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Wittmoor

Das Wittmoor ist ein grenzübergreifendes Naturschutzgebiet mit Teilflächen im Kreis Stormarn.

Lage

Das Wittmoor liegt in Schleswig-Holstein auf dem Gebiet der Stadt Norderstedt (Kreis Segeberg) und – als Exklave – der Gemeinde Tangstedt. In Hamburg befindet es sich in den nordöstlichen Stadtteilen Lemsahl-Mellingstedt und Duvenstedt. Im Norden wird das Gebiet begrenzt durch den Staatsforst Rantzau, im Osten durch die Siedlung Parkberg in Hamburg-Duvenstedt, im Süden durch den Lemsahler Weg/Eichelhäherkamp und im Westen durch die Segeberger Chaussee sowie das Norderstedter Gewerbegebiet Glashütte.

Geschichte

Das Niederungsgebiet des Wittmoors wurde während der Weichselkaltzeit von einer Gletscherzunge ausgeschürft. Später vertieften Schmelzwasserströme das Gebiet, es lagerten sich große Sand- und Kiesschichten ab. Nach Ende der Vereisung versumpfte das Gebiet und eine Torfschicht entstand, die den Zustrom des Grundwassers einschränkte. Torfmoose überwucherten den zuvor ausgebildeten Bruchwald und wuchsen zu einem mehrere 100 ha umfassenden Hochmoor mit einem drei bis fünf Meter dicken Torfkörper an. Die Nutzung des Baumbestands als Bauholz, u. a. zur Anlage von Bohlendämmen, führte zu anhaltenden Rodungen. Von Anfang des 20. Jh. bis in die 1960er-Jahre hinein wurde die Landschaft durch Entwässerung und maschinellen Torfabbau, u. a. mithilfe einer Lorenbahn, stark verändert. Nach Einstellung des Torfabbaus wegen mangelnder Rentabilität blieben trockene Torfflächen übrig.

In den 1970er-Jahren begannen Maßnahmen zur Regenerierung und Wiedervernässung des Hochmoors. 1978 wurde ein erster Teil des Wittmoors auf Hamburger Seite mit 70 ha zum Naturschutzgebiet erklärt, der schleswig-holsteinische Teil mit 106,4 ha folgte 1981. In den früher vom Torfabbau betroffenen Bereichen entstanden zwei Hochmoorseen, Entwässerungsgräben wurden wieder geschlossen. 1997 wurde die Fläche des Naturschutzgebiets auf Hamburger Seite auf 213 ha vergrößert.

Flora und Fauna

Das Naturschutzgebiet umfasst Moore, Feuchtwiesen und Heideflächen. Heidekräuter und Wollgräser sind in der Moorlandschaft stark vertreten. Mit der Renaturierung der Moore bieten abgestorbene Birken als Totholz verschiedenen Insekten und Pilzen einen Lebensraum. Auch fleischfressende Pflanzen, wie der Sonnentau, kommen im Wittmoor vor. Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung treten seltene Insektenarten auf, z. B. der Bläuling und der Trauermantel. Auch Libellen, wie die nordische und die kleine Moosjungfer sowie die Torfmosaikjungfer, haben sich im Gebiet angesiedelt. In den Teichen finden sich Moorfrösche, im Offenland Kreuzottern. Als Brutvögel sind u. a. Kraniche, Bekassinen, Kiebitze, Krickenten und Sumpfeulen vertreten.

Ökologische Bedeutung

Das Naturschutzgebiet Wittmoor ist eines der letzten Hochmoore in Norddeutschland und bietet einer Vielzahl von seltenen Arten wertvollen Lebensraum.

Nutzung

Das Gebiet dient der Naherholung. Der alte Damm der Lorenbahn wird als Wanderweg durch das Hochmoor genutzt. Einige Flächen werden agrarisch bewirtschaftet.

Besonderheiten

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde auf dem Gebiet der Gemeinde Glashütte das Konzentrationslager Wittmoor errichtet, eines der ersten in Deutschland. Es bestand von April bis Oktober 1933, an das Lager erinnern je ein Gedenkstein auf Hamburger und schleswig-holsteinischer Seite.

Das Naturschutzgebiet wird vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) betreut, die 1997 erfolgte Erweiterung von der Gesellschaft für ökologische Planung e. V. (GÖP).

Auf schleswig-holsteinischer Seite ist das Naturschutzgebiet Wittmoor identisch mit dem gleichnamigen Flora-Fauna-Habitat-(FFH-)Gebiet, auf Hamburger Seite ist es Teil eines größeren, ebenfalls gleichnamigen FFH-Gebiets.

Datierung Schutzstellung

21.02.1978 (erster Teil)

Begründung Schutzstellung

Schutzzweck ist die Erhaltung und Entwicklung des Hochmoors mitsamt seiner artenreichen Flora und Fauna und dem landwirtschaftlich genutzten Grünland. Das Wittmoor ist ein einmaliger Lebensraum seltener bedrohter Lebensgemeinschaften, die auf ihn angewiesen sind.

Links

Gesellschaft für ökologische Planung e. V.: Naturschutzgebiet Wittmoor: https://www.goep.hamburg/wittmoor/ (Zugriff am 09.10.2023)

Naturschutzgebiet Wittmoor: https://www.kreis-stormarn.de/files/freizeit-und-tourismus/naturschutzgebiete/GebietsbeschreibungWittmoor.pdf (Zugriff am 09.10.2023)

NABU Hamburg: Wittmoor: https://hamburg.nabu.de/wir-ueber-uns/stadtteilgruppen/alstertal/betreute-gebiete/06507.html (Zugriff am 09.10.2023)

Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet Wittmoor: https://www.hamburg.de/contentblob/11934068/54d1f66af8f4e78a0e4bf4d30b98ed08/data/pep-text.pdf (Zugriff am 09.10.2023)

14 400
Wittmoor local_florist 53.7021200000 10.0728700000

GPS-Standort

53° 42' 7'' N, 10° 4' 22'' O

Größe

2.13 km2

höchster Punkt

37 m über NN

tiefster Punkt

29 m über NN

Strukturansicht

Literatur

  • Hoffmann, Rainer : Das Wittmoor: Der lange Weg bis zum Naturschutzgebiet Wittmoor. 2015, In: Natur- und Landeskunde, Husum: Husum Dr.- u. Verl.-Ges., 2003, 122(2015), 4/6, S. 43–56, GVK: 824481216
  • Weidlich, Roswitha : Ein Konzentrationslager im Wittmoor. 2020, In: Das Wittmoor, Hamburg: tredition, 2020, (2020), S. 49–57, GVK: 1744749205
  • Weidlich, Roswitha : Das Wittmoor eine Landschaft aus Wunden und Wundern. Hamburg, tredition GmbH , GVK: 1784851132

Weitere Literatur