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Axel Schildt

Axel Schildt war ein deutscher Zeithistoriker, der im Kreis Stormarn aufwuchs.

Ausbildung

Axel Schildt besuchte 1958-1960 die Grundschule An den Teichwiesen in Hamburg-Volksdorf, wechselte 1960-1962 an die Grundschule Wöhrendamm in Großhansdorf, bevor er 1962-1970 auf die Stormarnschule Ahrensburg ging. Nach dem Abitur studierte er 1970-1977 Germanistik, Geschichte, Politikwissenschaften und Philosophie an der Universität Hamburg und der Philipps-Universität Marburg. 1977/78 legte Schildt das Erste Staatsexamen ab. 1980 folgte seine Promotion zum Thema „Die Querfrontkonzeption der Reichswehrführung um General von Schleicher am Ende der Weimarer Republik“, die von Reinhard Kühnl betreut wurde. 1980-1982 absolvierte er sein Referendariat in Hamburg, das er mit dem Zweiten Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen abschloss.

Beruflicher Werdegang

1983-1985 sowie 1987-1990 war Axel Schildt Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Dort habilitierte er sich 1991/92 mit seiner Arbeit über die westdeutsche Gesellschaft der 1950er-Jahre. 1991-1997 folgten verschiedene Lehraufträge als Privatdozent, Vertretungsprofessuren und Fellowships am Kulturwissenschaftlichen Institut des Landes Nordrhein-Westfalen und an den Universitäten Hamburg, Lüneburg, Essen und Potsdam.

1997-2002 war Schildt außerplanmäßiger Professor am Historischen Seminar der Universität Hamburg und zugleich 1997-2000 stellvertretender sowie 2000-2002 kommissarischer Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH). 2002-2017 arbeitete er als Direktor der FZH und Professor für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg. Vom 01.10.2011 bis 30.09.2013 war er als Direktor freigestellt, um ein von der Volkswagen Stiftung und der Fritz Thyssen Stiftung gefördertes Forschungsprojekt durchzuführen. Zum Ende des Sommersemesters 2017 wurde Schildt emeritiert.

Lebenslauf

Axel Schildt wuchs mit einem jüngeren Bruder in einer bildungsbürgerlichen, linksliberalen Familie auf. Sein Vater arbeitete in der Ölwirtschaft und pflegte wie auch seine Mutter, die zeitweise erste Violinistin im Philharmonieorchester des Südwestdeutschen Rundfunks gewesen war, ein großes Interesse an Kunst, Literatur und Musik. Die Familie, zu der auch zwei ältere Söhne aus erster Ehe der Mutter gehörten, wohnte bei Schildts Geburt in Hoisbüttel und zog 1962 nach Großhansdorf um.

Geprägt von der Schüler- und Studentenbewegung der 1960er-Jahre, engagierte sich Schildt früh politisch. Er war Schulsprecher an der Stormarnschule und Redakteur einer Studentenzeitschrift des Marburger Allgemeinen Studentenausschusses (AStA). Nach Erreichen der Volljährigkeit trat er aus der katholischen Kirche aus.

Seit 1974 war Schildt mit der Lehrerin und späteren Leiterin der Ausbildungsabteilung des Hamburger Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung Gabriele Kandzora liiert. 1982 wurde ihre Tochter Julia geboren und 1991 heiratete das Paar.

Werk/Aktivitäten

Axel Schildts Arbeitsschwerpunkte lagen in der Sozial- und Kulturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, des Konservatismus in Deutschland, der Mediengeschichte sowie der Intellektuellengeschichte des 20. Jahrhunderts. Im Laufe seiner Forschungskarriere verfasste er 14 Monografien. Als Herausgeber war er an über 20 Publikationen beteiligt, veröffentlichte mehr als 270 Fachaufsätze und hielt zahlreiche Vorträge auf wissenschaftlichen Tagungen und öffentlichen Veranstaltungen.

In seiner Funktion als Hochschullehrer und neben seinen Lehrveranstaltungen betreute Schildt über 30 Dissertationen. Er war in verschiedenen Arbeitskreisen und Gremien, etwa von öffentlichen Einrichtungen, privaten Stiftungen oder wissenschaftlichen Buchreihen, aktiv.

