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Heinrich Scheele

Der Trittauer Postbeamte Heinrich Scheele war 1932 kurzzeitig Kreisleiter der NSDAP in Stormarn.

Ausbildung

Heinrich Scheele besuchte die Volksschule Albersdorf (Kreis Dithmarschen), Gymnasien in Husum (Kreis Nordfriesland) und Meldorf (Kreis Dithmarschen) sowie die Bürgerschule Hamburg. 1903/04 absolvierte er die Unteroffiziersvorschule Jülich (Nordrhein-Westfalen).

Beruflicher Werdegang

Heinrich Scheele schlug eine militärische Laufbahn ein und stieg zum Feldwebel auf. Er nahm u. a. mit dem Schleswig-Holsteinischen Füsilier-Regiment 86 am Ersten Weltkrieg an der Westfront teil.

Ab Ende 1919 war er im Postdienst tätig, zunächst in Altona und ab 1926 als Oberpostsekretär in der Landgemeinde Trittau.

Am 10.01.1927 trat er der NSDAP bei und war im September Mitgründer der Ortsgruppe Trittau, deren Leitung er übernahm. Durch intensive Werbung erreichte die NSDAP dort früh überdurchschnittliche Wahlergebnisse. Im April 1933 wurde er hier Vorsteher des Amtsbezirks Trittau.

Im September 1932 löste er Heinrich Backhaus kommissarisch als NSDAP-Kreisleiter in Stormarn ab, nach Erich Friedrichs Amtsantritt im Oktober 1932 blieb er dessen Stellvertreter.

Mehrfach war Scheele in Konflikte mit dem Stormarner Landrat verwickelt. 1933 wandte er sich gegen die Wiedereinstellung Friedrich Knutzens, dem er mangelnde nationalsozialistische Gesinnung vorwarf. 1934 denunzierte er Constantin Bock von Wülfingen unter dem Vorwurf, dass dieser den als staatsfeindlich bezeichneten Maximilian von Stoltzenberg decken würde. Der Konflikt war vermutlich Auslöser für Scheeles Versetzung nach Bad Oldesloe, wo er 1934 zum Ratsherrn berufen wurde und die NSDAP-Ortsgruppe übernahm. Parallel arbeitete er wohl als Oberpostinspektor in Wandsbek.

Am 30.08.1935 trat er in der Landgemeinde Ahrensburg das Amt als Bürgermeister an und übernahm die NSDAP-Ortsgruppe. Nach dem Ausscheiden aus dem Postdienst wurde er 1937 auch Vorsteher des Amtsbezirk Ahrensburg.

In Scheeles Amtszeit als Bürgermeister fielen z. B. die Denunziation des Arztes Hugo Rath 1935, die Umsetzung der Zwangsverpachtung der Apotheke der jüdischen Eigentümerin Gertrud Eickhorst 1936 und die Ansiedlung des Rüstungsbetriebs H. Walter KG 1940.

Seit April 1938 gehörte er dem sechsköpfigen Kreisausschuss an.

Lebenslauf

Heinrich Scheele heiratete am 18.11.1913 Dora Magdalena Dethmann in Sønderborg (Dänemark).

Mit seinem Regiment war Scheele längere Zeit im Schloss Sonderburg (heute Sønderborg, Dänemark) stationiert.

Er wurde bei der Entschärfung eines Blindgängers in Ahrensburg getötet.

Ehrungen und Preise

Das Ahrensburger Rondeel wurde kurz nach Scheeles Tod in Heinrich-Scheele-Platz umbenannt. Die genauen Umstände sind jedoch unklar, zumal eine spätere Rückumbenennung unter britischer Besatzung nicht dokumentiert ist.

Postkarte, 1944

Besonderheiten

Der Sozialdemokrat Louis Biester meldete Heinrich Scheele 1930 wegen judenfeindlichen Äußerungen bei der Oberpostdirektion Hamburg, die ihn in einem Disziplinarverfahren zu einer geringen Geldstrafe verurteilte.

Persönlichkeiten

Friedrich Knutzen GND: 116262710
Constantin Bock von Wülfingen GND: 127859047
Hinrich Lohse GND: 117197203
Maximilian von Stoltzenberg
Erich Friedrich GND: 130471356
Louis Biester GND: 129918482
Gertrud Eickhorst
Hugo Rath GND: 121030029X

Familienname

Scheele

vollständige Vornamen

Heinrich Christopher

Rufname

Heinrich

Geburtsdatum

19.09.1887

Geburtsort

Süderhastedt (Kreis Dithmarschen)

Sterbedatum

27.07.1940

Sterbeort

Ahrensburg

Geschlecht

männlich

Religion

Austritt aus der evangelisch-lutherischen Kirche

Berufe

Soldat, Postbeamter, Politiker

Funktionen, Rang

Amtsvorsteher; Orts- und Kreisleiter der NSDAP; Bürgermeister; Kreisausschussmitglied

Ehe-/Lebenspartner

Dora Magdalena Scheele, geb. Dethmann (1891-?)

Kinder

drei Töchter, ein Sohn

Eltern

Johann Friedrich Scheele; Louise Christiane Scheele, geb. Freymann

Strukturansicht

Literatur

  • Geschichte und Geschichten, Beiträge zur Trittauer und Stormarner Region. [Berkenthin], Schwanenverl. 2003, GVK: 373358652
  • Lehmann-Himmel, Sebastian : Kreisleiter der NSDAP in Schleswig-Holstein, Lebensläufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite. Bielefeld, Verl. für Regionalgeschichte 2007, GVK: 512672008
  • Zander, Sylvina : Bad Oldesloe in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus (1918–1945). Kiel, Wachholtz 2021, GVK: 1743061994
  • Perrey, Hans-Jürgen : Stormarns preußische Jahre, die Geschichte des Kreises von 1867 bis 1946/47. Neumünster, Wachholtz 1993, GVK: 152680373

Weitere Literatur