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Heino Jaeger

Heino Jaeger war ein Maler, Grafiker und Kabarettist, der seine letzten Lebensjahre in Bad Oldesloe verbrachte.

Ausbildung

Ab September 1944 besuchte Heino Jaeger zunächst in Dresden, 1945-1953 in Hamburg-Harburg die Volksschule. Eine im Anschluss begonnene Anstreicher-Lehre brach er nach kurzer Zeit ab. 1953-1956 folgte eine Ausbildung als Textilmusterzeichner an der Hamburger Hochschule für bildende Künste, die er mit dem Gesellenbrief abschloss. Danach studierte er dort 1956-1959 zusammen mit Horst Janssen Kunst in der Klasse für freie und angewandte Grafik von Alfred Mahlau, anschließend bis April 1961 in der Klasse für Schrift und Grafik von Werner Bunz.

Beruflicher Werdegang

1961-1964 wirkte Heino Jaeger als wissenschaftlicher Zeichner im Hamburger Museum für Völkerkunde (heute Museum am Rothenbaum - Kulturen und Künste der Welt). Ab 1964 arbeitete er in derselben Funktion am Landesmuseum Schleswig-Holstein in Schleswig, ab 1967 am Helms-Museum in Hamburg-Harburg. Später dort freiberuflich tätig, u. a. 1970-1973 mit dem Auftrag für ein großformatiges Diorama zur Umweltgeschichte, begannen Ende der 1960er-Jahre zugleich seine Tätigkeiten für verschiedene Rundfunksender.

Lebenslauf

Heino Jaeger war das jüngste von drei Kindern sowie einziger Sohn des Fotografen Hein und der Schneiderin Elli Jaeger. 1943 floh die Familie vor den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg nach Dresden. Nach Kriegsende kehrte sie nach Hamburg-Harburg zurück. Der Vater, dem Heino Jaeger sehr nahestand, ging 1950 in den Freitod. Abgesehen von einer kurzen Zeit Mitte der 1960er-Jahre in Schleswig blieb Jaeger in Hamburg wohnhaft und bezog 1966 eine Wohnung in Harvestehude, 1977 in der Neustadt. Ab den 1980er-Jahren litt der Künstler zunehmend unter psychischen Problemen und Alkoholsucht. Im September 1984 brannte Jaegers Wohnung unter ungeklärten Umständen aus, der Künstler wurde in die psychiatrische Klinik in Hamburg-Ochsenzoll eingewiesen. Die letzten elf Jahre seines Lebens verbrachte er ab 1986 - betreut von seinem Freund und gerichtlich bestellten Fürsorger Joska Pintschovius - im sozialpsychiatrischen Pflegeheim Haus Ingrid in Bad Oldesloe. Dort verstarb Heino Jaeger an den Folgen eines Schlaganfalls.

Werk/Aktivitäten

Heino Jaeger war als Kaberettist, Satiriker, Grafiker und Maler von den späten 1960er- bis in die frühen 1980er-Jahre aktiv. Entdeckt von Hanns Dieter Hüsch, erlangte er zunächst Popularität im ARD-Hörfunk mit kabarettistischen Stegreif-Sendungen. 1969 folgte eine erste Schallplatte unter dem Titel „Wie das Leben so spielt“.

Nach Ausstellungen in der Schweiz 1971 wurden seine Gemälde und Zeichnungen 1972 unter dem gezielt provokanten Titel "Heino Jaeger. Ein Maler des deutschen Reiches stellt in der ehemaligen Reichshauptstadt aus" in der Galerie Niebuhr auf dem Berliner Kurfürstendamm gezeigt.

Nach zwei Schallplatten-Produktion 1976, darunter „Fragen Sie Dr. Jaeger – Beichtvater der Nation“, folgte 1976-1982 die Radio-Sendereihe „Dr. Jaeger antwortet“ im Süddeutschen Rundfunk (SDR). Sie parodierte bekannte Ratgebersendungen und wurde auch auf Schallplatten dokumentiert. Dabei sprach Jaeger die Stimmen der unterschiedlichen Rollen meist selbst.

Die letzte Ausstellung zu seinen Lebzeiten wurde 1988 im Helms-Museum gezeigt. Die Hamburger Galerie Zwang widmete dem Künstler nach seinem Tod verschiedene Einzelausstellungen. 2022 zeigte das Kunsthaus Stade in der Ausstellung "Retroperspektive, oder wie man das nennt" rund 300 Grafiken, Gemälde, Schwarz-Weiß-Federzeichnungen und kolorierte Zeichnungen von ihm.

Bedeutung

Der lange Zeit in Vergessenheit geratene Heino Jaeger gilt als Vorreiter der deutschen Comedy-Welle. Seine Komik ist zumeist in mono- oder dialogischer Form angelegt und treibt szenisch Alltagsmomente ad absurdum. Mit seinen provokanten Parodien auf kleinbürgerliche Alltags- und Lebenswelten beeinflusste Jaeger u. a. Künstler wie Helge Schneider, Olli Dittrich und Heinz Strunk. Sein malerisch-zeichnerisches Werk thematisiert in skurril-ironischen Formenspielen die Abgründe menschlicher Existenz, wie Einsamkeit und Trostlosigkeit.

Ehrungen und Preise

Nachdem Heino Jaeger zunächst eine anonyme Sozialbestattung auf dem Friedhof Oldesloe erhalten hatte, wurde zu seinem 10. Todestag 2007 dank einer privaten Initiative ein Grabstein aufgestellt und die Grabstätte 2022 zum Ehrengrab erklärt.

Besonderheiten

Heino Jaeger wurde nach seinem Tod mehrfach gewürdigt, u.a. durch Gerd Kroske in dem 2012 fertiggestellten Dokumentarfilm „Heino Jaeger – look before you kuck“ und von Rocko Schamoni 2021 in dem Roman "Der Jaeger und sein Meister".

Anlässlich Heino Jaegers 20. Todestag fand am 2017 auf dem Friedhof Bad Oldesloe eine Gedenkveranstaltung statt, an der u. a. Rocko Schamoni, Joska Pintschovius und Christian Meurer teilnahmen.

Persönlichkeiten

Alfred Mahlau GND:118576275
Horst Janssen GND: 118557025
Werner Bunz GND: 118665014
Joska Pintschovius GND: 112930344
Hanns Dieter Hüsch GND: 118953869
Helge Schneider GND: 119066203
Olli Dittrich GND: 123848369
Heinz Strunk GND: 129401161
Rocko Schamoni GND: 121960757
Gerd Kroske GND: 141364688
Christian Meurer GND: 1012932192

Familienname

Jaeger

vollständige Vornamen

Heino Erik

Rufname

Heino

Geburtsdatum

01.01.1938

Geburtsort

Harburg (heute Hamburg)

Sterbedatum

07.07.1997

Sterbeort

Bad Oldesloe

Begräbnisort

Friedhof Bad Oldesloe

Geschlecht

männlich

Religion

unbekannt

Berufe

Maler, Grafiker, Satiriker

Eltern

Hein Jaeger, Elli Jaeger

Strukturansicht

Literatur

  • Man glaubt es nicht Leben und Werk. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt-Taschenbuch-Verl. 2007, GVK: 532020030
  • Jaeger, Heino 1938-1997 : Heino Jäger Gemälde, Zeichnungen, Radierungen. Hamburg, Christians 1988, GVK: 017040426

Weitere Literatur