Ausbildung
Jürgen Serke besuchte die Grundschule im niedersächsischen Dannenberg (Elbe) und ein Gymnasium in Bitburg (Rheinland-Pfalz). Nach dem Volontariat bei der „Allgemeinen Zeitung“ Mainz bekam er dort eine Festanstellung als Redakteur.
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Der Journalist und Buchautor lebte und arbeitete fast 50 Jahre lang in Großhansdorf.
Jürgen Serke besuchte die Grundschule im niedersächsischen Dannenberg (Elbe) und ein Gymnasium in Bitburg (Rheinland-Pfalz). Nach dem Volontariat bei der „Allgemeinen Zeitung“ Mainz bekam er dort eine Festanstellung als Redakteur.
Ab 1961 war Jürgen Serke bei der amerikanischen Nachrichtenagentur UPI in Frankfurt am Main angestellt. 1970 wechselte er zur Illustrierten „stern“ und arbeitete dort zunächst als Gerichtsreporter. 1983 verließ er den Verlag und war 1984–1989 für die „Weltwoche“ (Zürich) und 1990–1992 für die „Welt“ tätig. Ab 1992 arbeitete er selbstständig.
Jürgen Serke wuchs mit einer jüngeren Schwester in einem bürgerlichen Haushalt auf. Im Februar 1945 wurde die Familie aus Landsberg ausgewiesen und zog nach Dannenberg (Elbe). Es folgte 1953 ein Umzug nach Speicher (Rheinland-Pfalz), wo Serkes Vater als Sparkassendirektor arbeitete.
1962 heiratete Serke die Bibliothekarin Heide-Maria Gutmann, mit der er drei Kinder hat. Berufsbedingt lebte die Familie zunächst in Frankfurt am Main, zog 1970 nach Hamburg und kaufte 1976 ein Haus in Großhansdorf, in dem Serke bis zu seinem Tod lebte und arbeitete.
Vor dem Hintergrund eigener biografischer Erfahrungen war der Schwerpunkt von Jürgen Serkes journalistischer und schriftstellerischer Arbeit die Wiederentdeckung vergessener, verfolgter oder verfemter deutschsprachiger Schriftsteller:innen in den totalitären Regimen des 20. Jh.
Ausgangspunkt für die Beschäftigung mit diesem Thema war die Teilnahme als Journalist am IV. Kongress des tschechoslowakischen Schriftstellerverbands 1967 und die Berichterstattung über die Niederschlagung des Prager Frühlings 1967/68 durch die Truppen des Warschauer Pakts. Mit verfolgten Literaten wie Milan Kundera, Pavel Kohout, Václav Havel und Jiří Gruša verband ihn eine lebenslange Freundschaft.
1976 begann Serke gemeinsam mit dem Fotografen Wilfried Bauer seine literaturhistorische Recherche zu Schriftsteller:innen der Weimarer Republik, deren Bücher im Nationalsozialismus verbrannt und verbannt worden waren. Serke beschrieb ihre Lebenswege in Deutschland, im ausländischen Exil und der Nachkriegszeit. 1977 zunächst als bebilderte Porträtserie im „stern“ publiziert, entstand im selben Jahr aufgrund der großen Resonanz das Buch „Die verbrannten Dichter“.
In seinem Werk „Die verbannten Dichter. Berichte und Bilder einer neuen Vertreibung“ (1982) widmete er sich den Autor:innen des Widerstands gegen den kommunistischen Totalitarismus.
In „Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft“ (1987) stellte Serke die vom NS-Regime und vom Kommunismus verfemte deutschsprachige Literatur der Tschechoslowakei vor und fügte sie in den Kontext der tschechischen Geschichte ein.
1998 erschien „Zuhause im Exil. Dichter, die eigenmächtig blieben in der DDR“, Porträts jener Autor:innen, die sich in der DDR gegen das SED-Regime gestellt und unter dessen Repressionen gelitten hatten.
1980 veröffentlichte er unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ die bis dahin unbekannte Lyrik der Jüdin Selma Meerbaum-Eisinger, herausgegeben mit einem Essay über die Wiederentdeckung ihres Werks.
Jürgen Serkes Literaturreportagen und Porträts waren bestimmt von einer Kombination aus Recherchedokumentation, Darstellung der Schicksale der verfemten Literat:innen sowie der Einbindung der daraus hervorgegangenen Lyrik und Prosa, ergänzt durch Bildmaterial und Dokumente. Vor dem Hintergrund der gleichzeitig einsetzenden wissenschaftlichen Forschung zur Exilliteratur in den 1970er-Jahren entfachten seine Literaturreportagen eine große Breitenwirkung.
Der Buchtitel „Die verbrannten Dichter“ wurde zum geläufigen Namen für die im Nationalsozialismus exilierten Schriftsteller:innen. Anlässlich des 90. Jahrestags der Bücherverbrennung (2023) legte der Wallstein Verlag das Buch als farbige Ausgabe mit weiterem biografischen Material und unter Einbeziehung der Forschungsliteratur neu auf.
1992 Alexander-Zinn-Preis für Publizistik des Senats der Hansestadt Hamburg
2002 Tschechischer Literaturpreis Magnesia Litera für „Böhmische Dörfer, Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft“
2011 Václav-Benda-Medaille für seine bedeutende Rolle im Kampf für die Wiederherstellung von Freiheit und Demokratie der Tschechoslowakischen Republik
2012 Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung
2017 Gratias-Agit-Preis des tschechischen Außenministeriums
Zusammen mit Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, war Jürgen Serke 1992 Mitinitiator der Aktion „Dichter lesen in Asylbewerberheimen“ als Reaktion auf die Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte.
2007 überließ Serke seine Literatursammlung mit über 2.500 Objekten, Büchern, Dokumenten, Briefen, Typoskripten und Fotos der Stiftung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft in Wuppertal, die 2008 in der Ausstellung „Himmel und Hölle zwischen 1918 und 1989“ im Kunstmuseum Solingen gezeigt wurde. Heute ist die Sammlung Teil der Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else Lasker-Schüler Zentrum – Kunstsammlung Gerhard Schneider und wird als Dauerausstellung präsentiert.
Wilfried Bauer GND: 130815748
Jiří Gruša GND: 1193143241
Václav Havel GND: 118709259
Hajo Jahn GND: 121789322
Pavel Kohout GND: 118713655
Milan Kundera GND: 118568043
Selma Meerbaum-Eisinger GND: 118579894
Else Lasker-Schüler GND: 118569880
Wikipediaartikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Jürgen_Serke (Zugriff am 07.11.2024)
Nachruf: https://deutsch.radio.cz/der-wiederentdecker-journalist-und-schriftsteller-juergen-serke-ist-tot-8814206 (Zugriff am 07.11.2024)
Serke
Jürgen
19.04.1938
Landsberg an der Warthe (heute Gorzów Wielkopolski, Polen)
13.04.2024
Großhansdorf
Waldfriedhof Großhansdorf
Journalist, Publizist, Literaturhistoriker, Buchautor
Heide-Maria Serke, geb. Gutmann (geb. 1941)
zwei Töchter, ein Sohn
Herbert Serke (1912–1961); Elisabeth Serke, geb. Thornau (1914–1978)