Beruflicher Werdegang
Ab 1922 arbeitete Alfred Rust als Elektriker bei einer Hamburger Elektrofirma. 1930 kündigte er, um seinem Interesse an der Archäologie nachzugehen. Zunächst lebte er von Arbeitslosenunterstützung und führte seine Forschungen auf eigene Kosten sowie ohne institutionelle Anbindung durch.
Ab September 1930 reisten er und ein Freund acht Monate mit dem Fahrrad in den Nahen Osten, um – angeregt durch Schwantes und die Askalonien-Theorie – nach steinzeitlichen Artefakten zu suchen. In Yabrud (Syrien) entdeckte Rust Halbhöhlen, in denen er über 100 Steinzeitartefakte fand und einen Großteil nach Erhalt einer Ausfuhrgenehmigung an Museen und Sammler verkaufte. In den folgenden drei Jahren unternahm er weitere Reisen per Schiff und Rad in die Gegend. Mit einheimischen Hilfskräften konnte er in drei Halbhöhlen insgesamt 45 aufeinanderfolgende Kulturschichten freilegen und somit erstmals lückenlos Spuren einer Zeitspanne von ca. 150.000 Jahren Siedlungsgeschichte nachweisen.
Parallel wandte sich Rust seiner näheren Umgebung zu. Nach Oberflächenfunden von Feuersteinwerkzeugen seit Anfang des 20. Jahrhunderts nahe der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck entdeckte Rust ab 1932 beim Ortsteil Meiendorf der Landgemeinde Rahlstedt (heute zu Hamburg) Hunderte weitere. Schwantes und er vermuteten Relikte von Eiszeitjägern, sodass Rust nach ehemaligen Siedlungsplätzen an verlandeten Gewässern im eiszeitlich geprägten Tunneltal suchte. Bei einer Probegrabung ab August 1933 wurde erstmals organisches Material gefunden und somit eine Datierung ermöglicht.
Ab Mai 1934 folgte die von Rust im Auftrag des Kieler Museums Vaterländischer Alterthümer unter Schwantes durchgeführte, auf ca. 800 m² angelegte Hauptgrabung. Er verfügte über Kräfte des Reichsarbeitsdienstes und praktizierte eine damals noch ungewöhnliche interdisziplinäre Teamarbeit. Die Grabung ergab eine hohe Fundmenge wie Feuersteinwerkzeuge, Geräte aus Geweih sowie Knochen und auch einige Bernsteinartefakte. Rust wies somit nach, dass bereits in der späten Eiszeit Menschen der von Schwantes so bezeichneten Hamburger Kultur als Rentierjäger in Norddeutschland siedelten.
Ab Herbst 1934 folgten Untersuchungen am Hügel Stellmoor, die 1935/36 auf eine Fläche von 1.000 m² ausgeweitet wurden und knapp 30.000 Funde ergaben.
Dadurch konnte Rust die Abfolge von Hamburger Kultur und späterer Ahrensburger Kultur nachweisen. Einen bearbeiteten Holzpfahl deutete Rust als Kultpfahl. Aufgrund von Rentierskeletten mit einem Stein im Brustkorb interpretierte er mehrere Fundstellen als Opferteich für religiöse Rituale.
1937–1939 sowie nach dem Zweiten Weltkrieg folgten Grabungen am Pinnberg. 1941 und 1947 am Wohnplatz Hopfenbach-Aalfang gefundene, bearbeitete Weidenstämme deutete Rust als Götzengruppe.
Anfangs finanziell gefördert durch die Forschungs- und Lehrgemeinschaft Das Ahnenerbe e. V., hatte Rust ab April 1939 bis zu seinem Ruhestand eine Stelle als wissenschaftlicher Angestellter bei der Provinzialstelle für vor- und frühgeschichtliche Landesaufnahme und Bodendenkmalpflege inne.
Während des Zweiten Weltkriegs hielt Rust sich 1940–1944 mehrfach für Grabungen und Studienbesuche in Italien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Frankreich, der Schweiz sowie den Kulna-Höhlen bei Brünn (heute Brno, Tschechien) auf.
1946–1948 leitete er die Grabungen am Borneck sowie ab 1951 am Poggenwisch, wo mit dem Stab von Poggenwisch eines der ältesten erhaltenen Kunstwerke Nordeuropas aus der Späteiszeit gefunden wurde. Ab den 1950er-Jahren wandte er sich der Suche nach den ältesten Werkzeugen der Menschheit zu. Seine Interpretation von Funden u. a. von Sylt 1952, aus Thüringen sowie Mauer bei Heidelberg als Heidelberger Kultur konnte sich im Fach allerdings nicht durchsetzen.
1957–1959 war Rust Lehrbeauftragter für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Hamburg. Bis zu seinem Ruhestand 1965 führte er weitere Flächengrabungen u. a. bei Hasewisch durch und war auch danach an Grabungen im Tunneltal beteiligt.