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Hinrich Ruge

Hinrich Ruge war ein Baumeister, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Straßenzüge in Bargteheide mit Villen bebaute.

Ausbildung

Hinrich Ruge besuchte 1881-1889 die Volksschule in Bargteheide. Nach erfolgreich abgeschlossener Lehre als Tischler folgte eine Lehre als Zimmerer mit Abschluss als Meister. Zeitgleich studierte er in den Wintersemestern an der Königlich Preußischen Baugewerkschule Eckernförde und der Baugewerkschule Hamburg. Der Abschluss als Baugewerksmeister ermöglichte es ihm, auch als Architekt tätig zu werden.

Postkarte der Baumschulenstraße, o. J.

Beruflicher Werdegang

1901 machte sich Hinrich Ruge als Baumeister selbstständig. Seine Bautätigkeit begann mit Auftragsarbeiten an Einzel- und Geschäftshäusern im Bargteheider Ortskern. Mit wenigen Ausnahmen war Ruge Planverfasser und Bauherr in einer Person. Da er über kein eigenes Baunternehmen verfügte, vergab er die Gewerke an fremde Baufirmen. Der Erste Weltkrieg unterbrach seine Bautätigkeit.

Zu Beginn der 1920er-Jahre baute und verkaufte er infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise nur noch einzelne Häuser. 1926 entstand ein letztes großes Geschäfts- und Wohnhaus auf eigenem Grundstück in der Bargteheider Ortsmitte.

Lebenslauf

Hinrich Ruge kam aus einfachen Lebensverhältnissen. Der Vater war Kofferträger auf dem Bargteheider Bahnhof, die Mutter Hausfrau. 1901 heiratete er die Näherin Maria Sparr aus Elmenhorst. 1910 wurde der Sohn Heinrich Georg geboren, der 1946 durch Krankheit in Hamburg verstarb.

Ruge war Soldat im Ersten Weltkrieg. Da der Bedarf an neuen Gebäuden nach dem Ersten Weltkrieg rückläufig war, blieben Aufträge aus und durch Inflation und Fehlspekulationen verlor das Ehepaar Ruge seine finanzielle Grundlage. 1928 kam es zur Zwangsversteigerung des letztgebauten Hauses und zum Offenbarungseid. Schon 1927 war Ruge nach Hamburg verzogen, seine Ehefrau folgte ein Jahr später. Nach den Bombenangriffen auf die Stadt 1943 kehrte das Ehepaar nach Bargteheide zurück und lebte von einer kleinen Rente.

Postkarte Tremsbütteler Weg, 1912

Werk/Aktivitäten

Ruges erfolgreicher Aufstieg als Baumeister begann 1903 nach dem Ankauf eines ehemaligen Baumschulgeländes in der Ortsmitte von Bargteheide. Er parzellierte diese Flächen und bebaute sie bis 1909 in eigenem Namen mit zwölf repräsentativen Häusern im Landhausstil. Jenseits der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck kaufte er landwirtschaftliche Flächen auf und baute 1903-1914 an den neu erschlossenen Straßen Tremsbütteler Weg, Struhbarg, Am Hünengrab und An den Stücken luxuriöse Villen und Landhäuser, die er schlüsselfertig verkaufte. Hinrich Ruge wird die Errichtung von etwa 100 Häusern in Bargteheide zugeschrieben.

Bedeutung

Die Bautätigkeit von Hinrich Ruge führte die strukturellen Veränderungen Bargteheides fort, die mit der Etablierung der Bahnstation 1865 und der daraus erfolgten Anbindung an Hamburg eingeleitet worden waren. Durch die von ihm errichteten repräsentativen Wohnstraßen machten sich erste urbane Einflüsse und Lebensgewohnheiten in der bisher primär agrarisch, handwerklich und kleingewerblich geprägten Landgemeinde geltend. Die Erschließung der Agrarflächen jenseits der Eisenbahn bewirkte eine Verlagerung des Ortsmittelpunktes und trug der zunehmenden Bedeutung des Bahnverkehrs Rechnung. Mit den Villen und Landhäusern, ihrem Dekor mit Loggien, Erkern, versetzten Giebeln mit Freigebinden und farbigen Klinkerleisten zog eine neue städtische Baukultur in den Ort ein. Das Erscheinungsbild Bargteheides veränderte sich und bot Anreize für die Ansiedlung eines wohlhabenden Bürgertums.

Familienname

Ruge

vollständige Vornamen

Jochim Hinrich

Rufname

Hinrich

Geburtsdatum

12.04.1875

Geburtsort

Bargteheide

Sterbedatum

24.12.1956

Sterbeort

Bargteheide

Begräbnisort

Bargteheide

Geschlecht

männlich

Religion

evangelisch

Berufe

Tischler, Zimmerermeister, Baugewerksmeister

Ehe-/Lebenspartner

Maria Ruge, geb. Sparr (1875-1956)

Kinder

ein Sohn

Eltern

Hans Jochim Ruge (1846-1899); Catharina Dorothea Ruge, geb. Meier (1847-1929)

Strukturansicht

Literatur

  • Höhns, Ulrich : Baukultur auf dem Lande Hermann Götsch 1872-1947. Husum, Husum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH 2016, GVK: 849744156
  • Ettrich, Hannelies / Bock Günther : ...jetzt machen wir mal richtig Dampf - 150 Jahre Eisenbahn in und durch Bargteheide. Großhansdorf, ProFunda 2016, In: Jahrbuch Kreis Stormarn, S.99-112, GVK: GVK 894110535

Weitere Literatur