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Hans Friedrich Blunck

Der Schriftsteller und Kulturfunktionär Hans Friedrich Blunck lebte 1919–1932 im Kreis Stormarn.

Ausbildung

Hans Friedrich Blunck besuchte ab 1898 das Christianeum in Altona (heute Hamburg) und ab 1904 das dortige Realgymnasium, wo er 1907 das Abitur bestand. Er studierte Rechtswissenschaften in Kiel und Heidelberg, wo er 1909 promovierte. Ende 1910 legte er in Kiel das erste juristische Staatsexamen ab und absolvierte ab 1911 das Referendariat am Amtsgericht Blankenese (heute Hamburg) sowie in Altona. Anfang 1918 folgte das zweite Staatsexamen.

Beruflicher Werdegang

Hans Friedrich Blunck trat 1918 als Assessor in die Deputation für Handel und Schifffahrt der Hamburger Verwaltung ein. 1920 erfolgte die Ernennung zum Regierungsrat mit Tätigkeiten beim Handelsstatistischen Amt sowie im Landesfinanzamt.

Im Dezember 1925 wurde Blunck zum Syndikus der Hamburgischen Universität berufen, 1928 aus gesundheitlichen Gründen frühpensioniert. Anschließend war er als freier Schriftsteller sowie Kulturfunktionär tätig.

Lebenslauf

Hans Friedrich Blunck wuchs als Sohn eines Lehrerehepaars in Altona auf. 1903 trat er dem großdeutsch gesinnten Schülerbund „Germanen“ bei. Im Ersten Weltkrieg wurde er in der deutschen Kommandantur Brüssel sowie der Zivilverwaltung Brügge eingesetzt.

1919 zog Blunck in eine Kate in der Ortslage Vierbergen der Landgemeinde Ahrensfelde. Nach seiner Heirat in den Niederlanden erwarb das Ehepaar 1920 ein Haus in Hamburg-Harvestehude und verbrachte v. a. die Sommer in Vierbergen. 1925 zogen die Eheleute auf den Landsitz Immenhagen in der Landgemeinde Hoisdorf, 1932 auf den Mölenhoff in Grebin (Kreis Plön) und gaben 1936/37 den Hamburger Wohnsitz auf.

1945/46 wurde Blunck von britischen Besatzungskräften in Neumünster-Gadeland interniert. Im Entnazifizierungsverfahren 1949 in Kiel wurde er als Mitläufer mit einer Geldstrafe belegt.

Nach dem Tod seiner Ehefrau zog er 1959 wieder nach Hamburg.

Pressenotiz in den Lübecker Nachrichten über eine Lesung, 1957

Werk/Aktivitäten

Hans Friedrich Blunck veröffentlichte Novellen, Balladen, historische und „auslandsdeutsche“ Romane, Theaterstücke sowie Sagen- und Märchensammlungen, z. T. in niederdeutscher Sprache. Er engagierte sich ab etwa 1913 in niederdeutschen Vereinigungen und setzte sich später im PEN-Club für regionale Gruppen ein. Er publizierte regelmäßig in ausländischen Zeitungen und unternahm europaweit Vortrags- und Lesereisen.

Blunck propagierte ein pangermanisches Reich. Motive wie Heldentum und Opferkult sowie seine antimodernen, völkischen Ideen entsprachen auch den Idealen des NS-Regimes.

Ab November 1933 fungierte er als ehrenamtlicher Präsident der neu gegründeten Reichsschrifttumskammer (RSK). Er reformierte u. a. die Buchhändlerausbildung und initiierte das Deutsche Sprachpflegeamt, schied aber 1935 auch wegen politischer Unstimmigkeiten aus dem Amt.

1936 war Blunck Mitbegründer des nationalsozialistisch ausgerichteten Eutiner Dichterkreises sowie 1941/42 der Europäischen Schriftsteller-Vereinigung und gehörte zum Wartburgkreis um den völkischen Dichter Börries von Münchhausen.

1936–1940 leitete er die Stiftung Deutsches Auslandswerk (DAW), gab das Amt aber wegen personalpolitischer Meinungsverschiedenheiten auf.

1937 trat Blunck in die NSDAP ein.

In der Zeit des Nationalsozialismus übte er eine rege Publikationstätigkeit aus. Seine Werke erschienen teils mit hohen Auflagen. Er war Mitglied von Preiskuratorien, unterzeichnete Aufrufe zur Unterstützung des Regimes und verfasste Gedichte zu Ehren von Hitler. Im Zweiten Weltkrieg hielt er sich auf Einladung des Oberkommandos der Wehrmacht längere Zeit als Berichterstatter und für Lesungen in Frankreich und Gebiet der Sowjetunion auf.

Nach kurzem Publikationsverbot nach Kriegsende war Blunck weiter als Autor tätig, veröffentlichte v. a. Sagen und Märchen sowie 1952/53 eine zweibändige Autobiografie und trat öffentlich innerhalb von Lesungen auf.

