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Gemeinde Tangstedt

Tangstedt, seit 1970 Großgemeinde, ist die westlichste Kommune Stormarns.

Lage

Östlich von Tangstedt liegen die stormarnschen Gemeinden Bargfeld-Stegen und Jersbek. Im Süden grenzt der Ort an die Hamburger Stadtteile Duvenstedt und Wohldorf-Ohlstedt, im Westen und Norden an den Kreis Segeberg mit der Stadt Norderstedt und den Gemeinden Henstedt-Ulzburg und Wakendorf II. Das Gemeindegebiet Tangstedt wird von der Alster durchflossen.

Ortsgliederung

Die Gemeinde umfasst die Ortsteile Tangstedt, Wilstedt, Wilstedt-Siedlung, Ehlersberg, Rade, Wiemerskamp und Wulksfelde.

Geschichte

Urkundlich erstmals 1309 belegt, war das Dorf Tangstede 1314 mit den umliegenden Dörfern an die Schauenburger als Grafen von Holstein gelangt. Später war es bis 1475 Teil des großen Besitzkomplexes der niederadligen Familie Heest auf Tremsbüttel. In jenem Jahr verkaufte Luder Heest diesen gesamten Komplex an Herzog Johann V. von Sachsen-Lauenburg, der daraus die Vogtei Tremsbüttel bildete. Dessen Versuch, diese Vogtei dem Herzogtum Sachsen-Lauenburg anzugliedern, scheiterte am Widerspruch der Herzöge von Holstein. Mit der Vogtei ging Tangstedt 1571 zunächst pfandweise und dann endgültig 1649 durch Verkauf an die Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf. Wohl Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf bildete aus der Vogtei das landesherrliche Amt Tremsbüttel. Um 1630/35 wurde in Tangstede ein Vorwerk (Meierhof) mit einer Wassermühle erbaut, 1650 ein Gutshaus für den Verwalter bzw. Pächter. Die aufbegehrenden Tangstedter Hufner wurden vertrieben und ihr Land dem Meierhof eingegliedert, die noch ansässigen Kätner waren künftig ebenso wie die Bauern der umliegenden Dörfer dem Vorwerk dienst- und abgabenpflichtig.

1693 wurde das Vorwerk an die Gebrüder Hedemann verkauft und damit zum selbstständigen Kanzleigut, dem auch die Kätner des ehemaligen Dorfes Tangstede angehörten. Als Besitzer folgten aufeinander ab 1699 Magnus von Wedderkop, ab 1708 Cyrill von Wich, ab 1756 die adlige Familie von Holmer, ab 1818 Großherzog August I. von Oldenburg und Erben, ab 1855 der bürgerliche G. H. Reimers, ab 1865 Carl Graf von Schimmelmann und ab 1874 der Privatier David Lauenstein.

Mit der Auflösung der Kanzleigüter im mittlerweile preußischen Schleswig-Holstein 1876 wurde Tangstedt zu einem Privatgut. Die Dienstpflichten der ehemaligen Untertanen endeten, sie konnten Land und Höfe erwerben. Aus dem Dorf Tangstedt wurde eine Landgemeinde. Das Gut wurde nach dem Ersten Weltkrieg durch die Höfebank Kiel teilweise aufgesiedelt, das Restgut wechselte seitdem mehrfach den Besitzer. Die alte Wassermühle des Gutes brannte um 1920 ab. Das Herrenhaus fiel 1947 einem Brand zum Opfer, das Torhaus aus dem 18. Jahrhundert brach 1997 zusammen. Der Tangstedter Forst gelangte 1955 mit einer Fläche von 284 Hektar in den Besitz des Landes Schleswig-Holstein.

Ab 1889 gehörte das Dorf Tangstedt, ebenso wie die ehemaligen Gutsdörfer und Wulksfelde, zum neu geschaffenen Amtsbezirk Tangstedt. Das Dorf erlebte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs durch den Zuzug von Ausgebombten aus Hamburg sowie Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten einen enormen Anstieg seiner Einwohnerzahlen. 1948 wurde der Amtsbezirk zum Amt Tangstedt, das aus den Dörfern Tangstedt, Wilstedt, Wulksfelde und Glashütte bestand. Im Jahr 1970 wurde das Amt Tangstedt aufgelöst. Während Glashütte der neuen Stadt Norderstedt zufiel, fasste man das Dorf Tangstedt mit Wilstedt und Wulksfelde zur neuen amtsfreien Großgemeinde Tangstedt zusammen. Seitdem wuchsen viele neue Wohngebiete. Zum 01.01.2008 verzichtete Tangstedt auf seine Amtsfreiheit und schloss sich dem Amt Itzstedt (Kreis Segeberg) an.

Wirtschaft

Derzeit sind in Tangstedt im gewerblichen Sektor unter anderem ein Hoch- und Tiefbauunternehmen, Gartenbaubetriebe, Handwerker und Dienstleister, eine Reitsportanlage mit Pensionspferdebetrieb, ein Hotel und mehrere Gaststätten tätig. Überregional bekannt ist der ökologische Landbau-Betrieb Gut Wulksfelde.

