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Kirche Eichede

Das Gebäude der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde mitten auf dem mittelalterlichen Anger ist das älteste Bauwerk in Eichede.

Außenarchitektur

Die Saalkirche ist ein Fachwerkbau über massiven Granitfundamenten mit rechteckigen, sechsflügeligen Fenstern, einem Chor mit dreiseitigem Abschluss und einer aus Ziegeln errichteten Westwand sowie einem roten Ziegeldach. An der Südwestecke des Fundaments sind das Baujahr und ein ligiertes Christusmonogramm JHS eingehauen.

Die Kirche besitzt eine Ziegelwand im Westen mit aufgesetztem Turm. Über dem rundbogigen Eingang sitzen im ersten Obergeschoss drei oben halbrunde Fenster, darüber hölzerne Luken (1:2) sowie auf der Südseite das Zifferblatt einer Uhr. Der Turm schließt mit einem vierseitigen, mit Kupfer gedeckten Zeltdach sowie einer offenen Laterne mit geschweifter Haube und einer Spitze mit vergoldeter Kugel, Windfahne und Kreuzstange ab.

Der von Linden umstellte Kirchhof ist mit einer Findlingsmauer eingefasst und wird bis heute als Friedhof genutzt.

Chor mit Altar und Kanzel, 1962

Innenarchitektur

Der innen verputzte und geweißte Saal mit einer flachen Putzdecke und weiter, grauer Randkehle wird von dem 1640 gestifteten hölzernen Altar unbekannter Herkunft im Stil des Ohrmuschelbarocks geprägt. Der Altar zeigt eine gemalte, figurenreiche Kreuzigung, darunter in der Predelle das „Letzte Abendmahl“, randliche Säulen und auf den Außenseiten hölzerne Figuren von „Glaube“ mit Bibel und Kelch sowie „Hoffnung“ mit Taube und Anker. Über dem Altarbild sitzen das Allianz-Wappen der adligen Familien Rantzau und von Buchwaldt (für „Liebe“) sowie außen zwei unbekannte Wappen.

Die achtseitige, pokalförmige hölzerne Taufe von 1643 mit einer Messingschale von 1728 besitzt einen Deckel in Form einer offenen Laterne, der mit Balustersäulchen und musizierenden Engeln versehen ist und mit einer Volutenkrone abschließt. Der nebenstehende Osterleuchter aus Messing wurde 1640, der achtflammige Messingkronleuchter über dem Mittelgang mit bekrönendem Doppeladler 1994 gestiftet.

An der Nordwand zeigt ein Ölgemälde von 1904 die Beweinung Christi. Es handelt sich um eine Kopie, gestiftet von Dorothea Hack, Mollhagen, nach einem Vorbild von Friedrich Overbeck in der Lübecker Marienkirche.

Auf der über zwei hölzernen Stützen leicht vorgezogenen, 1954 erneuerten Westempore steht eine zweimanualige Orgel der Firma Kemper, Lübeck, von 1954/55.

Materialien

Hauptbaustoffe sind Granit, Holz, rote Ziegel für Wände und Dach, Kupfer und Weißglas.

Renovierung, 1954

Geschichte

Bereits wenige Jahre nach der Errichtung des Kirchspiels Eichede kurz nach 1276 ist eine Kirche nachgewiesen. Nach dem Abriss des vorherigen Fachwerkbaus im Februar 1757 wurde der stützenfreie und helle Neubau des Havighorster Zimmermeisters Franz Hinrich Hansen am 29.09.1757 eingeweiht.

Eine umfassende Renovierung der Kirche fand 1954-1962 statt. Der Abbruch des an der Südseite vorgebauten Nebeneingangs, das Tauf- oder „Kinderhauses“, erfolgte 1954. Der Chorraum wurde zwei Stufen höher gelegt, die Kirchenbänke erneuert, das Gottesauge mit Strahlenkranz über dem Altar neu angebracht.

Die quadratische Kanzel in neobarocker Form mit vier Hermenpilastern ist eine Stiftung der Propstei Stormarn. Die Vorgängerin der heutigen Orgel kam 1830 aus Hamburg.

Das Geläut umfasst zwei Bronzeglocken: die von Johannes Reborch Ende des 14. Jh. gegossene Glocke und eine große Glocke von 1959. Deren Vorgängerinnen mussten 1917 und 1942 für Kriegszwecke abgeliefert werden.

Bedeutung

Die Kirche ist die einzige Fachwerkkirche in Stormarn. Sie ist die zentrale Kirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde für die Orte Steinburg und Todendorf sowie die Ortsteile Lasbek-Dorf, Lasbek-Gut (Gemeinde Lasbek) und Rohlfshagen (Gemeinde Rümpel) sowie Stubben (Kreis Herzogtum Lauenburg).

Nutzung

Die Kirche wird für Gottesdienste und kirchliche Feiern sowie Konzerte genutzt.

Erhaltungszustand

Das Gebäude ist in gutem Zustand.

Ehrenmal der Kirchengemeinde Eichede von 1921

Besonderheiten

Im Mittelalter war die Eicheder Kirche die südlichste im Bistum Lübeck.

In der Vorhalle hängen rechts vier Epitaphien zum Andenken an die Opfer der Kriege 1848–1850, 1870/71, 1914–1918 und 1939–1945 aus den Orten der Kirchengemeinde.

Auf dem Friedhof steht das 1921 eingeweihte Ehrenmal der Kirchengemeinde für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Das Ehrenmal der früheren Gemeinde Eichede mit 13 Findlingen steht außen vor der südlichen Granitmauer.

Persönlichkeiten

Franz Hinrich Hansen
Friedrich Overbeck GND: 118840266
Johannes Reborch GND: 1414504428

Datierung Schutzstellung

27.03.1968

Begründung Schutzstellung

Die Kirche ist zusammen mit ihrer Ausstattung, dem umgebenden Friedhof, dem Lindenkranz und der Feldsteinmauer sowie Grabmälern bis 1870 ein aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und die Kulturlandschaft prägenden Gründen schützenswertes Ensemble.

Links

Website der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Eichede: https://Indekark.de/kirche-eichede/ (Zugriff 19.05.2023)

14 400
Kirche Eichede business 53.7175700000 10.4067300000

Ort

Kirchenstraße 10, 22964 Steinburg

GPS-Standort

53° 43' 3'' N, 10° 24' 24'' O

Fläche o. Länge o. Außenmaß

Länge: ca. 28 m

Auftraggeber

Kirchengemeinde Eichede

Planer/Architekt

Franz Hinrich Hansen

Errichtungsdatum

1757

Strukturansicht

Literatur

  • Richard Haupt : Geschichte und Art der Baukunst in Nordelbingen .... Heide in Holstein, Heider Anzeiger 1925, GVK: 040737047
  • Hartwig Beseler (Hrsg.) : Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz Verlag 1974, GVK: 054133173
  • Günther Bock und Klaus Gille : Steinburg. Blicke in die Geschichte. Eichede. Mollhagen. Sprenge. Steinburg, Eigenverlag der Gemeinde Steinburg 2009, GVK: 611979179
  • Alf Schreyer : Kirche in Stormarn. Geschichte eines Kirchenkreises und seiner Gemeinden. Hamburg, M-und-K-Hansa-Verlag 1981, GVK: 039813940
  • Lebensbilder um die Eichedeer Kirche 1757–2007. [Steinburg], Ev.-Luth. Kirchengemeinde Eichede 2007, GVK: 1832752100

Weitere Literatur