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Herrenhaus Jersbek

Das Herrenhaus ist seit 400 Jahren das Zentrum des Gutes Jersbek und dient den Gutsbesitzern als Wohngebäude.

Außenarchitektur

Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiger, unterkellerter und geschlämmter Ziegelbau von elf Fensterachsen unter grauen Ziegeldächern. An der Nordwestecke wurde 1849 ein Turm mit leicht eingezogenem Schieferdach angebaut, im Nordosten 1871 ein rückwärtiger zweigeschossiger Flügel.

An beiden Enden der in der Hausmitte verlaufenden Schottrinne sitzen zwischen den Doppelgiebeln mit geraden Ortgängen große Maskarons aus Sandstein, die das Regenwasser in außen anliegende Wasserkästen abgeben.

Das mittige, rundbogige Portal ist mit kannelierten Pilastern und einem verkröpften Gebälk aus Sandstein gerahmt. Zur Haustür mit seinem rundbogigem durch spitzbogige Sprossen geteilten Oberlicht führt eine mehrstufige Freitreppe.

Innenarchitektur

Die großen Räume sind beidseits der mittig verlaufenden Hauptwand angeordnet. Kurze Flure im Erdgeschoss und ein langer Flur im Obergeschoss erschließen sie. Die Haupttreppe ist seitlich angeordnet. An die Eingangsdiele schließt das heute als großzügige Wohnküche genutzte ehemalige Gartenzimmer an. Von diesem führt ein Ausgang zu einer Terrasse.

Der Zugang zum nördlichen Seitenflügel ist heute geschlossen. Dieser bildet mit einer Innentreppe eine selbstständige Wohnung mit rückwärtigem Eingang.

Außenansicht, 1963

Geschichte

Bei der Teilung des Adligen Gutes Borstel am 06.12.1588 gab es bereits einen Hof in Jersbek. Das heutige Herrenhaus wurde ausweislich dendrochronologischer Daten von 1618/19 aus dem Gebälk der beiden Dachstühle etwa 1617-1620 von Jasper von Buchwaldt errichtet und besaß ursprünglich wohl Fachwerkfassaden.

Die Portalrahmung zeigt in den Zwickeln die Spuren von Monogrammen von Bendix von Ahlefeldt und seiner Frau Anna Margaretha. Die abgeschlagenen Jahreszahlen deuten auf die 1720er-Jahre. Damals wurden wohl auch die Fachwerk-Außenwände durch die heutigen Ziegelfassaden ersetzt. Ein Anfang des 18. Jahrhunderts errichteter dreiachsiger barocker Anbau auf der Ostseite ist zu einem unbekannten Zeitpunkt wieder niedergelegt worden.

Ein ursprünglich auch vor dem Herrenhaus verlaufender Hausgraben wurde nach 1775 zugeschüttet.

Im 19. Jahrhundert erfolgten der Bau der heutigen Haustreppe und unter Theodor von Reventlow jun. die Erweiterungen mit dem Turm und dem seitlichen Flügelanbau. Ab 1991 wurde der Flügel mit dem Speisesaal im Obergeschoss zu einer separaten Wohnung umgebaut.

Bedeutung

Das Herrenhaus Jersbek ist ein für Schleswig-Holstein einst typisches Doppelhaus mit zwei parallel gestellten Satteldächern. Es ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele dieses vor allem im 17. Jahrhundert sehr häufig erbauten Herrenhaus-Typus'.

Nutzung

Das Herrenhaus wird von der Eigentümerfamilie von Bethmann Hollweg und drei weiteren Parteien bewohnt.

Erhaltungszustand

Nach der letzten Renovierung und Modernisierung ist das Herrenhaus in gutem Zustand.

Besonderheiten

Das Herrenhaus ist mit dem Torhaus Jersbek von 1678 und den Wirtschaftsgebäuden ein frühes Beispiel für eine axial ausgerichtete Gutshofanlage in Schleswig-Holstein.

Persönlichkeiten

Jasper von Buchwaldt
Bendix von Ahlefeldt GND: 1019749806
Theodor von Reventlow GND: 13911193X

Datierung Schutzstellung

21.05.1986

Begründung Schutzstellung

Geschichtliche, wissenschaftliche, künstlerische und städtebauliche Bedeutung.

14 400
Herrenhaus Jersbek business 53.7416300000 10.2243910000

Ort

Allee 8, 22941 Jersbek

GPS-Standort

53° 44' 29'' N, 10° 13' 27'' O

Auftraggeber

Jasper von Buchwaldt

Planer/Architekt

Anbau 1871: Hermann Georg Krüger

Errichtungsdatum

etwa 1617-1620

Strukturansicht

Literatur

  • Schulze, Heiko K. L. : Das Herrenhaus Jersbek als Doppelhaus. Neumünster, Wachholtz 1997, In: Denkmalpflege im Kreis Stormarn, Neumünster: Wachholtz, (1997), S. 70-80, GVK: 1004516231
  • Hennigs, Burkhard von : Das Portal des Herrenhauses zu Jersbek. Selbstverlag des Heimatbundes 1985, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn ..., Großhansdorf: ProFunda-Verl, Band 3 (1985), S. 34-35, GVK: 566933519
  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Neumünster, Wachholtz 1969, GVK: 021009430
  • Lafrenz, Deert : Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Petersberg, Imhof 2015, GVK: 776670891

Weitere Literatur