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Alter Friedhof Bad Oldesloe
Der Alte Friedhof in Bad Oldesloe löste 1824 den Kirchhof der Peter-Paul-Kirche als zentralen Bestattungsort ab. Er war vor Ort der erste außerstädtische Begräbnisplatz.
Beschreibung
Die 2,1 Hektar große Anlage ist durch ein rechtwinkliges Wegenetz in vier Quadranten eingeteilt. Im Zentrum des Begräbnisplatzes steht ein Obelisk mit vier marmornen Inschrifttafeln zur Erinnerung an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 aus Oldesloe und den umliegenden Landgemeinden.
Geschichte
In Oldesloe war bis ins frühe 19. Jahrhundert hinein der traditionelle christliche Kirchhof an der Peter-Paul-Kirche der zentrale Bestattungsort. Einen weiteren sogenannten Seuchenfriedhof, der allerdings im späten 18. Jahrhundert nicht mehr genutzt wurde, hatte es am Siechenhaus gegeben. 1787/88 entstanden erste Überlegungen, den Peter-Paul-Kirchhof aufzugeben und einen neuen Friedhof außerhalb der Stadt anzulegen. Damit begannen jahrzehntelange Auseinandersetzungen. Wie auch in anderen Städten spielten hier sowohl die beengten Platzverhältnisse als auch die in der Öffentlichkeit diskutierte – letztlich nicht bewiesene – Gefahr schädlicher Leichenausdünstungen eine Rolle. Jedoch sprachen Kostengründe sowie der Erhalt der prestigeträchtigen Familiengräber und -grüfte gegen eine Aufgabe des Kirchhofs und die Verlegung des Bestattungsortes. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Idee einer Friedhofsverlegung immer wieder diskutiert, aber aus den genannten Gründen nicht realisiert. Stattdessen wurde 1807 der Kirchhof durch Abriss der benachbarten Armenhäuser, der sogenannten Gottesbuden, noch einmal erweitert. Dies bot jedoch keine dauerhafte Lösung.
Anfang der 1820er-Jahre machten steigende Bestattungszahlen die Anlage eines neuen Friedhofs erforderlich. Die Kirchengemeinde Oldesloe erwarb mit Genehmigung des Magistrats ein Gelände vor dem Besttor. Die Herrichtung der Anlage wurde 1823 begonnen, die als Regulativ bezeichnete Friedhofssatzung am 10.05.1823 erlassen und der neue kirchliche Friedhof am 29.09.1824 eingeweiht. Einer der vier Quadranten diente den zur Kirchengemeinde Oldesloe gehörigen Dörfern.
Bereits wenige Jahrzehnte nach seiner Eröffnung genügte auch dieser Begräbnisplatz nicht mehr den Bedürfnissen, die sich aus der wachsenden Bevölkerungszahl Oldesloes ergaben. So wurde 1881 der neue Friedhof Bad Oldesloe eröffnet. Dennoch wurde der nunmehrige Alte Friedhof weiterhin gemäß Nutzungsrechten der Grabstättenbesitzer mit Verstorbenen belegt, bevor am 14.01.1961 die letzte Beisetzung stattfand.
Am 22.01.1975 verkaufte die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Oldesloe den Alten Friedhof an die Stadt, die ihn unter Erhalt einiger Grabmäler in eine Grünanlage umwandelte. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss am 25.09.2017 eine gartenarchitektonische Umgestaltung des Alten Friedhofs.
Bedeutung
Der Alte Friedhof ist ein typisches Beispiel für städtische Friedhofsverlegungen in der Zeit um 1800. Seine geometrische Struktur entsprach dem zeitgenössischen Standard der Friedhofsgestaltung.
Die erhaltenen Grabmäler sind häufig in Form von Stelen gestaltet und damit späte Zeugnisse des Leitbilds klassizistischer Grabmalkultur um 1800. Unter ihnen befindet sich das Grabmal für den Oldesloer Mediziner Franz Daniel Hagelstein.
Nutzung
Der Alte Friedhof wird als Grünanlage sowie als Standort historischer Sepulkralkultur und -architektur genutzt.
Erhaltungszustand
Der Alte Friedhof ist als Anlage ebenso wie das Torhaus in der ursprünglichen Form erhalten. Das Torhaus wurde 1979 unter weitgehender Wahrung des historischen Zustands saniert, der Dachstuhl und die Dachdeckung erneuert. Die erhaltenen historischen Grabmäler sind nach und nach verwittert, Inschriften und Symbolik kaum noch zu entziffern.
Besonderheiten
Bemerkenswert ist die architektonische Gestaltung des Haupteingangs durch ein geziegeltes Torhaus auf quadratischem Grundriss mit Rundbögen auf vier Seiten. Dabei handelt es sich um das erste Werk des Hamburger Architekten Alexis de Chateauneuf. Es ist zugleich eines der wenigen erhaltenen Beispiele dieser vor allem in Norddeutschland bekannten Form zeitgenössischer Sepulkralarchitektur. Allerdings wurde Chateauneufs Entwurf vom 16.09.1824 in Form des mittleren Hauptteils nur teilweise umgesetzt, aus Kostengründen entfielen die vom Architekten vorgesehenen seitlichen Anbauten.
Im südöstlichen Quadranten der Anlage wurde 1920/21 ein nach dem Entwurf des Lübecker Gartenarchitekten Harry Maasz gestalteter sogenannter Heldenhain aus Eichen mit Feldstein-Rotunde errichtet. Die am 21.08.1921 eingeweihte Anlage wurde dem Gedenken für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Bad Oldesloer Kirchengemeinde gewidmet. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden in Massengräbern an der Ostseite des Ehrenhains – teilweise nicht identifizierte – Opfer des Bombenangriffs auf Bad Oldesloe am 24.04.1945 sowie auch Zwangsarbeiter bestattet. Später wurde die Anlage um eine vom Bildhauer Richard Kuöhl entworfene und am 14.11.1954 eingeweihte figürliche Plastik der Trauernden als Ehrenmal für die Oldesloer Opfer des Zweiten Weltkriegs ergänzt.
Persönlichkeiten
Alexis de Chateauneuf GND: 119021528
Franz Daniel Hagelstein
Harry Maasz GND: 118955071
Richard Kuöhl GND: 118024965
Datierung Schutzstellung
05.03.1980
Bundesland
Kreis/ Kreisfreie Städte
Stormarn
GPS-Standort
Auftraggeber
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Oldesloe
Planer/Architekt
Alexis de Chateauneuf; Harry Maasz
Strukturansicht
Literatur
- Norbert Fischer : Chateauneufs Torhaus für den "Neuen Kirchhof" in Oldesloe (1824) : das erste Bauwerk des Hamburger Architekten. Großhansdorf, ProFunda 2007, In: Jahrbuch für den Kreis Stormarn .... - Großhansdorf : ProFunda-Verl., Bd. 25.2007, S. 10-16, GVK: 527416258
- Hennigs, Burkhard von : Das Torhaus des Alten Friedhofs in Bad Oldesloe. In: Denkmalpflege im Kreis Stormarn, Neumünster: Wachholtz, (1983), S. 129-135, GVK: 1003390595