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Herrenhaus Trenthorst

Das Trenthorster Herrenhaus des früheren Doppelgutes Trenthorst/Wulmenau ist heute Sitz des Instituts für ökologischen Landbau.

Luftbild der Gutsanlage, 2015

Außenarchitektur

Das nordöstlich des Mühlenteichs gelegene Herrenhaus Trenthorst ist ein zweigeschossiger Massivbau mit hell verputzter Fassade, errichtet auf L-förmigem Grundriss. Es besteht aus zwei versetzten Baukörpern. An den westlichen Wohntrakt schließt nach einem schmalen Zwischentrakt der niedrigere Wirtschaftsflügel an. Den Haupteingang kennzeichnen ein breiter Vorbau samt Balkon sowie ein dreistöckiger Mittelrisalit mit geschweiftem Giebel. Neben einem Erker an der Gartenseite befindet sich an der Südwestecke ein halbrunder Wintergarten. Auf dem Mansardwalmdach des Wohntraktes sitzt eine turmartige runde Aussichtsplattform, die Seitentrakte sind mit steilem Satteldach bzw. Walmdach samt Dachgauben gedeckt.

Das Gebäude ist von einer Parkanlage umgeben.

Innenarchitektur

Von der um 1930 unter dem damaligen Besitzer Friedrich Bölck erfolgten Umgestaltung des Inneren haben sich noch viele Elemente erhalten. Wandhohe Edelholzpaneele finden sich in der Eingangshalle sowie im zweigeschossigen Treppenhaus mit seiner umlaufenden Galerie. Über beide Etagen zieht sich dort an der Ostwand ein von dem Altonaer Glasmaler Karl Hölle gestaltetes Bleiglasfenster. Die sechs Einzelfenster zeigen u. a. Szenen aus der Margarineherstellung, der Kaffeeernte sowie der Landwirtschaft, aber auch den Deutschen Reichstag und die Wappen Stormarns und Schleswig-Holsteins, gerahmt von abstrakten Dekoren im Stil von Expressionismus und Art déco.

Im Foyer mit seinem großen Hängeleuchter im Stil des Art déco befindet sich ein offener Marmorkamin, am Treppenaufgang steht die geschnitzte Figur eines Nachtwächters von dem Lübecker Bildhauer Otto Mantzel. Die ehemaligen Repräsentationsräume im Erdgeschoss, der Rote, Gelbe und Grüne Salon, verfügen über farbige seidene Wandbespannungen.

Geschichte

Unter der Besitzerfamilie Poel des Doppelgutes Trenthorst/Wulmenau entstand im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Trenthorst auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus ein neues Herrenhaus als zweigeschossiger Bau in spätklassizistisch-historistischem Stil, dessen Walmdach auf den vier Seiten je zwei Gauben aufwies. Nach Osten besaß das Haupthaus einen zweistöckigen Anbau.

Als neuer Eigentümer ließ ab 1911 der Harburger Ölfabrikant Friedrich Thörl im gesamten Gut grundlegende Um- und Neubauten durch den Hamburger Architekten Walther Eduard Heubel durchführen. Nach Heubels Tod im Ersten Weltkrieg setzte 1919 nach dessen Entwürfen der Hamburger Architekt Robert Struhs die Umbaumaßnahmen am Herrenhaus fort. Das Gebäude erhielt das große Mansarddach samt der „Sternwarte“ auf der Spitze sowie die heute noch bestehende Fassadengestaltung.

Nach Übergang des Gutes 1928/29 an den Bad Oldesloer Unternehmer Friedrich Bölck ließ dieser am Herrenhaus v. a. Umbauten an der Innenausstattung vornehmen.

Unter der Ägide des Hamburger Zigarettenfabrikanten Philipp Fürchtegott Reemtsma (1936-1949) erfuhr das Herrenhaus nur kleinere Modernisierungen. 1943 wurden dort ausgebombte Butenhamburger sowie nach Ende des Zweiten Weltkriegs Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, teils Verwandte der Familie Reemtsma, untergebracht.

