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Burg Arnesvelde

Die Reste aus Erdwällen und Gräben der historisch bedeutenden Grafenburg Arnesvelde liegen rund 2,5 Kilometer südlich der Innenstadt von Ahrensburg am Nordwestrand des Forst Hagen, auf der Ostseite des Hopfenbachtals.

Außenarchitektur

Die rund sechs Hektar große Burganlage besteht aus mehreren Teilen: Im Zentrum befindet sich ein ovaler Hügel, der im Nordteil die möglicherweise ringförmige eigentliche Grafenburg trug. Die Funktion einer nach Westen in den einstigen Ahrensfelder Teich hinabführenden Rampe ist unbekannt. Ein breiter einst wasserführender Graben schied diesen Hügel vom östlichen Hinterland. Den Graben sicherte landseitig ein halbkreisförmiges Areal von 80 Meter Durchmesser mit Wall und Graben an der Nord-, Ost- und Südseite. Diese Wall-Graben-Konstruktion war in rund 150 Meter Abstand von einem weiteren Ring mit Wall und Trockengraben und nur einem Durchlass im Osten gesichert. Nördlich der Kernburg befindet sich ein weiterer Hügel mit unbestimmter Bedeutung, der als Motte anzusprechen ist. Ob die Darstellung der Burg Arnesvelde auf der zu Ende des 16. Jahrhunderts entstandenen Rantzautafel und auf dem Holzschnitt bei Hieronymus Henninges der Realität entspricht, kann nicht bestätigt werden. Beide zeigen eine rundliche Burganlage mit einem wohl nach Osten gerichteten Torturm.

Aufgrund bislang ausstehender archäologischer Untersuchungen sind keine Aussagen zu früheren oberirdischen Bauten möglich. Mehrfache Um- und Ausbauten im Laufe der unbekannten Benutzungsdauer der Gesamtanlage sind anzunehmen.

Ältere Vermutungen, die Burg sei im frühen Mittelalter als sächsische Volksburg gegründet, entsprechen überholtem völkischen Denken und lassen sich durch keinerlei Indizien belegen.

Materialien

Vereinzelte Oberflächenfunde von Ziegeln und Reste von Dachpfannen belegen deren Verwendung. Vor allem jedoch dürften Holz und Erde verbaut worden sein. Die unterschiedlichen Bezeichnungen 1306 als “castellum”, 1314 als “hus” und 1323 als "castrum" lassen keine Rückschlüsse auf die Bausubstanz der Burg Arnesvelde zu.

Geschichte

Arnesvelde war eine mittelalterliche Grafenburg im Süden der heutigen Stadt Ahrensburg. Der Name der Burg ist vom benachbarten Dorf Ahrensfelde entlehnt, was ein höheres Alter des Dorfes wahrscheinlich macht. Wahrscheinlich wurde die Burg von Heinrich I. von Hamburg bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts angelegt. Später ging sie in den Besitz der Grafen von Holstein-Schauenburg über.

Die Burg Arnesvelde diente der Verwaltung des nordöstlichen Stormarn. Sie dürfte von Beginn an als Sitz eines von den Hamburger Grafen eingesetzten Vogtes gedient haben. Hier war eine Gruppe von Burgmannen ansässig, die für die Verteidigung ebenso zuständig waren wie auch für die Kontrolle des Umlands.

Zur Versorgung der Burgbesatzung diente wahrscheinlich der weiter östlich gelegene Hof Hagen sowie eine ab den 1260er-Jahren zeitweilig am Hopfenbach betriebene Mühle. Der direkt vor der Burg liegende Ahrensfelder Teich diente zum Fischfang (piscina Arnsvelde). Entweder am Hof Hagen oder an der Burg selbst wurden die Abgaben der zugehörigen Dörfern angeliefert. Deren Bewohner mussten Dienstleistungen für die Burg verrichten und Abgaben leisten.

