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Bahnstrecke Rahlstedt-Volksdorf-Wohldorf

Die Bahnstrecke Rahlstedt-Volksdorf-Wohldorf bildete im frühen 20. Jahrhundert neben der später eröffneten Walddörferbahn eine direkte Anbindung einiger Hamburger Walddörfer an das Verkehrsnetz der Stadt Hamburg.

Beschreibung

Die Strecke der elektrischen Kleinbahn verlief auf 12,96 km in nordöstlicher Richtung vom Bahnhof Alt-Rahlstedt über Oldenfelde, Meiendorf, die Meiendorfer Feldmark, den Volksdorfer Wald, die Volksdorfer Feldmark, Hoisbüttel, Lottbek und Ohlstedt durch den Wohldorfer Wald bis zur Endhaltestelle Wohldorf.

Geschichte

Als Exklaven zum Hamburger Staatsgebiet gehörend, wünschten die Walddörfer um 1900 eine Anbindung an das städtische Verkehrsnetz. Mit Abschluss der erforderlichen Verträge durch Hamburg und Preußen erfolgte die Konzessionsvergabe an die bei Hannover ansässige Firma Gebrüder Körting. Der erste Abschnitt wurde am 29.09.1904 zwischen dem Bahnhof im damals preußischen Alt-Rahlstedt und Volksdorf eröffnet. 1907 folgte die Verlängerung der Strecke nach Wohldorf. Am 12.12.1912 entstand aus der Betreibergesellschaft die Elektrische Kleinbahn Alt-Rahlstedt-Volksdorf AG (EKV). An ihr hielten der Kaufmann Berthold Körting und der Hamburger Staat jeweils die Hälfte der Aktien.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte die Kleinbahn eine Blütezeit, auch weil der Wohldorfer Wald ein beliebtes Ausflugsziel der Hamburger Bevölkerung darstellte. Bedingt durch die Kriegsfolgen und die Aufnahme des elektrischen Betriebs der Walddörferbahn 1920/1921 brachen die Fahrgastzahlen stark ein. Daher wurde der Personenverkehr auf dem Streckenabschnitt Alt-Rahlstedt-Volksdorf am 15.04.1923 eingestellt. Nach der Eröffnung des westlichen Zweiges Volksdorf-Ohlstedt der Walddörferbahn 1925 blieb der Betrieb der Kleinbahn im Wesentlichen auf eine nur noch knapp zwei Kilometer lange Reststrecke zwischen Ohlstedt und Wohldorf beschränkt. 1953 wurde sie - formell als Straßenbahn - in den Betrieb der Hamburger Hochbahn integriert. Aus den nicht mehr zu deckenden Kosten für dringend notwendige Instandsetzungsarbeiten resultierte die Stilllegung auch dieser Reststrecke am 29.01.1961.

Bedeutung

Mit der Kleinbahn wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals einige der außerhalb des Staatsgebietes gelegenen nordöstlichen Exklaven Hamburgs schienentechnisch an das Verkehrsnetz der Stadt angeschlossen.

Nutzung

Seit dem Abbau von Gleisanlagen 1964 dient ein Teil der Strecke zwischen Volksdorf und Wohldorf als Rad- und Wanderweg.

Erhaltungszustand

Der einstige Streckenverlauf ist heute nur noch auf wenigen Abschnitten erkennbar. Insbesondere im Volksdorfer Wald lässt sich die teilweise von Bäumen überwucherte ehemalige Trasse anhand breiterer Gehwege und Gräben stellenweise erahnen. Erhalten geblieben ist das Gebäude der Güterabfertigung in Wohldorf.

Besonderheiten

Von der Haltestelle Oberförsterei an der Farmsener Landstraße südlich des Bahnhofs Volksdorf zweigte eine 3,18 km lange Güterverkehrsnebenstrecke nach Oldenfelde ab. Der Güterverkehr wurde 1934 eingestellt.

1914 besaß die EKV zehn für die damalige Zeit außergewöhnliche Doppelstock-Beiwagen für den Personenverkehr. Das Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle beherbergt heute einen dieser Wagen.

Im ehemaligen Güterabfertigungsgebäude Wohldorf befindet sich das am 18.09.1999 eröffnete Nahverkehrsmuseum Kleinbahnhof Wohldorf.

Am Wanderweg entlang der früheren Bahntrasse liegen an den Standorten einiger ehemaliger Haltepunkte heute Gedenksteine.

Persönlichkeiten

Berthold Körting GND: 143152041

Links

Website des Nahverkehrsmuseums Kleinbahnhof Wohldorf: www.vvm-museumsbahn.de/ix/ix-start/ix-start.php?id=400 (Zugriff am 22.05.2020)

Bundesland

Schleswig-Holstein

Kreis/ Kreisfreie Städte

Freie und Hansestadt Hamburg, Kreis Stormarn

Auftraggeber

Senat der Freien und Hansestadt Hamburg

Planer/Architekt

Gebrüder Körting, Körtingsdorf bei Hannover (heute Hannover-Badenstedt)

Strukturansicht

Literatur

  • Lehne, Pascal Horst : ˜Dieœ elektrische Kleinbahn Altrahlstedt-Volksdorf-Wohldorf [1904 - 1979]. [Hamburg], Hansa-Verlag 1978, GVK: 176063730
  • Deutsche Klein- und Privatbahnen. Freiburg, Br., EK-Verl. 2012, GVK: 1016009127

Weitere Literatur