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Kloster Reinbek

Das Kloster Reinbek war im Spätmittelalter eine bedeutende geistliche Institution im Süden Stormarns und im angrenzenden Herzogtum Sachsen-Lauenburg.

Zweck

Das Kloster Reinbek war eine religiöse Gemeinschaft von Frauen. Zudem diente es der Versorgung unverheirateter Töchter sowohl aus niederadligen als auch aus Patrizier- und bürgerlichen Familien vorwiegend aus Hamburg, Stormarn und Lübeck.

Das Kloster war kirchlicher Mittelpunkt für den Konvent und die Klosterangehörigen sowie Sitz der Verwaltung des umfangreichen Grundbesitzes.

Struktur

Bis 1309 leitete eine Äbtissin, danach eine Priorin das Kloster Reinbek. Ihr standen eine Celleraria (Kellersche), eine Cameraria (Kemmersche), eine Sacrista (Klostersche und Thesauraria), eine Infirmaria (Seekmestersche), eine Scholmestersche und eine Sangmestersche zur Seite sowie gegen Ende der Klosterzeit eine Subpriorin. Der Konvent lebte nach den Regeln der Zisterzienserobservanz, ohne in den Orden inkorporiert zu sein.

Geschichte

Keimzelle des Klosters Reinbek war eine Maria-Magdalenen-Kapelle in Hoibek (heute Reinbek, Ortsteil Sachsenwaldau). 1224 erweiterte Albrecht II. von Orlamünde und Holstein den Besitz um weitere Hufen und Heideflächen. Dieser wurde 1226 von seinem Nachfolger Adolf IV. von Holstein-Schauenburg bestätigt, der 1229 dem Klosterkonvent das Dorf Glinde mit allen Rechten und der Mühle schenkte.

Bald danach verlegte das Kloster den Sitz nach Köthel, nachdem es beide Dorfhälften von Albrecht I. von Sachsen und Adolf IV. erhalten hatte. 1234/35 verließen zwölf Nonnen als Gründungskonvent für das Kloster Uetersen (heute Kreis Pinneberg) den Konvent. Papst Gregor IX. bestätigte 1236/37 die Privilegien des Klosters Reinbek. Um 1248 zog das Kloster in das Dorf Hinschendorf.

In der Folgezeit erhielt das Kloster durch Stiftung oder Kauf die Dörfer Nieder und Ober Boberg, Braak, Bunebutle, Grande, Havighorst, Hope, Jenfeld, Köthel, Langelohe, Lohbrügge, Neu Stapelfeld, Ohe, Öjendorf, Ohlenburg, Schiffbek, Schönningstedt, Siek, Stapelfeld, Steinbek, Tonndorf und Witzhave im Süden Stormarns, im Herzogtum Sachsen-Lauenburg die Dörfer Börnsen, Escheburg, Fuhlenhagen, Köthel, Mühlenrade, Talkau, Wentorf und Wohltorf sowie in den Elbmarschen das Dorf Reitbrook und Anteilsbesitz in den Dörfern Altengamme, Billwärder, Neuengamme und Curslak (Stadt Hamburg). In der Regel verfügte das Kloster über die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über die Einwohner der Klosterdörfer.

Grangien besaß das Kloster u. a. in Köthel, Hoibek, Steinbek, Schönningstedt, Nettelnburg (Hamburg) und Escheburg (Herzogtum Lauenburg), die von Vögten verwaltet wurden, sowie Mühlen in Glinde, Hinschendorf und Steinbek.

Die geistliche Betreuung erfolgte durch Domherren des Hamburger Domkapitels, die auch das Amt des Klosterpropstes ausübten. Der Letzte, Detlev von Reventlow, wurde 1529 mit der Verwaltung des aufgegebenen Klosters betraut.

Nachdem im Zuge der Reformation bereits einige Nonnen das Kloster verlassen hatten, suchte die Priorin Anna von Plessen zweimal den Reformator Johannes Bugenhagen in Hamburg auf. 1529 verkaufte sie das Kloster mit allen Dörfern, Gütern und Rechten für 12.000 Mark Lübisch an Friedrich II. von Dänemark. Dieser bildete anschließend aus den Stormarner Dörfern das Amt Reinbek. Die lauenburgischen Dörfern fielen nach Protest durch Magnus I. von Sachsen-Lauenburg an das Herzogtum zurück.

Am 07.04.1529 verließ die Priorin mit sechs weiteren Amtsträgerinnen und 35 Nonnen das Kloster. Jede erhielt eine finanzielle Abfindung, die als Mitgift für eine Verheiratung dienen sollte.

Die Klostergebäude wurden 1534 in der sogenannten Grafenfehde zerstört.

Leitung

Äbtissin:

Johanna 1306–1309

Priorinnen:

Anna von Plessen 1528–1529
Anna Hummersbüttel um 1515
Anna von Ratlow (II.) 1497–1498
Anna von Ratlow (I.) 1468
Alheidt Hummersbüttel 1416–1427 (1429)
Alheydis von Krummesse 1397–1410
Elizabeth 1371–1374
Ghertrudis 1366–1368
Abele von Raboysen 1358–1361
Ghertrudis 1348
Elizabeth 1327–1343
Alheydis 1310–1323

Persönlichkeiten

Papst Gregor IX. GND: 118541870
Friedrich II. von Dänemark GND: 118703188
Albrecht I. von Sachsen GND: 118644351
Magnus I. von Sachsen-Lauenburg GND: 104176784
Adolf IV. von Holstein-Schauenburg GND: 1033723444
Albrecht II. von Orlamünde GND: 138723060
Detlev von Reventlow GND: 137404409
Johannes Bugenhagen GND: 1055689613

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Name

Kloster thum Reinebeke

GPS-Standort

53° 30' 26'' N, 10° 15' 11'' O

Sitz

Reinbek

Gründungsdatum

04.06.1226 (Bestätigung der Klosterstiftung)

Auflösungsdatum

07.04.1529

Vorsitz

Priorin Anna von Plessen

Mitgliederanzahl

42 (Stand: 1529)

Strukturansicht

Literatur

  • Grabkowsky, Anna-Therese : Reinbek Zisterzienserinnen. 2019, In: Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg ; Band 2, Regensburg: Schnell + Steiner, 2019, (2019), S. 465–483, GVK: 1688585249
  • Spallek, Johannes : Rühr mich nicht an! die Siegelbilder des Klosters Reinbek. Husum, 1988, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn ..., Großhansdorf: ProFunda-Verl., 1983, 6(1988), S. 11–23, GVK: 34593024X
  • Heuer, Hans : Das Kloster Reinbek. Beitrag zur Geschichte der Landschaft Stormarn. Neumünster, Wachholtz 1985, GVK: 026445778

Weitere Literatur