Der 1295 als Zeuge für Heinrich I. von Holstein-Rendsburg und Gerhard II. von Holstein-Plön erwähnte Johannes de Arnesvelde gehört einer Familie Hamburger Bürger an, deren Vorfahren aus dem Dorf Ahrensfelde stammen. Auch bei dem 1304 von Adolf VI. von Holstein-Schauenburg zum Hamburger Vogt berufene Nicolaus der Arnesvelde sind keine Verbindungen zur Burg Arnesvelde erkennbar.

Die Städte Lübeck und Hamburg verbündeten sich 1306 zur Zerstörung der Burg, die damals allerdings nicht erfolgte.

Die Burg Arnesvelde mit dem Vogteisitz wurde 1327 zugunsten der bei Trittau neu erbauten Burg Trittau aufgegeben und wechselte mit den Dörfern Ahrensfelde, Meilsdorf und Woldenhorn in den Besitz von Kloster Reinfeld.

Seitdem liegen keine Hinweise auf eine weitere Nutzung vor. Dennoch bezog sich der Ahrensburger Gutsherr Peter Rantzau ab etwa 1575 mit dem Namen seines Gutes Ahrensburg auf diese Burg, deren Steine angeblich für den Bau vom Herrenhaus Schloss Ahrensburg Verwendung fanden.

Bedeutung

Die Burg war Verwaltungssitz der Vogtei Arnesvelde. Zu ihr gehörte vor 1314 ein großes Gebiet im nordöstlichen Stormarn: das Kirchspiel Sülfeld, das Kirchspiel Bargteheide, das Kirchspiel Trittau und Teile des Kirchspiels Bergstedt.

Findling mit Hinweis auf das archäologische Denkmal, 2009

Nutzung

Die Burg Arnesvelde wird als archäologisches Denkmal über Wanderwege im Rahmen der Naherholung aufgesucht. Die Stadt Ahrensburg und das Landesamt für Vor- und Frühgeschichte in Schleswig-Holstein ließen Hinweisschilder mit Erläuterungen aufstellen.

Erhaltungszustand

Von der mehrteiligen Burg sind zwei Burghügel sowie mehrere konzentrisch angeordnete Gräben und Erdwälle erhalten.

Besonderheiten

Aufgrund ihrer komplexen mehrphasigen Struktur ist der Hauptzweck der Burg Arnesvelde in der offensiven Kontrolle des nordöstlichen Stormarns anzunehmen, einschließlich der Sicherung des Fernwegs von Hamburg nach (Alt-) Lübeck.

Persönlichkeiten

Grafen:
Heinrich I. von Hamburg
Heinrich I. von Holstein-Rendsburg GND: 138743827
Gerhard II. von Holstein-Plön GND: 138742499

weitere Personen:
Peter Rantzau GND: 1069510416
Hieronymus Henninges GND: 116716193

Datierung Schutzstellung

22.07.1977

Begründung Schutzstellung

Unterschutzstellung als Teil der Grabungsschutzgebiets-Verordnung für das Ahrensburger Tunneltal.

14 400
Burg Arnesvelde business 53.6574870000 10.2221180000

Ort

Ahrensburg, am Nordwestrand des Forst Hagen

GPS-Standort

53° 39' 26'' N, 10° 13' 19'' O

Auftraggeber

vermutlich Heinrich I. von Hamburg

Abrissdatum

spätestens um 1575 als Ruine abgebrochen

Strukturansicht

Kirchspiele

Literatur

  • Bock, Günther : Adel, Kirche und Herrschaft die Unterelbe als Kontaktraum im europäischen Kontext des 10. bis 13. Jahrhunderts. Münster, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG 2018, GVK: 1019206721
  • Bock, Günther : Studien zur Geschichte Stormarns im Mittelalter. Neumünster, Wachholtz 1996, In: Studien zur Geschichte Stormarns im Mittelalter, GVK: 226040860
  • Stormarn : Naturschutz und Landschaftspflege im Kreis Stormarn. Neumünster, Wachholtz 1991, In: Naturschutz und Landschaftspflege im Kreis Stormarn, GVK: 118656279
  • Reher, Bernd : Die Wassermühle Ahrensfelde. Ahrensburg, Histor. Arbeitskreis 1987, GVK: 161907415

Weitere Literatur