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Heinrich Matthias Sengelmann

In Stormarn ist Heinrich Matthias Sengelmann durch das nach ihm benannte Krankenhaus in Bargfeld-Stegen bekannt. Er leistete weit über Norddeutschland hinaus Pionierarbeit für die Bildung und berufliche Tätigkeit von Menschen mit Behinderungen.

Ausbildung

1830-1840 besuchte Heinrich Matthias Sengelmann die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg. Sein Studium der Orientalistik und evangelischen Theologie in Leipzig und Halle schloss er mit der Promotion sowie beiden theologischen Examina 1843 ab.

Beruflicher Werdegang

Heinrich Matthias Sengelmann arbeitete anfangs als Lehrer an der Sonntagsschule von Johann Georg Rautenberg in der Hamburger Vorstadt St. Georg, bevor er 1846 seine erste Pfarrstelle an der St.-Nicolai-Kirche in Moorfleet (heute Hamburg) antrat. Im Pastorat richtete er eine christliche Arbeitsschule (ab 1853 St.-Nicolai-Stift) für sozial benachteiligte Kinder ein. Nach seiner Berufung zum Diakonus an der Hauptkirche St. Michaelis 1852 setzte er sich dort vergeblich gegen Unzulänglichkeiten bei kirchlichem Unterricht, Seelsorge und Gemeindeorganisation ein. Ostern 1867 schied er aus dem Amt und übernahm die unbesoldete Leitung seines inzwischen nach Alsterdorf (heute Hamburg) verlegten Stifts, das 1860 den Namen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) erhielt. Es finanzierte sich ohne staatliche Hilfen, u. a. aus eigenen Erträgen, Spenden und Sengelmanns Privatvermögen. Seit 1863 nahm es neben körperlich und seelisch auch geistig behinderte Kinder auf. 1896 lebten bereits mehr als 600 Zöglinge in der Einrichtung, erhielten religiöse und schulische Unterweisung und arbeiteten in anstaltseigenen Werkstätten, Garten- und Landwirtschaft.

Als Präsident der 1874 von ihm mitbegründeten "Conferenz für Idioten-Heilpflege" ermöglichte Sengelmann den interdisziplinären Austausch von Fachleuten der Behindertenarbeit. In Schleswig-Holstein, den Niederlanden und Skandinavien hielt er Vorträge über die Arbeit mit geistig behinderten Menschen, seine Erfahrungen fasste er in dem Lehrbuch „Idiotophilus“ (1885) zusammen.

Lebenslauf

Heinrich Matthias Sengelmann wuchs in Hamburg als einziges Kind eines aus dem Dorf Stapelfeld stammenden wohlhabenden Viehhändlers und Gastwirts auf. 1846 heiratete er in der Hansestadt Anna Sophia Adele von Saß. Ein 1849 geborener Sohn verstarb bereits im folgenden Jahr, seine Frau 1858. Ein Jahr später ehelichte er die Tochter seines Amtskollegen an der St.-Michaelis-Kirche Jacob Heinrich von Ahsen. 1874/75 gehörte Sengelmann der Hamburgischen Bürgerschaft an. 1899 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls.

Bedeutung

Mit seinem lutherisch geprägten Wirken trug Heinrich Matthias Sengelmann maßgeblich zur Entwicklung der Arbeit mit Behinderten und deren gesellschaftlicher Anerkennung bei.

Ehrenämter

Präsident der "Conferenz für Idioten-Heilpflege"

Ehrungen und Preise

Die Universität von Halle-Wittenberg ernannte Heinrich Matthias Sengelmann 1896 zum Ehrendoktor der Theologie. In Alsterdorf wurde 1899 die Sengelmannstraße nach ihm benannt, ebenso die 1975 fertiggestellte gleichnamige U-Bahnstation. Zur Evangelischen Stiftung Alsterdorf gehört u.a. das Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus in der Gemeinde Bargfeld-Stegen trägt seinen Namen.

Persönlichkeiten

Johann Wilhelm Rautenberg GND: 128504595

Familienname

Sengelmann

vollständige Vornamen

Heinrich Matthias

Geburtsdatum

25.05.1821

Geburtsort

Hamburg

Sterbedatum

03.02.1899

Sterbeort

Alsterdorf

Begräbnisort

Friedhof Hamburg-Moorfleet

Geschlecht

männlich

Religion

evangelisch

Berufe

Pastor

Ehe-/Lebenspartner

1. Ehe: Anna Sophia Adele Sengelmann, geb. von Saß (1826–1858); 2. Ehe: Jane Elisabeth Sengelmann, geb. von Ahsen (1831–1913)

Kinder

ein früh verstorbener Sohn

Eltern

Joachim (Jochen) Hinrich Singelmann (später Sengelmann) (1777–1850); Margaretha Dorothea Johanna Sengelmann, geb. Freundt (1795–1863)

Strukturansicht

Literatur

  • Sillem, Karl Hieronymus Wilhelm : Sengelmann, Heinrich Matthias. 1908, In: Allgemeine deutsche Biographie; Bd. 54: Nachträge bis 1899: Scheurl–Walther, Leipzig: Duncker & Humblot, 1908, (1908), S. 329–334, GVK: 870619837
  • Behrmann, Georg : Pastor Heinrich Matthias Sengelmann, Dr., eine biographische Skizze. Hamburg, Gräfe & Sillem 1896, GVK: 665770731
  • Schümann, Bodo : Sengelmann, Heinrich Matthias. In: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 257–258 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764578.html#ndbcontent, GVK: 1864967706

Weitere Literatur