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Europawahl 1979 in Stormarn

Die Europawahl 1979 war die erste Direktwahl des Europäischen Parlaments und fand im Kreis Stormarn im landesweiten Vergleich besondere Beachtung.

Ursachen und Vorgeschichte

Der 1975 vorgelegte Vertragsentwurf für die Europawahl wurde am 04.08.1977 vom Deutschen Bundestag ratifiziert. Vor der Europawahl richtete die schleswig-holsteinische Landesregierung auf Kreisebene das Amt eines Sonderbeauftragten ein, um die Idee eines vereinten Europas zu fördern. In Stormarn übernahm LandratHans-Henning Becker-Birck diese Funktion. Der schleswig-holsteinische Innenminister Rudolf Titzck erstellte ein dreistufiges Phasenprogramm, dessen Höhepunkt die Veranstaltungen zum Europa-Tag am 05.05.1978 bildeten. Weitere Maßnahmen des Aktionsprogramms waren die Beteiligung der Schulen, Volkshochschulen und anderen Bildungseinrichtungen an der Öffentlichkeitsarbeit sowie Vortrags- und Informationsveranstaltungen.

Eine zusätzliche Säule der Öffentlichkeitsarbeit war der Rat der Gemeinden Europas (heute Rat der Gemeinden und Regionen Europas, RGRE). In dessen Ortsverbänden warben Bürger:innen auf lokaler Ebene für die europäische Einheit. Hier verzeichnete Stormarn dank aktiver Ortsverbände, wie in Glinde und Trittau, landesweit die höchste Mitgliederzahl. Im Rahmen des Phasenprogramms gründete der Sonderbeauftragte Becker-Birck unter der Schirmherrschaft von Kreispräsident Hubert Priemel im November 1978 ein Kreiskomitee für die Europawahl, um das Wissen über die Bedeutung der europäischen Einigung zu vertiefen.

Verlauf und Akteure

Die Europawahl fand in den damals neun Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) vom 07.06. bis 10.06.1979 statt; die Bundesrepublik Deutschland wählte am 10.06. Anschließend wurden insgesamt 410 Abgeordnete nach Straßburg entsandt, aus BRD 78 sowie drei weitere, nicht direkt gewählte aus West-Berlin. In Stormarn wirkte Hans-Henning Becker-Birck als Kreiswahlleiter. Die Anzahl der Wahlberechtigten in Stormarn betrug 134.596, die Wahlbeteiligung lag bei 68,1 %. Das waren 2,55 % mehr als der Landesdurchschnitt und wurde in Schleswig-Holstein nur vom Kreis Plön übertroffen. Von den abgegebenen Stimmen erhielten die CDU 48,13 %, die SPD 41,37 %, die FDP 6,68 % und die Grünen 2,83 %.

Folgewirkungen und heutige Bedeutung

Durch die erste Direktwahl des Europäischen Parlaments wurde die europäische Integration stärker als zuvor demokratisch untermauert. Die Wahl bildete einen bedeutsamen Schritt auf dem Weg zur Gründung der Europäischen Union (EU) in Maastricht am 07.02.1992.

Besonderheiten

Zum ersten Mal wurden Wahlhelfer:innen in Stormarn mit Fehlern bei der Stimmauswertung konfrontiert. Am 13.06.1979 musste der Wahlbezirk 113, Reinbek 12, die eigenen Wahlergebnisse zur Überprüfung vorlegen. Dabei wurden einige Abweichungen in der Stimmauszählung bei CDU und FDP festgestellt. Seitdem sollen stichprobenartige Kontrollen den Fehlern entgegenwirken.

Persönlichkeiten

Hans-Henning Becker-Birck GND: 1110236506
Rudolf Titzck GND: 1027355927

Beginn

07.06.1979

Ende

10.06.1979

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