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Gutshaus Wulfsdorf

Das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gutshaus ist heute als „Haus der Natur“ mit seiner Ausstellung für jedermann zugänglich.

Außenarchitektur

Das Gutshaus Wulfsdorf ist ein Rotziegelbau auf T-förmigem Grundriss. Quer zum zuerst errichteten südlichen, eingeschossigen Trakt steht der zweigeschossige Nordflügel mit Hauptfassade und Terrasse zum Park. An der Nordwestecke befindet sich ein zweigeschossiger 4/8-Turm mit Söller. Die Fassade ist gegliedert durch Erker und Giebel. Auf den ausgebauten Walmdächern sitzen Schleppgauben, auf dem Hauptfirst befindet sich mittig ein kupfergedeckter Dachreiter mit offener Laterne samt geschweifter Haube. Der Bau ist eine Synthese von Jugendstil und sogenanntem Heimatstil. Das Gutshaus liegt in einem ursprünglich als englischer Landschaftsgarten angelegten Park, seitlich des durch eine Hecke abgetrennten Wirtschaftshofes.

Innenarchitektur

Das Gutshaus verfügt über 67 Räume, die Wohnräume der Eigentümerfamilie befanden sich im Nordflügel. Während der ältere südliche Teil mit schlichten Holzbalkendecken ausgestattet ist, verfügen die Räume im Nordtrakt über teils noch erhaltenen Deckenstuck, Parkettböden, eichene Wandvertäfelungen, eingebaute Schränke sowie Jugendstil-Fenster mit allegorischen Glasmalereien. Die Ausstattung mit Zentralheizung, Bädern und Aufzug war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich.

Geschichte

Der Hamburger Tiefbauingenieur Hermann Vering, der das Gut 1904 in einer Zwangsversteigerung erworben hatte, ließ das Gutshaus in zwei Bauabschnitten errichten: 1906 den eingeschossigen südlichen Teil und wahrscheinlich 1910-1912 den zweigeschossigen Nordtrakt. Darüber hinaus erweiterte er die Gutsfläche, ließ eine Parkanlage sowie neue Ställe, Wohnhäuser für Arbeiter und Verwalter und einen Wasserturm anlegen.

Nach dem Tod Verings 1922 kaufte die Stadt Hamburg 1925/26 das Gut Wulfsdorf. Die Planung für eine groß angelegte „Erziehungsstadt Wulfsdorf“ scheiterte, allerdings wohnten und arbeiteten auf dem Gut bis zu 70 sogenannte „schwererziehbare“ Jugendliche, bis 1963 in teils geschlossener Unterbringung. Während dieser Zeit fanden v. a. im eingeschossigen, älteren Bauteil Veränderungen statt, wo sich Schlaf- und Gruppenräume sowie die Krankenstation befanden.

1979 gab die Hamburger Jugendbehörde die Nutzung als Heim und Sitz der Verwaltung auf. Seit Oktober 1981 mietete der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V. das mittlerweile renovierungsbedürftige Gutshaus und setzte es, unterstützt durch finanzielle Mittel Hamburgs, Stormarns und Ahrensburgs, von Grund auf instand. 1982 eröffnete hier das „Haus der Natur“ als Informationszentrum. Seit 2005 ist das Gutshaus Eigentum des Vereins.

Bedeutung

Das Gutshaus ist ein typisches Beispiel großbürgerlicher Wohnkultur vom Anfang des 20. Jahrhunderts, mit einer für damalige Verhältnisse modernen Ausstattung.

Zeitungsartikel aus den Lübecker Nachrichten zur Eröffnung des "Haus der Natur", 1982

Nutzung

Das Gutshaus wird als „Haus der Natur“ vom Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e. V. als Geschäftsstelle genutzt und beherbergt neben Veranstaltungsräumen und Räumen für die Vereinsjugend auch eine Dauerausstellung zum Vogel- und Naturschutz.

Erhaltungszustand

Eine Sanierung des Gutshauses ist in absehbarer Zeit vonnöten.

Besonderheiten

Das Haus erhielt den ersten Personenaufzug in Schleswig-Holstein. Dieser führte in das nur auf diesem Wege erreichbare „Herrenkabinett“ im 1. Stock.

Persönlichkeiten

Hermann Vering GND: 132766469

Datierung Schutzstellung

05.07.1996

Begründung Schutzstellung

Gutshaus und Park sind aus geschichtlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Gründen erhaltenswert.

Links

Website mit Informationen zur Gutsgeschichte und zum Bau des Gutshauses: www.gutwulfsdorf.de/das-gut-wulfsdorf/geschichte.html (Zugriff am 20.07.2020)

14 400
Gutshaus Wulfsdorf business 53.6587820000 10.1932330000

Ort

Bornkampsweg 35

22926 Ahrensburg

GPS-Standort

53° 39' 31'' N, 10° 11' 35'' O

Auftraggeber

Johann Hermann Vering

Errichtungsdatum

1906-1912

Strukturansicht

Literatur

  • Keller, Tonio : Museumslandschaft Stormarn. Bad Oldesloe, LernNetzWerk Drei-Länder-Eck 2004, GVK: 473458837
  • Hennigs, Burkhard von : Wulfsdorf Gutshaus und Park. In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn ..., Großhansdorf: ProFunda-Verl, Band 26 (2008), S. 62-65, GVK: 559917295
  • Wergin, Joachim : Die wechselhafte Geschichte von Wulfsdorf und Wulksfelde zwei Güter sind "biologisch-dynamisch". In: Unsere Heimat - die Walddörfer: 50 Jahre M+K Hansa Verlag GmbH ; Ammersbek: M+K Hansa Verl., (2012), S. 130-131, GVK: 1009378546
  • Neuschäffer, Hubertus : Schlösser und Herrenhäuser in Südholstein e. Handbuch. Würzburg, Weidlich , GVK: 040136426

Weitere Literatur