Ab Ende 1949 war das Gut wechselnd Eigentum der Landstelle Schleswig-Holstein und der Schleswig-Holsteinischen Landgesellschaft. 1951 pachtete und 1957 kaufte es die Max-Planck-Gesellschaft und richtete dort das Max-Planck-Institut für Tierzucht und Tierernährung ein. Am Herrenhaus wurden 1959 Kriegsfolgeschäden beseitigt, Dach, Zentralheizung und sanitäre Anlagen repariert, sowie 1961/62 u. a. drei Gästezimmer eingebaut. Im Gebäude fanden Veranstaltungen und Empfänge des Instituts statt.

Nach der Anpachtung des Gutes 1974 betrieb die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) dort eine Außenstelle des Instituts für Tierzucht und Tierverhalten. Sie nutzte das bereits sanierungsbedürftige Herrenhaus in Trenthorst weiterhin zu Veranstaltungs- und Repräsentationszwecken, hier befanden sich außerdem das Arbeitszimmer des Leiters sowie Räume als Unterkunft für Gäste.

Nach der Gründung des Instituts für ökologischen Landbau fanden 2000-2003 am Herrenhaus umfangreiche Sanierungsmaßnahmen statt, die das Dach, die Außenmauern und das Gebäudeinnere betrafen. Tagungsräume, Gästezimmer, Büros und eine Institutsküche wurden geschaffen, die übrigen Innenräume von späteren Einbauten befreit und die Seidenbespannungen der Salons gereinigt.

Nutzung

Das Herrenhaus beherbergt die Büroräume der Verwaltung des Instituts für ökologischen Landbau sowie im Dachgeschoss Gästezimmer. Die drei Salons werden als Tagungs- und Veranstaltungsräume genutzt. Im Seitenflügel befinden sich die Betriebsküche und die Kantine.

Erhaltungszustand

Das Herrenhaus ist in einem guten Zustand.

Besonderheiten

Prominente Besucher waren u. a. im Juli 1962 der Bundespräsident Heinrich Lübke sowie 2002 Charles Mountbatten-Windsor, Prince of Wales. Im März 2015 wurde im Beisein des niederländischen Königspaares Willem-Alexander und Máxima von Oranien-Nassau im Herrenhaus ein Vertrag über die Zusammenarbeit des Instituts mit der niederländischen Universität Wageningen unterzeichnet.

Persönlichkeiten

Friedrich Thörl GND: 1035162873
Friedrich Bölck GND: 1154584674
Philipp Fürchtegott Reemtsma GND: 132264005
Karl Hölle GND: 1115670735
Otto Mantzel GND: 1169382398
Sophie Poel, geb. von Rumohr GND: 1115819283
Gustav Poel GND: 101779585

Datierung Schutzstellung

12.06.1986

Begründung Schutzstellung

Das Herrenhaus ist samt dem gegenüberliegenden Wirtschaftshof mit Torhaus, mehreren Wohnhäusern und der Granitpflasterstraße als Bauliche Anlage aus geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und die Kulturlandschaft prägenden Gründen erhaltenswert.

14 400
Herrenhaus Trenthorst business 53.7914380000 10.5334980000

Ort

Trenthorst 32, 23847 Westerau-Trenthorst

GPS-Standort

53° 47' 29'' N, 10° 32' 0'' O

Auftraggeber

Sophie und Gustav Poel, Umbauten Friedrich Thörl

Planer/Architekt

unbekannt; Umbauten Walther Eduard Heubel und Robert Struhs

Errichtungsdatum

um 1880; nach 1911-1919

Strukturansicht

Literatur

  • Gröwer, Karin : Trenthorst 1900 bis 2015 ; vom großbürgerlichen Gut mit traditioneller Landwirtschaft zur zukunftsorientierten Forschungsinstitution des ökologischen Landbaus. Westerau-Trenthorst, Förderverein des Inst. für Ökologischen Landbau, Trenthorst e.V. (FOELT e.V.) 2015, GVK: 830213953
  • Lohr, Axel 1945- : Der Glasmaler Karl Joseph Hölle (1871-1946) und die Glasfenster im Herrenhaus Trenthorst. 2018, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn ..., Großhansdorf: ProFunda-Verl., 1983, 37(2019), Seite 159-171, GVK: 1067757716
  • Neuschäffer, Hubertus 1944- : Schlösser und Herrenhäuser in Südholstein e. Handbuch. Würzburg, Weidlich , GVK: 040136426
  • Lafrenz, Deert 1944- : Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Petersberg, Imhof 2015, GVK: 776670891

Weitere Literatur