Bedeutung

Mit der Verbindung von sozial-, kultur-, politik- und ideengeschichtlichen Ansätzen leistete Axel Schildt innovative Beiträge zur Erforschung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Durch seine zahlreichen Aktivitäten prägte er nicht nur die deutsche Geschichtswissenschaft und wissenschaftsnahe Felder in vielfältiger Weise, sondern engagierte sich auch in geschichtspolitischen Debatten, etwa zum Umgang von Institutionen mit ihrer NS-Vergangenheit oder zu rechtspopulistischen Tendenzen in der Gesellschaft.

Als langjähriger Direktor der FZH – bis 1997 „Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg“ – trug Schildt nachhaltig zu deren inhaltlicher Neuausrichtung und Erweiterung bei, insbesondere mit Forschungsprojekten aus kultur- und sozialgeschichtlichen Perspektiven.

Ehrenämter

(in Auswahl)

1983-1999 Mitglied der Landesjury Hamburg, 1999-2017 (ohne 2001) Mitglied in der Bundesjury, 2001-2017 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten der Körber-Stiftung

2003-2019 Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift „Zeithistorische Forschungen“

2004-2008 Vorstandsmitglied des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e. V.

2008-2013 Mitglied im 1. Internationalen Beirat, 2013-2019 Vorstandsmitglied der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung

2008-2015 Mitglied im Fachkollegium Geschichtswissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft

2008-2019 Mitglied der Akademie der Wissenschaften Hamburg

2010-2017 Mitglied in der Fachkommission der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Ehrungen und Preise

1999 Verleihung der Lappenberg-Medaille des Vereins für Hamburgische Geschichte

2016 Verleihung der Medaille für Kunst und Wissenschaft der Stadt Hamburg

Persönlichkeiten

Reinhard Kühnl GND: 118725084
Gabriele Kandzora GND: 124066097

Links

Eintrag auf der Homepage der FZH: https://www.zeitgeschichte-hamburg.de/contao/index.php/schildt.html (Zugriff am 17.08.2020)

Wikipedia-Eintrag zu Schildt: https://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Schildt (Zugriff am 17.08.2020)

Familienname

Schildt

vollständige Vornamen

Axel Friedrich

Rufname

Axel

Geburtsdatum

09.05.1951

Geburtsort

Hamburg

Sterbedatum

05.04.2019

Sterbeort

Hamburg

Begräbnisort

Friedhof Hamburg-Ohlsdorf

Geschlecht

männlich

Religion

katholisch

Religion

katholisch / konfessionslos

Berufe

Historiker, Hochschullehrer

Funktionen, Rang

Privatdozent 1992-1997, Vertretungsprofessor 1994-1996, außerplanmäßiger Professor 1997-2002, 2002-2017 Universitätsprofessor, emeritierter Universitätsprofessor 2017-2019

Ehe-/Lebenspartner

Gabriele Kandzora (geb. 1951)

Kinder

eine Tochter

Eltern

Friedrich (Fritz) Schildt (1903-1987), Margarethe (Marga) Schildt, geb. Müller (1914-2006)

Strukturansicht

Literatur von der Person

  • Schildt, Axel; Kandzora, Gabriele; Siegfried, Detlef : Medien-Intellektuelle in der Bundesrepublik / Axel Schildt ; herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gabriele Kandzora und Detlef Siegfried. Göttingen, Wallstein-Verlag 2020, GVK: 1698174101
  • Schildt, Axel : Deutsche Kulturgeschichte die Bundesrepublik - 1945 bis zur Gegenwart. München, Carl Hanser Verlag , GVK: 599816902
  • Schildt, Axel : Annäherungen an die Westdeutschen sozial- und kulturgeschichtliche Perspektiven auf die Bundesrepublik ; [14 Beiträge zur Geschichte der alten Bundesrepublik]. Göttingen, Wallstein-Verl. 2011, GVK: 655067477
  • Schildt, Axel : Militärdiktatur mit Massenbasis? Die Querfrontkonzeption der Reichswehrführung um General von Schleicher am Ende der Weimarer Republik. Frankfurt [u.a.], Campus Verl. 1981, GVK: 023898275
  • Schildt, Axel : Moderne Zeiten Freizeit, Massenmedien und "Zeitgeist" in der Bundesrepublik der 50er Jahre. Hamburg, Christians 1995, GVK: 185160654

Literatur

  • Siegfried, Detlef : Axel Schildt (1951-2019). Berlin, de Gruyter 2020, In: Enthalten in: Historische Zeitschrift : HZ. - Bd. 310.2020, 1, S. 101-107, GVK: 1690938552

Weitere Literatur