Veröffentlicht

Jüdischer Friedhof Tonndorf

Der Jüdische Friedhof Tonndorf löste im späten 19. Jahrhundert den Friedhof Königsreihe als Begräbnisstätte der Jüdischen Gemeinde Wandsbek ab.

Lage

Der Friedhof liegt an der Ecke Jenfelder Straße/Rahlau im Süden des heutigen Hamburger Stadtteils Tonndorf. Er ist von einem Gewerbegebiet umgeben und grenzt im Norden an die Bahnstrecke Hamburg-Lübeck.

Beschreibung

Vom Jüdischen Friedhof Tonndorf ist lediglich ein Rest erhalten geblieben. Er zeigt sich als schmale, von Linden gesäumte Rasenfläche mit verstreut situierten Grabstelen und -platten. Das Areal ist mit einem Zaun und einer Mauer abgegrenzt.

Geschichte

Die Aufnahmekapazität des jüdischen Friedhofs an der Königsreihe in Wandsbek war um 1880 nahezu erreicht. Die von der Jüdischen Gemeinde Wandsbek geplante Erweiterung scheiterte. Der Aufforderung der Königlichen Regierung Schleswigs folgend, entschied sich die Gemeinde 1885 schließlich für die Errichtung eines neuen Friedhofs.

Während der fast zwei Jahre andauernden Vorarbeiten wurden auf dem Gelände eine Leichenhalle sowie eine Wohnung für den Friedhofswärter errichtet und das Areal mit einer Mauer eingefasst. Die Einweihung des neuen, über 6.000 qm großen Begräbnisplatzes fand im Sommer 1887 statt. Die erste eingetragene Bestattung erfolgte am 27.02.1889. Bis zur Schließung des Friedhofs im Mai 1942 wurden 143 Menschen beigesetzt.

Während der nationalsozialistischen Novemberpogrome 1938 wurde der Friedhof geschändet und 1943 zwangsweise an die Hansestadt Hamburg verkauft. Auf der unbelegten Fläche entstand eine Lagerhalle für Kartoffeln. Ein Teil des Geländes wurde 1959 an die Jüdische Gemeinde in Hamburg rückerstattet.

Die baufällige Kartoffelhalle wurde 2021 abgerissen und auf der Fläche eine neue Firmenlagerhalle errichtet. Ein Teil des Geländes wird außerdem von der Deutschen Bahn AG für den Bau der neuen S-Bahnlinie 4 benötigt.

Nutzung

Das Areal wird nicht mehr als Begräbnisplatz genutzt. Es ist öffentlich zugänglich und steht seit 2013 unter Denkmalschutz.

Erhaltungszustand

Nur 103 der einst 143 Gräber sind heute noch auffindbar. Erhalten sind 44 zum Teil stark beschädigte Grabstelen und 59 Grabplatten.

Besonderheiten

Aufgrund der Spezifik als ehemaliger jüdischer Bestattungsplatz bleibt die Jüdische Gemeinde in Hamburg bei weiteren Planungen beteiligt.

Links

Website zum Jüdischen Friedhof an der Jenfelder Straße: http://www.astrid-louven.de/jenfeld (Zugriff am 07.10.2021)

Datierung Schutzstellung

2013

14 400
Jüdischer Friedhof Tonndorf directions_car 53.5780100000 10.1098700000

Bundesland

Hamburg

Kreis/ Kreisfreie Städte

Hamburg

GPS-Standort

53° 34' 40'' N, 10° 6' 35'' O

Auftraggeber

Jüdische Gemeinde Wandsbek

Strukturansicht

Literatur

  • Naftali Bar-Giora Bamberger : Die jüdischen Friedhöfe in Wandsbek. Memor-Buch (Bd. 2). Hamburg, Dölling und Galitz 1997, GVK: 225567466
  • Astrid Louven : Die Juden in Wandsbek, 1604-1940 Spuren der Erinnerung. Hamburg, Heinevetter 1991, GVK: 122158202

Weitere Literatur