Infrastruktur

Über die Bundesstraßen 432 und 75 besteht eine Verkehrsverbindung nach Hamburg, nach Bad Segeberg und über Bad Oldesloe in Richtung Lübeck. Mehrere Buslinien des Hamburger Verkehrsverbunds fahren über Tangstedt nach Norderstedt, Bad Segeberg sowie zur Hamburger U-Bahn-Haltestelle Ochsenzoll.

Die Gemeinde gehört zum Zuständigkeitsbereich der Abfallwirtschaft Südholstein und ist an das Leitungsnetz der Hamburger Wasserwerke angeschlossen. Das 1995 eröffnete und seit 2009 im Besitz der Stadtreinigung Hamburg befindliche Kompostwerk Bützberg am Ortsrand Richtung Gut Wulksfelde betreibt seit 2011 auch die Gewinnung von Biogas für das öffentliche Gasnetz.

Die historisch gewachsenen Ortsfeuerwehren Tangstedt, Wilstedt und Wulksfelde und die Jugendfeuerwehr arbeiten unter dem Dach der Gemeindefeuerwehr Tangstedt.

Kultur und Freizeit

Tangstedt verfügt über vier Kindergärten, eine Grundschule, eine Volkshochschule und ein Jugendzentrum. Zur sportlichen Betätigung laden unter anderem der Wilstedter Sportverein (WSV) von 1958 e. V. ein, der Tennis-Club Tangstedt e. V. und seit 1974 der Reitverein Tangstedt. Säulen des kulturellen Lebens sind seit 1977 die Plattdütsche Bühn' Tangstedt e. V. sowie seit 1992 der Musikzug Tangstedt e. V.

Heidkruger Alsterschleuse, 1969

Sehenswürdigkeiten

Kulturdenkmale sind das ehemalige Melkerhaus des Gutes am Beekmoorweg 8, das Fachhallenhaus Hauptstraße 103, die Heidkruger Alsterschleuse am Wanderweg zwischen Segeberger Straße und Ehlersberg sowie ein hölzernes Behelfsheim von 1946 mit Parzelle zur Eigenversorgung am Kringelweg 99. Außerdem befindet sich an der Nordwestseite der Segeberger Chaussee ein Halbmeilenstein der früheren Altona-Lübecker Chaussee.

Die historische Lindenallee des Beekmoorwegs steht als Gründenkmal unter Schutz. Auf Tangstedter Gebiet liegt auch der nördliche Teil des 1981 ausgewiesenen Naturschutzgebietes Wittmoor.

Persönlichkeiten

Johann V. von Sachsen-Lauenburg GND: 137977247
Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf GND: 102125880
Magnus von Wedderkop
Cyrill von Wich
August I. von Oldenburg GND: 11775031X
G. H. Reimers
Carl Graf von Schimmelmann
David Lauenstein

Heraldische Wappenbeschreibung (Blasonierung)

In Rot das silberne holsteinische Nesselblatt; diesem aufgelegt ein schwarzer Schild mit einem silbernen Balken, der mit drei roten Rosen mit goldenen Butzen und goldenen Kelchblättern belegt ist.

Wappenerläuterung

Das Wappen nach Entwürfen von W.H. Lippert und Erwin Nöbbe wurde am 04.08.1936 für die alte Gemeinde Tangstedt genehmigt und am 07.06.1974 von der neuen Großgemeinde Tangstedt übernommen. Es vereinigt das holsteinische Nesselblatt und den Herzschild aus dem Familienwappen der Reichsgrafen von Holmer, im 18. und 19. Jahrhundert Besitzer des Kanzleigutes Tangstedt.

Vorgänger

14 400
Gemeinde Tangstedt location_city 53.7336460000 10.0855330000

Bundesland

Schleswig-Holstein

Kreis / Kreisfreie Städte

Stormarn

Postleitzahl

22889

Vorwahl

04109

Gemeindekennschlüssel

01062076

Verwaltungssitz

Segeberger Straße 41, 23845 Itzstedt

GPS-Standort

53° 44' 1'' N, 10° 5' 7'' O

Fläche

39,855 km2

Höhe

33 m über NN

Ersterwähnung / Gründung

Ersterwähnung 1309

Politischer Repräsentant

Vorsteher der Gemeindevertretung Jürgen Lamp (CDU)

Verwaltungsleitung

Bürgermeister Jürgen Lamp

Strukturansicht

Vorgänger

Kreis Stormarn: Verwaltungsstruktur seit 1948: amtsfreie Gemeinden

Literatur

  • Tromnau, Gernot : Der Federmesser-Fundplatz bei Kampen, Landkreis Harburg. 2020, In: Nachrichten von Hermann und Erika, Heidenau: PD-Verl., 1981, (2020), 45, Seite 28-42, GVK: 1697107427
  • Günther, Barbara (Hrsg.) : Stormarn Lexikon. Neumünster, Wachholtz 2003, GVK: 365197653
  • Völker, Ilse : Tangstedter Historien in Wort und Bild Ausflüge in die Geschichte der Großgemeinde Tangstedt und ihrer heutigen Ortsteile Tangstedt, Wilstedt, Wulksfelde, Rade, Ehlersberg und Wiemerskamp. Norderstedt, Meinke-Verlag 1991, GVK: 367978156

Weitere Literatur