes Haus 1914, GVK: 307521982
  • Pause, Jochen : Die Altarraumgestaltung des Bildhauers Franz Hötterges von 1946–49 in der Trittauer Kirche, zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte eines Raumkunstwerkes der Nachkriegszeit. 2015, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn. Bd. 34 (2016), S. 104–118, GVK: 841185794
  • Bergemann, Asmus : Die Glasbildfenster der Martin-Luther-Kirche zu Trittau. 2015, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn. Bd. 34 (2016), S. 119–124, GVK: 841188971

Weitere Literatur