Bedeutung

Hans Friedrich Blunck war international gut vernetzt und setzte sich für eine positive Außendarstellung des NS-Regimes ein. Durch seine Ämter beeinflusste er Karrieren und Lebensläufe anderer Schriftsteller, trat in der RSK auch vereinzelt für ausgeschlossene und verfolgte Autoren ein.

Bereits unter Zeitgenossen war die literarische Qualität seiner Werke trotz ihres wirtschaftlichen Erfolgs umstritten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er nicht mehr so erfolgreich, auch wenn seine Märchensammlungen weiterhin geschätzt wurden.

Ehrenämter

ab 1931 Vorstandsmitglied Gesellschaft für deutsches Schrifttum
ab 1933 Mitglied in Stiftungsrat und Preiskuratorien Freiherr-vom-Stein-Stiftung (F.V.S.)
ab 1933 Senatsmitglied Deutsche Akademie der Dichtung, 1933/34 2. Vorsitzender der Akademie
ab 1935 Vertreter im Reichskultursenat

Präsidialbeirat im NS-Führerkorps Kameradschaft der deutschen Künstler
Mitglied im Großen Rat der Nordischen Gesellschaft

Ehrungen und Preise

Ehrenring, Deutscher Sprachverein
Silberne Wartburgrose, Wartburg-Dichterkreis

1938 u. a.:
Ehrenmitglied, Hansische Universität Hamburg (1945 aufgehoben)
Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft, verliehen durch Adolf Hitler
Ehrensiegel, Nordische Gesellschaft Lübeck
Ernennung zum Senator der Deutschen Akademie München

1942 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse

1944 Aufnahme in die „Gottbegnadetenliste“ der von der Wehrmacht freigestellten Kulturschaffenden

1953 Lornsenkette, Schleswig-Holsteinischer Heimatbund

Besonderheiten

Auf Hans Friedrich Bluncks Initiative wurde 1935 sein Wohnort Grebin gegen den Widerstand der Gemeindevertretung wegen des angeblich slawischen Namens bis 1946 in Greben umbenannt.

Links

Gesellschaft zur Förderung des Werks von Hans Friedrich Blunck: www.blunck-gesellschaft.de (Zugriff am 07.12.2022)

Familienname

Blunck

vollständige Vornamen

Johann Friedrich

Rufname

Hans Friedrich

Geburtsdatum

03.09.1888

Geburtsort

Altona (heute Hamburg)

Sterbedatum

25.04.1961

Sterbeort

Hamburg

Begräbnisort

Hamburg-Ohlsdorf

Geschlecht

männlich

Berufe

Jurist, Schriftsteller, Kulturfunktionär

Ehe-/Lebenspartner

Emma Blunck, geb. Ruoff (1888–1957)

Eltern

Ernst August Blunck (1861–1936); Anna Maria Helene Cornelia Blunck, geb. Schrader (1856–1934)

Strukturansicht

Literatur von der Person

  • Blunck, Hans Friedrich : Volksbuch der Sage vom Reich. Prag, Noebe 1944, GVK: 27966530X
  • Blunck, Hans Friedrich : Volkswende, ein Roman dieser zwei Jahrzehnte, zugleich Versuch einer Chronik. Bremen, Schünemann 1930, GVK: 134327020
  • Blunck, Hans Friedrich : Gesammelte Werke. Hamburg, Hanseatische Verlagsanst. , GVK: 225730073
  • Blunck, Hans Friedrich : Licht auf den Zügeln. Mannheim, Kessler 1953, GVK: 175495602
  • Blunck, Hans Friedrich : Unwegsame Zeiten. Mannheim, Kessler 1952, GVK: 175495610

Literatur

  • Dichtung im Dritten Reich? zur Literatur in Deutschland 1933–1945. Opladen, Westdeutscher Verl. 1996, GVK: 193756129
  • Dichter für das „Dritte Reich“, biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie. Bielefeld, Aisthesis Verlag 2011, In: Band 2, GVK: 661285634
  • Scholz, Kai-Uwe : Chamäleon oder Die vielen Gesichter des Hans Friedrich Blunck, Anpassungsstrategien eines prominenten NS-Kulturfunktionärs vor und nach 1945. 1999, In: „Dann waren die Sieger da“, Hamburg, Dölling und Galitz 1999, S. 131–167, GVK: 302478159
  • Wergin, Joachim : „Die Dichtung hatte ihren Garten gefunden.“ über Hans Friedrich Bluncks Wohnungen in Stormarn. 1988, In: Beseelte brüderliche Welt, Husum, Husum Druck- u. Verl.-Ges. 1988, S. 321–326, GVK: 898494141
  • Hoerle, W. Scott : Hans Friedrich Blunck poet and Nazi collaborator, 1888–1961. Oxford, Lang 2003, GVK: 370250745

Weitere Literatur